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Der Klient

Titel: Der Klient Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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eine Dreiviertelstunde warten. Während die Agenten auf der Couch in Zeitschriften blätterten, wanderte Foltrigg herum, schaute immer wieder auf die Uhr, warf Clint wütende Blicke zu, bellte ihn sogar zweimal an und wurde jedesmal informiert, daß Reggie in einer wichtigen Angelegenheit telefoniere. Als ob Foltrigg nicht wegen einer wichtigen Angelegenheit hier wäre. Er wäre nur zu gern wieder gegangen. Aber er konnte es nicht. Dies war einer der seltenen Fälle in seinem Leben, wo er kampflos einen subtilen Tritt in den Hintern einstecken mußte.
    Endlich forderte Clint sie auf, ihm in einen kleinen Konferenzraum zu folgen, an dessen Wänden Regale voller dicker juristischer Bücher standen. Clint wies sie an, Platz zu nehmen, und erklärte, Reggie würde gleich kommen.
    »Sie hat sich um eine Dreiviertelstunde verspätet«, protestierte Foltrigg.
    »Das ist wenig für Reggie, Sir«, sagte Clint mit einem Lächeln, als er die Tür schloß. Foltrigg setzte sich an das eine Ende des Tisches, flankiert von den beiden Agenten. Sie warteten.
    »Übrigens, Roy«, sagte Trumann widerstrebend, »bei dieser Frau müssen Sie vorsichtig sein. Es kann sein, daß sie das Gespräch aufzeichnet.«
    »Wie kommen Sie auf die Idee?«
    »Nun, man kann nie sicher sein …«
    »Die Anwälte hier in Memphis arbeiten viel mit Bandgeräten«, setzte McThune hilfreich hinzu. »Ich weiß nicht, wie es in New Orleans ist, aber hier ist es ziemlich schlimm.«
    »Sie muß uns doch vorher Bescheid sagen, wenn sie das Gespräch aufzeichnen will, oder etwa nicht?« fragte Foltrigg, offensichtlich völlig arglos.
    »Darauf würde ich mich nicht verlassen«, sagte Trumann. »Seien Sie auf alle Fälle vorsichtig.«
    Die Tür ging auf, und Reggie trat ein, mit achtundvierzig Minuten Verspätung. »Behalten Sie Platz«, sagte sie, als Clint die Tür hinter ihr zumachte. Sie reichte Foltrigg die Hand, der halb aufgestanden war. »Reggie Love. Sie müssen Roy Foltrigg sein.«
    »Der bin ich. Erfreut, Sie kennenzulernen.«
    »Bitte, bleiben Sie sitzen.« Sie lächelte McThune und Trumann an, und eine kurze Sekunde lang dachten alle drei an das Tonband. »Tut mir leid, daß ich mich verspätet habe«, sagte sie, nachdem sie sich allein an ihrem Ende des Konferenztisches niedergelassen hatte. Sie saßen zweieinhalb Meter von ihr entfernt, zusammengedrängt wie nasse Enten.
    »Kein Problem«, sagte Foltrigg laut, als wäre es ein ganz beträchtliches Problem.
    Sie holte ein großes Bandgerät aus einer Schublade des Konferenztisches und stellte es vor sich auf. »Haben Sie etwas dagegen, wenn ich diese kleine Konferenz aufnehme?« fragte sie, als sie das Mikrofon einstöpselte. Die kleine Konferenz würde aufgenommen werden, ob es ihnen nun paßte oder nicht. »Ich stelle Ihnen gern eine Kopie des Bandes zur Verfügung.«
    »Keine Einwände«, sagte Foltrigg, als hätte er eine Alternative.
    McThune und Trumann starrten auf das Bandgerät. Wie nett von ihr, zu fragen! Sie lächelte die beiden an, und sie erwiderten das Lächeln, dann lächelten alle drei das Bandgerät an. Sie war so feinfühlig wie ein Stein, der durch eine Fensterscheibe fliegt. Die verdammte Mikrokassette konnte nicht weit weg sein.
    Sie drückte auf einen Knopf. »Also, um was geht es?«
    »Wo ist Ihr Mandant?« fragte Foltrigg. Er lehnte sich vor, und es war klar, daß er das gesamte Reden zu übernehmen gedachte.
    »Im Krankenhaus. Der Arzt will, daß er sich in der Nähe seines Bruders aufhält.«
    »Wann können wir mit ihm reden?«
    »Sie setzen voraus, daß Sie tatsächlich mit ihm reden werden.« Sie musterte Foltrigg mit sehr selbstsicheren Augen. Ihr Haar war grau und kurzgeschnitten wie das eines Jungen. Ein ausdrucksvolles, kontrastreiches Gesicht. Die Augenbrauen dunkel. Die Lippen sorgfältig in einem sanften Rot geschminkt. Die Haut war glatt und ohne dickes Make-up. Es war ein hübsches Gesicht mit einem Pony und Augen, die ruhige Entschlossenheit ausstrahlten. Foltrigg sah sie an und dachte an all das Elend und die Qualen, die sie durchgemacht hatte. Es war ihr nicht anzumerken.
    McThune öffnete eine Akte und blätterte darin. In den vorangegangenen zwei Stunden hatte er ein fünf Zentimeter dickes Dossier über Reggie Love alias Regina Cardoni zusammengestellt. Sie hatten die Scheidungsunterlagen und die Einweisungsbeschlüsse in der Gerichtsregistratur kopiert. Die Akte enthielt auch die Hypothekenunterlagen und Grundbuchauszüge für das Haus ihrer Mutter. Zwei in

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