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Der Klient

Titel: Der Klient Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Telefongesellschaften zusammen.«
    So ein Biest! Aber schließlich war sie Anwältin, oder etwa nicht? McThune lehnte sich vor, ließ seine Knöchel knacken und beschloß, wenigstens versuchsweise Widerstand zu leisten. »Hören Sie, Ms. Love, wir …«
    »Nennen Sie mich Reggie.«
    »Okay, okay, Reggie, äh, sehen Sie, es tut uns leid. Wir – äh – haben uns ein wenig hinreißen lassen, und – äh – wir bitten um Entschuldigung.«
    »Ein wenig hinreißen lassen? Das kann Sie Ihren Job kosten.«
    Sie hatten nicht vor, darüber mit ihr zu diskutieren. Vermutlich hatte sie recht, und selbst wenn da Raum für Gegenargumente gewesen wäre, so waren sie doch nicht imstande, welche vorzubringen.
    »Nehmen Sie das auf?« fragte Trumann.
    »Nein.«
    »Okay, wir haben falsch gehandelt. Es tut uns leid.« Er konnte sie nicht ansehen.
    Reggie steckte die Kassette langsam in ihre Manteltasche. »Sehen Sie mich an, meine Herren.« Sie hoben langsam den Blick zu ihr, aber es tat weh. »Sie haben mir bereits bewiesen, daß Sie lügen können und daß Ihnen das Lügen leichtfällt. Weshalb sollte ich Ihnen trauen?«
    Trumann hieb plötzlich auf den Tisch, zischte und machte eine geräuschvolle Schau daraus, aufzustehen und ans Ende des Tisches zu marschieren. Dann warf er die Hände hoch. »Das ist doch unglaublich. Wir sind nur hergekommen, um dem Jungen ein paar Fragen zu stellen, einfach unsere Arbeit zu tun, und jetzt müssen wir uns nur mit Ihnen anlegen. Der Junge hat uns nicht gesagt, daß er einen Anwalt hat. Wenn er es uns gesagt hätte, dann hätten wir abgewartet. Weshalb tun Sie das? Weshalb haben Sie absichtlich diese Situation heraufbeschworen? Das ist doch sinnlos.«
    »Was wollen Sie von dem Jungen?«
    »Die Wahrheit. Er lügt über das, was er gestern gesehen hat. Wir wissen, daß er lügt. Wir wissen, daß er mit Jerome Clifford gesprochen hat, bevor Clifford sich umbrachte. Wir wissen, daß der Junge in dem Wagen war. Vielleicht kann ich ihm keinen Vorwurf daraus machen, daß er lügt. Er ist nur ein Kind. Er hat Angst. Aber, verdammt noch mal, wir müssen wissen, was er gesehen und gehört hat.«
    »Was könnte er Ihrer Meinung nach gesehen und gehört haben?«
    Der Gedanke, dies alles Foltrigg erklären zu müssen, traf Trumann wie ein Schlag, und er lehnte sich gegen die Wand. Genau deshalb haßte er Anwälte – Foltrigg, Reggie, den nächsten, der ihm begegnete. Sie machten das Leben so kompliziert.
    »Hat er Ihnen alles erzählt?« fragte McThune.
    »Unsere Unterhaltung ist streng vertraulich.«
    »Das ist mir klar. Aber wissen Sie Bescheid über Clifford und Muldanno und Boyd Boyette? Kennen Sie den Fall?«
    »Ich habe die Morgenzeitung gelesen. Ich bin über die Sache in New Orleans informiert. Sie brauchen die Leiche, nicht wahr?«
    »Das kann man wohl sagen«, erklärte Trumann vom Ende des Tisches. »Aber im Moment brauchen wir vor allem ein Gespräch mit Ihrem Mandanten.«
    »Ich werde darüber nachdenken.«
    »Wann werden Sie zu einer Entscheidung gelangen?«
    »Das weiß ich noch nicht. Hätten Sie heute nachmittag Zeit?«
    »Wozu?«
    »Ich muß noch einiges mit meinem Mandanten besprechen. Ich schlage vor, daß wir uns um drei in meinem Büro treffen.« Sie nahm ihren Aktenkoffer und steckte den Recorder hinein. Es war offensichtlich, daß diese Unterredung beendet war. »Ich behalte das Band für mich. Es soll unser kleines Geheimnis bleiben, okay?«
    McThune nickte sein Einverständnis, wußte aber, daß da noch mehr kommen würde.
    »Wenn ich etwas von Ihnen brauche, zum Beispiel die Wahrheit oder eine eindeutige Antwort, dann erwarte ich, daß ich es auch bekomme. Wenn ich Sie noch einmal beim Lügen ertappe, mache ich von dem Band Gebrauch.«
    »Das ist Erpressung«, sagte Trumann.
    »Genau das ist es. Verklagen Sie mich.« Sie stand auf und ergriff den Türknauf. »Wir sehen uns um drei.«
    McThune folgte ihr. »Äh, hören Sie, Reggie, da ist noch jemand, der vermutlich auch dabeisein möchte. Sein Name ist Roy Foltrigg, und er ist …«
    »Mr. Foltrigg ist in der Stadt?«
    »Ja. Er ist letzte Nacht angekommen, und er wird darauf bestehen, an dem Treffen in Ihrem Büro teilzunehmen.«
    »Nun denn. Ich fühle mich geehrt. Laden Sie ihn bitte ein.«
10
    D er Artikel über den Tod von Jerome Clifford auf der Titelseite der Memphis Press stammte von Anfang bis Ende aus der Feder von Slick Moeller, einem alten Polizeireporter, der seit dreißig Jahren über Verbrechen und Polizei in Memphis

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