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Der Klient

Titel: Der Klient Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Anstalt. Dann zog er ihr auch den letzten Pfennig aus der Tasche.«
    »Kinder?«
    »Zwei, ein Junge und ein Mädchen. Sie waren damals noch Teenager, und natürlich bekam er das Sorgerecht. Er gab ihnen ihre Freiheit und genügend Geld, und sie kehrten ihrer Mutter den Rücken. Er und seine Anwälte sorgten dafür, daß sie zwei Jahre in verschiedenen Anstalten verbrachte, und danach war alles vorbei. Er hatte das Haus, die Kinder, die neue Ehefrau, alles.«
    Die tragische Geschichte einer Freundin erzählen zu müssen, fiel Sharpinski schwer, und es war offensichtlich, daß er es Foltrigg gegenüber besonders ungern tat. Aber das meiste davon stand ohnehin in den Akten.
    »Und wie ist sie dann Anwältin geworden?«
    »Es war nicht einfach. Der Gerichtsbeschluß verbot ihr, die Kinder zu sehen. Sie lebte bei ihrer Mutter, die ihr, wie ich glaube, vermutlich das Leben gerettet hat. Ich bin nicht sicher, aber ich habe gehört, die Mutter hätte eine Hypothek auf ihr Haus aufgenommen, um eine ziemlich kostspielige Therapie zu finanzieren. Es dauerte Jahre, aber dann bekam sie ihr Leben wieder in den Griff. Sie kam darüber hinweg. Die Kinder wuchsen heran und verließen Memphis. Der Junge kam ins Gefängnis, wegen Drogenhandels. Die Tochter lebt in Kalifornien.«
    »Was für eine Art von Studentin war sie?«
    »Zuzeiten sehr scharfsinnig. Sie war entschlossen, sich selbst zu beweisen, daß sie eine gute Anwältin werden könnte. Aber sie hatte immer noch mit Depressionen zu tun. Sie versuchte es mit Alkohol und Tabletten, und ungefähr auf halbem Wege mußte sie aussteigen. Dann kam sie wieder, trocken und sauber, und machte einen glänzenden Abschluß.«
    Wie gewöhnlich machten sich Fink und Boxx hektisch Notizen und versuchten jedes Wort festzuhalten, als wäre damit zu rechnen, daß Foltrigg später Rückfragen stellte. Ord hörte zu, war aber in Gedanken bei dem Stapel längst überfälliger Arbeit auf seinem Schreibtisch. Mit jeder Minute gingen ihm Foltrigg und sein Eindringen in sein Büro mehr auf die Nerven. Schließlich war er genau so beschäftigt wie Foltrigg. Und genauso wichtig war er auch.
    »Was für eine Art von Anwältin ist sie?«
    Hundsgemein, dachte McThune. Verdammt gerissen, dachte Trumann. Ziemlich geschickt im Umgang mit elektronischen Geräten.
    »Sie arbeitet schwer, verdient nicht sonderlich viel, aber meiner Meinung nach spielt Geld für sie auch keine große Rolle.«
    »Wie in aller Welt ist sie bloß auf den Namen Reggie gekommen?« fragte Foltrigg, anscheinend ehrlich verunsichert durch dieses ungelöste Rätsel. Wahrscheinlich von Regina abgeleitet, dachte Ord, sprach es aber nicht aus.
    Sharpinski setzte zum Reden an, dann dachte er kurz nach. »Es würde Stunden dauern, wenn ich Ihnen alles erzählen wollte, was ich über sie weiß, und das möchte ich nicht. Schließlich ist es nicht wichtig, oder?«
    »Vielleicht doch«, fuhr Boxx dazwischen.
    Sharpinski warf ihm einen Blick zu, dann wandte er sich an Foltrigg. »Als sie mit dem Studium anfing, versuchte sie, so viel wie möglich von ihrer Vergangenheit auszulöschen, vor allem die schweren Jahre. Sie nahm wieder ihren Mädchennamen Love an. Ich nehme an, Reggie kommt von Regina, aber ich habe sie nie gefragt. Aber sie tat es ganz legal, mit Gerichtsbeschluß und allem, was dazugehört. Regina Cardoni existiert nicht mehr, zumindest nicht auf dem Papier. Sie hat nie über ihre Vergangenheit gesprochen an der Universität, aber sie war Thema vieler Unterhaltungen. Doch das hat sie nicht gekümmert.«
    »Ist sie immer noch trocken?«
    Foltrigg wollte den Schmutz, und das ärgerte Sharpinski. McThune und Trumann war sie bemerkenswert trocken vorgekommen.
    »Das müssen Sie sie schon selbst fragen, Mr. Foltrigg.«
    »Wie oft sehen Sie sie?«
    »Ein- oder zweimal im Monat. Gelegentlich telefonieren wir miteinander.«
    »Wie alt ist sie?« Foltrigg stellte die Frage voller Argwohn, als hätten Sharpinski und Reggie vielleicht ein Verhältnis miteinander.
    »Auch danach müssen Sie sie selbst fragen. Anfang Fünfzig, schätze ich.«
    »Weshalb rufen Sie sie nicht jetzt gleich an, fragen sie, wie’s so geht? Nur ein bißchen freundschaftliches Geplauder, Sie wissen schon. Vielleicht erwähnt sie ja Mark Sway.«
    Sharpinski bedachte Foltrigg mit einem Blick, bei dem Butter ranzig geworden wäre. Dann sah er seinen Boss Ord an, als wollte er sagen: Ist Ihnen schon einmal so ein Idiot untergekommen? Ord verdrehte die Augen und begann, seine

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