Der Klient
wollte, über seine Ansichten und Strategien und großen Siege aufzuklären.
Nachdem McThune und Trumann aus dem Krankenhaus zurückgekehrt waren und ihm die frustrierenden Neuigkeiten über Mark und seine neue Anwältin mitgeteilt hatten, hatte sich Foltrigg zusammen mit Boxx und Fink abermals in Ords Büro eingenistet, um den jüngsten Stand der Dinge zu rekapitulieren. Ord saß in dem schweren Ledersessel hinter seinem massigen Schreibtisch und hörte zu, wie Foltrigg die Agenten verhörte und gelegentlich Boxx eine Anweisung zubellte.
»Was wissen Sie von dieser Anwältin?« fragte er Ord. »Nie von ihr gehört.«
»Hat jemand in Ihrem Büro schon einmal mit ihr zu tun gehabt?« fragte Foltrigg. Die Frage war praktisch eine Anweisung an Ord, jemanden ausfindig zu machen, der über Reggie Love informiert war. Er verließ sein Büro und sprach mit einem Assistenten. Die Suche begann.
Trumann und McThune saßen sehr still in einer Ecke von Ords Büro. Sie hatten beschlossen, niemandem etwas von dem Tonband zu erzählen, zumindest vorläufig nicht. Vielleicht später. Vielleicht, so hofften sie, nie.
Eine Sekretärin brachte Sandwiches, und der Lunch wurde begleitet von Spekulationen und ziellosem Gerede. Foltrigg war begierig, nach New Orleans zurückzukehren, aber noch begieriger war er, etwas über Mark Sway zu erfahren. Die Tatsache, daß der Junge es irgendwie geschafft hatte, sich eine Anwältin zu besorgen, war höchst beunruhigend. Er hatte Angst davor, zu reden. Foltrigg war sicher, daß Clifford ihm irgend etwas mitgeteilt hatte, und je weiter der Tag fortschritt, desto fester wurde seine Überzeugung, daß der Junge über die Leiche Bescheid wußte. Er war kein Mann, der zögerte, bevor er Schlußfolgerungen zog. Als die Sandwiches verzehrt waren, hatte er sich selbst und allen anderen Anwesenden eingeredet, daß Mark Sway genau wußte, wo Boyette begraben war.
David Sharpinski, einer von Ords zahlreichen Assistenten, erschien im Büro und erklärte, er hätte mit Reggie Love zusammen an der Memphis State University Jura studiert. Er ließ sich neben Foltrigg auf Wallys Platz nieder und beantwortete Fragen. Er hatte viel zu tun und hätte lieber an einem seiner Fälle gearbeitet.
»Wir haben beide vor vier Jahren unser Examen gemacht«, sagte Sharpinski.
»Also praktiziert sie erst seit vier Jahren«, war Foltriggs schnelle Schlußfolgerung. »Welche Art von Arbeit tut sie? Strafrecht? Wieviel Strafrecht? Kennt sie sich aus?«
McThune sah Trumann an. Sie hatten sich von einer Anwältin mit nur vierjähriger Praxis festnageln lassen.
»Ein bißchen Strafrecht«, erwiderte Sharpinski. »Wir sind recht gute Freunde. Ich besuche sie von Zeit zu Zeit. Der größte Teil ihrer Arbeit betrifft mißhandelte und mißbrauchte Kinder. Sie ist – nun ja, sie hat eine ziemlich harte Zeit hinter sich.«
»Was meinen Sie damit?«
»Das ist eine lange Geschichte, Mr. Foltrigg. Sie ist eine ziemlich vielschichtige Person. Dies ist ihr zweites Leben.«
»Sie kennen sie gut, nicht wahr?«
»Ja. Wir haben drei Jahre lang zusammen studiert, mit Unterbrechungen.«
»Wie meinen Sie das – mit Unterbrechungen?«
»Nun, sie mußte zeitweise aussteigen. Wegen emotionaler Probleme. In ihrem ersten Leben war sie die Frau eines prominenten Arztes, eines Gynäkologen. Sie waren wohlhabend und erfolgreich, in allen Gesellschaftsspalten, Wohlfahrtseinrichtungen, Country Clubs und so weiter. Großes Haus in Germantown. Sein Jaguar und ihr Jaguar. Sie war im Vorstand von jedem Garden Club und jeder sozialen Einrichtung in Memphis. Sie hatte als Lehrerin gearbeitet, um ihm das Medizinstudium zu ermöglichen, und nach fünfzehn Jahren Ehe beschloß er, sie gegen ein neues Modell einzutauschen. Er begann hinter Frauen herzulaufen und fing eine Affäre mit einer jüngeren Krankenschwester an, die schließlich seine Ehefrau Nummer zwei wurde. Reggie hieß damals Regina Cardoni. Sie nahm es schwer, reichte die Scheidung ein, und dann wurde es ausgesprochen unschön. Dr. Cardoni kämpfte mit harten Bandagen, und sie klappte langsam zusammen. Er quälte sie. Die Scheidung schleppte sich hin. Sie fühlte sich öffentlich gedemütigt. Ihre Freundinnen waren alle Arztfrauen, Country-Club-Typen, und suchten fluchtartig das Weite. Sie unternahm sogar einen Selbstmordversuch. Das steht alles in den Scheidungsunterlagen. Er hatte massenhaft Anwälte, und die zogen an allen möglichen Drähten und veranlaßten ihre Einweisung in eine
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