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Der Klient

Titel: Der Klient Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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gefragt, wo seine Mutter ist, und er hat gesagt, sie könnte jetzt nicht kommen, und da haben wir gedacht, sie wäre unterwegs oder so etwas, deshalb haben wir einfach mit dem Jungen geplaudert.«
    »Ja, während wir auf Ms. Sway und den Arzt warteten«, setzte McThune, Hilfestellung leistend, hinzu. »Wo waren Sie währenddessen?«
    »Stellen Sie keine irrelevanten Fragen. Haben Sie Mark geraten, mit einem Anwalt zu sprechen?«
    Die Agenten sahen sich an, und jeder suchte Hilfe beim anderen. »Darüber wurde nicht gesprochen«, sagte Trumann mit unschuldigem Achselzucken.
    Das Lügen war einfacher, weil der Junge nicht dabei war. Er war nur ein verängstigtes Kind, das etwas durcheinandergebracht hatte, und sie waren schließlich FBI-Agenten, also würde sie schließlich ihnen glauben.
    McThune räusperte sich und sagte: »Doch, einmal, Larry. Erinnern Sie sich, daß Mark, oder vielleicht war ich es auch, etwas über ›L. A. Law‹ gesagt hat, und dann hat Mark gesagt, vielleicht würde er einen Anwalt brauchen, aber er hat nur Spaß gemacht, und wir, oder zumindest ich, hielten es für einen Scherz. Erinnern Sie sich, Larry?«
    Larry erinnerte sich. »Ach ja, irgend etwas über ›L. A. Law‹. Nur ein Scherz.«
    »Sind Sie sicher?« fragte Reggie.
    »Natürlich bin ich sicher«, protestierte Trumann. McThune runzelte die Stirn und nickte wie sein Partner.
    »Er hat Sie nicht gefragt, ob er einen Anwalt braucht?«
    Sie schüttelten den Kopf und versuchten scheinbar, darüber nachzudenken. »Daran kann ich mich nicht erinnern. Er ist schließlich ein Kind und sehr verängstigt, und ich bin überzeugt, daß er verwirrt ist«, sagte McThune.
    »Haben Sie ihn auf seine Rechte hingewiesen?«
    Daraufhin lächelte Trumann; hier war er auf sichererem Boden. »Natürlich nicht. Er ist kein Tatverdächtiger. Er ist nur ein Kind. Wir müssen ihm ein paar Fragen stellen.«
    »Und Sie haben nicht versucht, ihn ohne Anwesenheit oder Zustimmung seiner Mutter zu verhören?«
    »Nein.«
    »Natürlich nicht.«
    »Und Sie haben ihm nicht gesagt, Anwälte kämen einem nur in die Quere, als er Sie um Rat fragte?«
    »Nein, Madam.«
    »Keineswegs. Wenn der Junge das behauptet, dann lügt er.« Reggie öffnete langsam ihren Aktenkoffer und holte den schwarzen Recorder und die Mikrokassette heraus. Sie legte sie vor ihnen auf den Tisch und stellte den Koffer auf den Boden.
    Special Agents McThune und Trumann starrten das Gerät an und schienen auf ihren Stühlen zusammenzuschrumpfen.
    Reggie bedachte beide mit einem bissigen Lächeln und sagte:
    »Ich glaube, wir wissen, wer hier lügt.«
    McThune ließ zwei Finger über den Nasenrücken gleiten.
    Trumann rieb sich die Augen. Sie ließ sie einen Moment leiden.
    Im Zimmer war es still.
    »Es ist alles hier auf dem Band, meine Herren. Ihr habt versucht, den Jungen ohne Gegenwart und Zustimmung seiner Mutter zu verhören. Er hat Sie ausdrücklich gefragt, ob Sie nicht warten sollten, bis sie verfügbar wäre, und Sie haben nein ge sagt. Sie haben versucht, das Kind einzuschüchtern, indem Sie mit strafrechtlicher Verfolgung nicht nur des Kindes, sondern auch seiner Mutter drohten. Er hat Ihnen gesagt, daß er Angst hat, und er hat Sie zweimal ausdrücklich gefragt, ob er einen Anwalt brauchte. Sie haben ihm geraten, sich keinen Anwalt zu beschaffen, und eine Ihrer Begründungen dafür war, daß Anwälte eine Pest wären. Meine Herren – die Pest ist hier.«
    Sie sackten noch tiefer zusammen. McThune drückte vier Finger gegen seine Stirn und rieb bedächtig darauf herum. Trumann starrte fassungslos auf das Tonband, hütete sich aber, die Frau anzusehen. Er dachte daran, es zu nehmen und in Fetzen zu reißen und darauf herumzutrampeln, weil es ihn seine Stellung kosten konnte, aber gleichzeitig war er in seiner zutiefst erschütterten Seele überzeugt, daß diese Frau eine Kopie davon gemacht hatte.
    Beim Lügen ertappt zu werden war schon schlimm genug, aber ihre Probleme reichten wesentlich tiefer. Es konnte zu einem schwerwiegenden Disziplinarverfahren kommen. Verweise. Versetzungen. Schwarze Flecken in der Personalakte. Außerdem war Trumann davon überzeugt, daß diese Frau alles wußte, was es über die Bestrafung vom rechten Wege abgekommener FBIAgenten zu wissen gab.
    »Sie haben den Jungen verdrahtet«, sagte Trumann fassungslos zu niemand im besonderen.
    »Warum auch nicht? Das ist kein Verbrechen. Ihr seid das FBI, vergeßt das nicht. Ihr verlegt mehr Drähte als sämtliche

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