Der Klient
Memphis stationierte Agenten hatten versucht, an ihre Studienpapiere heranzukommen.
Foltrigg liebte schmutzige Wäsche. Wie der Fall auch beschaffen sein mochte und wer sein Gegner war, Foltrigg wollte sämtliche dreckigen Einzelheiten wissen. McThune las die ganze unerquickliche juristische Geschichte der Scheidung mit all ihren Anschuldigungen von Ehebruch, Alkohol, Drogen und Unzurechnungsfähigkeit und schließlich dem Selbstmordversuch. Aber er las sie vorsichtig, sorgfältig darauf bedacht, nicht dabei gesehen zu werden. Er wollte diese Frau unter keinen Umständen gegen sich aufbringen.
»Wir müssen mit Ihrem Mandanten reden, Ms. Love.«
»Nennen Sie mich Reggie. Okay, Roy?«
»Von mir aus. Wir glauben, daß er etwas weiß, darum geht es.«
»Was zum Beispiel?«
»Nun, wir sind überzeugt, daß der kleine Mark vor Jerome Cliffords Tod in seinem Wagen war. Wir glauben, daß er mehr als nur ein paar Sekunden mit ihm verbracht hat. Clifford hatte ganz offensichtlich vor, Selbstmord zu begehen, und wir haben Gründe zu der Annahme, daß er jemandem erzählen wollte, wo sein Mandant, Mr. Muldanno, die Leiche von Senator Boyette versteckt hat.«
»Wie kommen Sie darauf, daß er das erzählen wollte?«
»Das ist eine lange Geschichte. Er hat zweimal mit einem meiner Assistenten Kontakt aufgenommen und angedeutet, daß er vielleicht bereit sein würde, einen Handel abzuschließen und auszusteigen. Er hatte Angst. Und er trank sehr viel. Er war völlig unberechenbar geworden. Es ging steil bergab mit ihm, und er wollte reden.«
»Weshalb glauben Sie, er könnte meinem Mandanten etwas anvertraut haben?«
»Zugegeben, es ist nur eine Möglichkeit. Aber wir müssen unter jedem Stein nachsehen. Das verstehen Sie doch sicher.«
»Höre ich da ein wenig Verzweiflung heraus?«
»Eine Menge Verzweiflung, Reggie. Ich will ganz offen zu Ihnen sein. Wir wissen, wer den Senator umgebracht hat, aber ohne die Leiche wird es sehr schwierig sein, ihn vor Gericht zu bringen.« Er hielt inne und lächelte sie warmherzig an. Ungeachtet seiner vielen widerwärtigen Unzulänglichkeiten hatte Roy viele Stunden vor Geschworenen verbracht und wußte, wie und wann er sich ehrlich und aufrichtig zu geben hatte.
Und sie hatte viele Stunden in Therapien verbracht und konnte eine Vortäuschung erkennen. »Ich habe nicht gesagt, daß Sie nicht mit Mark Sway reden können. Sie können heute nicht mit ihm reden, aber vielleicht morgen. Vielleicht auch übermorgen. Das geht alles ein bißchen zu schnell. Mr. Cliffords Leiche ist noch warm. Machen wir ein bißchen langsamer und tun wir einen Schritt nach dem andern. Okay?«
»Okay.«
»So, und nun überzeugen Sie mich, daß Mark Sway in dem Wagen war, bevor Clifford sich erschossen hat.«
Kein Problem. Foltrigg schaute auf einen Notizblock und spulte die vielen Stellen ab, von denen Fingerabdrücke abgenommen worden waren. Heckleuchten, Kofferraum, Griff und Verriegelung der Beifahrertür, Armaturenbrett, Waffe, Jack-Daniels-Flasche. Es gab einen verschmierten Abdruck auf dem Schlauch, aber da waren sie noch nicht sicher. Sie arbeiteten daran. Jetzt war Foltrigg der Ankläger, trug einen Fall mit unwiderlegbaren Beweisen vor.
Reggie machte sich seitenweise Notizen. Sie wußte, daß Mark in dem Wagen gewesen war, aber nicht, daß er eine so breite Spur hinterlassen hatte.
»Die Whiskeyflasche?« fragte sie.
Foltrigg schlug eine Seite um und las die Details nach. »Ja, drei eindeutige Abdrücke. Ganz offensichtlich.«
Mark hatte ihr von der Waffe erzählt, aber nicht von der Flasche. »Das ist etwas merkwürdig, oder?«
»An diesem Punkt ist alles merkwürdig. Die Polizeibeamten, die mit ihm gesprochen haben, können sich nicht erinnern, daß er nach Alkohol roch, also glaube ich nicht, daß er etwas getrunken hat. Ich bin sicher, er könnte es uns erklären, wenn wir nur mit ihm reden könnten.«
»Ich werde ihn fragen.«
»Also hat er Ihnen nichts von der Flasche erzählt?«
»Nein.«
»Hat er die Waffe erwähnt?«
»Ich kann nicht preisgeben, was mein Mandant erwähnt hat.«
Foltrigg wartete verzweifelt auf einen Hinweis, und das machte ihn jetzt wirklich wütend. Auch Trumann wartete atemlos. McThune hörte auf, in dem Bericht eines gerichtlich bestellten psychiatrischen Gutachters zu lesen.
»Also hat er Ihnen nicht alles erzählt?« fragte Foltrigg.
»Er hat mir eine Menge erzählt, aber es ist möglich, daß er das eine oder andere Detail ausgelassen hat.«
»Die
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