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Der Knochenbrecher

Der Knochenbrecher

Titel: Der Knochenbrecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Carter
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Bildschirm. Seine Anfrage hatte genau einen Treffer ergeben. Hunter öffnete die Datei mit einem Doppelklick und wartete, bis sie vollständig geladen war.
    Als das Foto auf dem Bildschirm erschien, stieß er einen schweren Seufzer aus.

45
    Der spezielle Sektionssaal 1 lag getrennt von den anderen Sektionssälen in einem eigenen Korridor. Normalerweise wurde er für Autopsien benutzt, bei denen ein erhöhtes Kontaminationsrisiko bestand, wie etwa durch Leichen mit hochansteckenden Viruskrankheiten oder solchen, die radioaktiven Materialien ausgesetzt gewesen waren. Der Saal mit seiner eigenen Kühlzelle und dem vom Hauptrechner unabhängigen Datenbanksystem kam allerdings auch hin und wieder bei besonders brisanten Serienmord-fällen zum Einsatz, wie zum Beispiel beim Kruzifix-Killer-Fall wenige Jahre zuvor. Es war eine Sicherheitsmaßnahme, um den Zugang zu sensiblen Informationen besser zu kontrollieren.
    Das Bild, das ihnen das tragbare Röntgengerät geliefert hatte, war nicht besonders aufschlussreich gewesen, aber über eine Sache herrschte nun immerhin Klarheit: Was auch immer der Täter im Körper seines zweiten Opfers deponiert hatte, es war mit Sicherheit keine Bombe. Auf dem Bild war ein dreieckiger Gegenstand mit abgerundeter Basis zu sehen, dessen Form gewisse Ähnlichkeiten mit einem großen Stück Pizza hatte. Dr. Hove stand vor einem Rät­sel, sie hatte etwas Derartiges noch nie gesehen. Die einzige Möglichkeit, mehr herauszufinden, bestand darin, das Objekt aus der Leiche zu entfernen.
    Dr. Hove hatte nur wenig geschlafen und traf schon vor Sonnenaufgang im Rechtsmedizinischen Institut ein. Sie wollte so schnell wie möglich weitermachen. Zu dieser frühen Stunde würde sie die Autopsie am Mordopfer ohne Assistenten durchführen müssen, sie würde also länger brauchen als gewöhnlich.
    Es war kurz nach sieben, als Hunter ihren Anruf auf dem Handy entgegennahm.
    Auf der kurzen Fahrt von seiner Wohnung zum Institut hörte er über den Polizeifunk erst von einer Schießerei in Boyle Heights, dann von einem bewaffneten Raubüberfall in Silver Lake, der noch in vollem Gange war. Er kam an drei Streifenwagen mit Blaulicht und Sirene vorbei und an zwei Krankenwagen. Der Tag hatte gerade erst begonnen. Wie konnte es sein, dass eine so fantastische Stadt so voller Wahnsinn steckte?
    Das Hauptgebäude des Rechtsmedizinischen Instituts hatte eine bemerkenswerte Architektur mit Anklängen an die Renaissance. Ein terrakottafarbener Anstrich und helle Zierelemente verliehen ihm das Aussehen eines Colleges in Oxford. Seine Geschäftszeiten waren dieselben wie die jeder städtischen Behörde: montags bis freitags, acht bis siebzehn Uhr. Abends oder am Wochenende wurden grundsätz­­lich keine Autopsien durchgeführt, es sei denn, es bestand erhöhte Dringlichkeit. So wie in diesem Fall.
    Hunter hatte Garcia von unterwegs aus angerufen und war nicht weiter überrascht, dass dieser auf dem ansonsten menschenleeren Parkplatz bereits auf ihn wartete.
    Â»Du warst aber schnell«, meinte Hunter, als er aus seinem alten Buick stieg.
    Â»Ich habe nicht geschlafen, sondern die ganze Zeit auf den Anruf gewartet.«
    Hunter sah ihn argwöhnisch an. »Und Anna?«
    Garcia legte den Kopf schief. »Die hat auch nicht geschlafen. Sie hat darauf bestanden, mit mir zusammen aufzubleiben. Sie meinte, dass wir so wenigstens mal ein bisschen Zeit miteinander verbringen könnten, in den letzten Tagen hätten wir uns ja kaum gesehen. Aber du kennst sie ja, ihr entgeht nichts, und natürlich hat sie längst gemerkt, dass das hier kein normaler Fall ist. Sie sagt nie was, aber ich sehe ihr an, dass sie sich Sorgen macht.«
    Hunter nickte verständnisvoll. Er mochte Anna sehr gern. Sie war die unsichtbare Stütze seines Partners. Nur wenige Polizistenfrauen waren so verständnisvoll und treusorgend wie Anna. Die Scheidungsrate bei der Polizei von Los Angeles lag bei rund siebzig Prozent. Dass so etwas eines Tages auch Garcia und Anna passieren könnte, war für Hunter schlichtweg unvorstellbar. Sie waren füreinander geschaffen.
    Hunter selbst war nie verheiratet gewesen, und die we­nigen Beziehungen, die er im Laufe der Jahre eingegangen war, hatten nie lange gehalten. Am Anfang funktionierte immer alles prächtig, aber früher oder später erwiesen sich der Druck und die Verpflichtungen, die seine

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