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Der Klient

Titel: Der Klient Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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unsere Fragen wahrheitsgemäß zu beantworten, dann ist alles in bester Ordnung.« Er wurde langsam wütend, und das überraschte Mark nicht. Einer von ihnen mußte wütend sein. Es war die Guter-Mann-Böser-Mann-Routine, die Mark Tausende von Malen im Fernsehen beobachtet hatte. McThune würde gemein werden, und Trumann würde oft lächeln und Mark zuliebe seinem Partner manchmal sogar einen mißbilligenden Blick zuwerfen, und das würde Trumann Mark sympathisch machen. Schließlich würde McThune aufgebracht das Zimmer verlassen, und dann wurde von Mark erwartet, daß er Trumann sein Herz ausschüttete.
    Trumann neigte sich mit der Andeutung eines Lächelns zu ihm. »Mark, war Jerome Clifford schon tot, als ihr ihn gefunden habt?«
    »Ich berufe mich auf den Fünften Verfassungszusatz.«
    Das angedeutete Lächeln verschwand. McThunes Gesicht rötete sich, und er schüttelte frustriert den Kopf. Es gab eine lange Pause, während der die Agenten sich gegenseitig anstarrten. Mark beobachtete, wie eine Ameise über den Tisch kroch und unter einem Notizblock verschwand.
    Trumann, der gute Mann, ergriff schließlich das Wort.
    »Mark, ich glaube, du hast wirklich zuviel ferngesehen.«
    »Sie meinen, ich kann mich nicht auf den Fünften Verfassungszusatz berufen?«
    »Laß mich raten«, knurrte McThune. »Du siehst dir ›L. A. Law‹ an, stimmt’s?«
    »Jede Woche.«
    »Das habe ich mir gedacht. Willst du überhaupt irgendwelche Fragen beantworten, Mark? Wenn du es nicht tust, müssen wir andere Schritte unternehmen.«
    »Welche zum Beispiel?«
    »Vor Gericht gehen. Mit dem Richter sprechen. Ihn überzeugen, daß er dich zwingen muß, mit uns zu reden. Alles ziemlich unerfreulich.«
    »Ich muß auf die Toilette«, sagte Mark, schob seinen Stuhl vom Tisch zurück und stand auf.
    »Aber natürlich, Mark«, sagte Trumann, plötzlich besorgt, ihm wäre ihretwegen schlecht geworden. »Ich glaube, sie ist ein Stück den Flur hinunter.« Mark war an der Tür.
    »Du kannst dir ruhig fünf Minuten Zeit lassen, Mark. Wir warten. Es hat keine Eile.«
    Er verließ das Zimmer und machte die Tür hinter sich zu.
    Siebzehn Minuten lang redeten die Agenten über Belanglosigkeiten und spielten mit ihren Kugelschreibern. Sie machten sich keine Sorgen. Sie waren erfahrene Agenten mit Unmengen von Tricks. Sie waren keine Anfänger. Er würde reden.
    Ein Klopfen, und McThune sagte »Herein«. Die Tür ging auf, und eine attraktive Dame von etwa Fünfzig trat ein und machte die Tür hinter sich zu, als wäre dies ihr Büro. Sie sprangen eilig auf, und im gleichen Moment sagte sie: »Behalten Sie ruhig Platz.«
    »Wir sind in einer Besprechung«, sagte Trumann in amtlichem Ton.
    »Sie sind im falschen Zimmer«, erklärte McThune grob. Sie legte ihren Aktenkoffer auf den Tisch und händigte beiden Agenten eine weiße Karte aus. »Ich glaube nicht«, sagte sie. »Mein Name ist Reggie Love. Ich bin Anwältin, und ich vertrete Mark Sway.«
    Sie nahmen es halbwegs gut hin. McThune studierte die Karte, während Trumann nur mit baumelnden Händen dastand und versuchte, etwas zu sagen.
    »Wann hat er Sie engagiert?« fragte McThune mit einem hektischen Blick auf Trumann.
    »Geht Sie das etwas an? Und er hat mich nicht nur engagiert, sondern durch Zahlung eines Vorschusses verpflichtet. Setzen Sie sich.«
    Sie ließ sich anmutig auf einem Stuhl nieder und rückte an den Tisch heran. Die beiden Agenten sanken verunsichert auf ihre Stühle und hielten Abstand.
    »Wo – äh – wo ist Mark?« fragte Trumann.
    »Er ist irgendwohin verschwunden und beruft sich auf den Fünften Verfassungszusatz. Würden Sie mir bitte Ihre Ausweise zeigen?«
    Sie griffen sofort in ihre Jacketts, tasteten hektisch darin herum und brachten gleichzeitig ihre Ausweise zum Vorschein. Sie nahm beide, las sie sorgfältig, dann schrieb sie etwas auf einen Notizblock.
    Als sie fertig war, schob sie die Ausweise über den Tisch und fragte: »Haben Sie tatsächlich versucht, dieses Kind zu verhören, ohne daß seine Mutter zugegen war?«
    »Nein«, sagte Trumann.
    »Natürlich nicht«, sagte McThune, empört über diese Frage. »Er sagt, Sie hätten es getan.«
    »Er ist verwirrt«, sagte McThune. »Wir haben zuerst mit Dr. Greenway gesprochen, und er war mit dieser Zusammenkunft einverstanden, an der Mark, Dianne Sway und der Arzt teilnehmen sollten.«
    »Aber der Junge ist allein hier aufgekreuzt«, setzte Trumann schnell hinzu, begierig, die Lage zu erklären. »Und wir haben ihn

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