Der Klient
echte Anwältin engagiert, die ihm ein echtes Bandgerät an den Bauch geklebt hatte, um damit das FBI aufs Kreuz zu legen. Der Mann, der den Senator umgebracht hatte, war ein Profikiller, der schon viele Leute ermordet hatte und der Mafia angehörte. Und diesen Leuten würde es nichts ausmachen, auch einen elfjährigen Jungen umzubringen.
Das alles war einfach zu viel, als daß er allein damit fertig werden konnte. Eigentlich sollte er jetzt in der Schule sein, fünfte Stunde, Mathematik, die er haßte, aber plötzlich vermißte. Er würde sich ausgiebig mit Reggie unterhalten müssen. Sie würde ein Treffen mit den Leuten vom FBI arrangieren, und er würde ihnen bis ins letzte Detail alles erzählen, was Romey ihm anvertraut hatte. Danach würden sie ihn beschützen. Vielleicht würden sie Leibwächter schicken, bis der Killer im Gefängnis saß; vielleicht würden sie ihn auch sofort verhaften, und dann wäre er in Sicherheit. Vielleicht.
Dann erinnerte er sich an einen Film, in dem ein Mann gegen die Mafia ausgesagt und geglaubt hatte, das FBI würde ihn beschützen, aber plötzlich war er auf der Flucht, Kugeln flogen ihm um den Kopf, und Bomben gingen hoch. Das FBI reagierte nicht auf seine Anrufe, weil er vor Gericht irgend etwas nicht richtig gesagt hatte. Mindestens zwanzigmal in dem Film sagte jemand: »Die Mafia vergißt nie.« In der Schlußszene flog der Wagen des Mannes in die Luft, als er den Zündschlüssel drehte, und er landete eine halbe Meile entfernt, ohne Beine. Als er den letzten Atemzug tat, stand eine dunkle Gestalt über ihm und sagte: »Die Mafia vergißt nie.« Es war kein sonderlich guter Film, aber er hatte eine klare Botschaft. Unmißverständlich für Mark.
Er brauchte eine Sprite. Die Tasche seiner Mutter lag auf dem Fußboden unter dem Bett, und er zog langsam den Reißverschluß auf. Drei Röhrchen mit Tabletten waren darin, und außerdem zwei Schachteln Zigaretten, und für den Bruchteil einer Sekunde geriet er in Versuchung. Er fand die Vierteldollar-Münzen und verließ das Zimmer.
Im Warteraum flüsterte eine Schwester mit einem alten Mann. Mark öffnete seine Sprite-Dose und wanderte zu den Fahrstühlen. Greenway hatte ihn gebeten, sich so viel wie möglich in Rickys Zimmer aufzuhalten, aber er hatte das Zimmer satt und Greenway auch, und es war kaum damit zu rechnen, daß Ricky in nächster Zeit aufwachen würde. Er betrat den Fahrstuhl und drückte den Knopf für das Kellergeschoß. Er würde einen Blick in die Cafeteria werfen und sehen, was die Anwälte taten.
Kurz bevor die Tür zuglitt, trat ein Mann ein. Er schien ihn ein bißchen zu lange anzusehen. »Bist du Mark Sway?« fragte er.
Allmählich reichte es. Angefangen mit Romey hatte er in den letzten vierundzwanzig Stunden mit so vielen Fremden zu tun gehabt, daß es für Monate reichte.
Er war sicher, daß er den Mann noch nie zuvor gesehen hatte. »Wer sind Sie?« fragte er argwöhnisch.
»Slick Moeller von der Memphis Post , du weißt schon, der Zeitung. Du bist doch Mark Sway, oder?«
»Woher wissen Sie das?«
»Ich bin Reporter. Da weiß man solche Dinge. Wie geht es deinem Bruder?«
»Großartig. Warum wollen Sie das wissen?«
»Ich arbeite an einer Story über den Selbstmord und so, und dein Name taucht immer wieder auf. Die Polizisten behaupten, du weißt mehr, als du sagst.«
»Wann soll sie in der Zeitung stehen?«
»Das weiß ich noch nicht. Vielleicht morgen.«
Mark fühlte sich wieder schwach. »Ich beantworte keine Fragen.«
»In Ordnung.« Plötzlich glitt die Fahrstuhltür auf, und ein Schwarm von Leuten trat ein und drängte sich zwischen Mark und den Reporter. Sekunden später hielt der Fahrstuhl im fünften Stock an, und Mark schoß blitzschnell hinaus. Er rannte zur Treppe und machte sich schnell auf den Weg in den sechsten Stock.
Er hatte den Reporter abgehängt. Er setzte sich in dem leeren Treppenhaus auf eine Stufe und begann zu weinen.
Foltrigg, McThune und Trumann trafen um Punkt drei Uhr, der vereinbarten Zeit, in dem kleinen, aber geschmackvollen Empfangszimmer von Reggie Love, Anwältin, ein. Sie wurden von Clint empfangen, der sie aufforderte, Platz zu nehmen, und ihnen dann Kaffee oder Tee anbot, was alle steif ablehnten. Foltrigg teilte Clint unverzüglich mit, er sei der Bundesanwalt für den Southern District of Louisiana aus New Orleans, und jetzt befinde er sich in diesem Büro, und er war es nicht gewohnt, daß man ihn warten ließ. Das war ein Fehler.
Er mußte
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