Der Klient
überraschen. Nicht einmal sein Selbstmord. Endlich legte er auf. Am nächsten Morgen um neun rief er mich im Büro an; er hatte eine Heidenangst, daß er sich am Abend zuvor etwas hatte entschlüpfen lassen. Er war in Panik, deutete immer wieder an, daß er wissen könnte, wo die Leiche ist, und versuchte herauszubekommen, ob er mir bei seinem betrunkenen Geschwafel vielleicht irgendwelche Hinweise gegeben hatte. Nun, ich spielte mit und dankte ihm für das, was er mir am Abend mitgeteilt hatte; und das war gar nichts. Ich dankte ihm noch einmal und dann ein drittes Mal, und ich spürte regelrecht, wie Romey am anderen Ende der Leitung schwitzte. An diesem Tag rief er mich noch zweimal im Büro an und dann am selben Abend zu Hause, wieder betrunken. Es war fast komisch, aber ich dachte, ich könnte ihn aufs Glatteis führen, und er würde sich vielleicht verplappern. Ich sagte ihm, ich hätte Roy informieren müssen, und Roy hätte es dem FBI gesagt, und das FBI würde ihn jetzt rund um die Uhr überwachen.«
»Und daraufhin ist er völlig ausgerastet«, setzte Foltrigg hilfreich hinzu.
»Ja, er hat mich ganz schön verflucht, aber am nächsten Tag hat er mich im Büro angerufen. Wir haben zusammen gegessen, und der Mann war ein nervöses Wrack. Er war viel zu verängstigt, um mich geradeheraus zu fragen, ob wir über die Leiche Bescheid wüßten, und ich gab mich ganz cool. Ich erklärte ihm, wir wären ganz sicher, daß wir lange vor der Verhandlung die Leiche haben würden, und dankte ihm abermals. Er ging vor meinen Augen in die Brüche. Er hatte weder geschlafen noch gebadet. Seine Augen waren rot und verschwollen. Er betrank sich beim Lunch und fing an, mir üble Tricks und alle Arten von niederträchtigem, standeswidrigem Verhalten vorzuwerfen. Es war eine häßliche Szene. Ich bezahlte die Rechnung und ging, und am gleichen Abend rief er wieder bei mir zu Hause an, bemerkenswert nüchtern. Er entschuldigte sich. Ich sagte okay. Ich teilte ihm mit, daß Roy ernstlich daran dächte, ihn wegen Behinderung der Justiz anzuklagen, und da ging er in die Luft. Er sagte, wir könnten ihm nichts beweisen. Ich sagte, vielleicht nicht, aber er würde angeklagt, verhaftet und vor Gericht gestellt werden, und dann wäre es aus mit seinem Mandat zur Verteidigung von Barry Muldanno. Er schrie und tobte eine Viertelstunde, dann legte er auf. Seither habe ich nichts mehr von ihm gehört.«
»Er weiß, beziehungsweise er wußte, wo Muldanno die Leiche verscharrt hat«, setzte Foltrigg im Brustton der Überzeugung hinzu.
»Weshalb sind wir nicht informiert worden?« fragte Trumann.
»Wir waren im Begriff, es Ihnen zu sagen. Thomas und ich haben gerade heute nachmittag darüber gesprochen, kurz bevor wir den Anruf bekamen.« Foltrigg sagte das auf irgendwie wegwerfende Art, als sollte Trumann ihn mit dergleichen nicht behelligen. Trumann warf einen Blick auf Scherff, der an seinem Notizblock klebte und Bilder von Handfeuerwaffen zeichnete.
Foltrigg trank seinen Tomatensaft aus und warf die Dose in den Müllbeutel. Dann schlug er die Füße übereinander. »Ihr müßt Cliffords Spur von New Orleans nach Memphis verfolgen. Welche Route hat er genommen? Hat er Freunde an der Strecke? Wo hat er haltgemacht? Wen hat er in Memphis aufgesucht? Er hat doch bestimmt mit jemandem gesprochen in der Zeit zwischen dem Verlassen von New Orleans und seinem Selbstmord. Meinen Sie nicht auch?«
Trumann nickte. »Es ist eine lange Fahrt. Ich bin sicher, daß er unterwegs anhalten mußte.«
»Er wußte, wo die Leiche ist, und er hatte offensichtlich vor, Selbstmord zu begehen. Es besteht durchaus die Möglichkeit, daß er es jemandem erzählt hat. Sind Sie nicht auch dieser Ansicht?«
»Vielleicht.«
»Denken Sie darüber nach, Larry. Nehmen wir an, Sie sind der Anwalt, Gott behüte. Und Sie vertreten einen Killer, der einen Senator der Vereinigten Staaten ermordet hat. Nehmen wir an, der Killer sagt Ihnen, seinem Anwalt, wo er die Leiche versteckt hat. Also kennen zwei, und nur zwei Leute auf der ganzen Welt, das Geheimnis. Und Sie, der Anwalt, drehen durch und beschließen, sich selbst umzubringen. Sie planen es. Sie wissen, daß Sie sterben werden. Sie besorgen sich Tabletten und Whiskey und eine Waffe und einen Gartenschlauch, und Sie fahren fünf Stunden von zu Hause fort und bringen sich um. Also – würden Sie Ihr kleines Geheimnis mit jemandem teilen?«
»Vielleicht. Ich weiß es nicht.«
»Aber die Chance besteht,
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