Der Knochenbrecher
Arbeit mit sich brachte, als Gift für jede Liebe.
Hunter blieb stehen und drehte sich um, als er hörte, wie ein weiterer Wagen auf den Parkplatz einbog.
Captain Blake parkte ihren silbernen Dodge Challenger neben Garcias Honda Civic.
»Ich will das mit eigenen Augen sehen«, verkündete sie, als sie die Wagentür zuwarf und einen Knopf an ihrem Schlüssel drückte. Die Scheinwerfer des Wagens leuchteten zweimal kurz auf, dann folgte ein gedämpftes Klicken. »Dann steige ich vielleicht endlich dahinter, mit was für einem Täter wir es hier zu tun haben. Was für ein verstrahlter Freak dieser Kerl ist, der schon vier Menschen in meiner Stadt auf dem Gewissen hat.«
Eine schweigsame und übernächtigt aussehende Dr. Hove lieà sie ein. Die meisten Lichter waren noch ausgeschaltet, und ohne das geschäftige Treiben von Assistenten und Medizinern herrschte im Gebäude eine Atmosphäre wie in der Gruft eines Horrorfilms. Der scharfe antisepÂtische Geruch, der ihnen allen so vertraut war, schien früh am Morgen noch unangenehmer, die darunterliegenden Ausdünstungen von Tod und Fäulnis folgten ihnen auf Schritt und Tritt und juckten in ihren Nasen. Garcia unterdrückte den Schauer, der ihm den Rücken hinaufkriechen wollte, als sie am verlassenen Empfang vorbeigingen und in einen menschenleeren Flur einbogen. Ganz egal wie oft er und Hunter schon durch diese Gänge gelaufen waren, an das Gefühl von Leere, das ihn dabei jedes Mal überkam, würde er sich nie gewöhnen.
»Es macht keinen Sinn, Ihnen irgendwas zu erklären, bis Sie es nicht selbst gesehen haben«, sagte Dr. Hove und gab den Code in das Zahlenfeld neben der Tür des speziellen Sektionssaals 1 ein. »Aber wenn Sie dachten, eine Bombe in einem Mordopfer wäre schon pervers, dann warten Sie ab, bis Sie das hier sehen.«
46
Der Raum war groà und von Leuchtröhren, die in zwei Reihen über die gesamte Länge der Decke gingen, hell erleuchtet. Zwei Stahltische nahmen den Platz in der Mitte ein. Einer von ihnen war fest mit dem Boden verschraubt, der andere hatte Rollen.
Kaum waren sie durch die Tür getreten, traf sie ein Stoà eiskalter Luft, und mit ihm kam ein Gefühl von Traurigkeit, das ihnen bis ins Mark ging. Die Leiche der dunkelhaarigen Frau lag auf dem festinstallierten Sektionstisch. Sie war nicht zugedeckt. Die Fäden um Mund und Vagina waren entfernt worden, stattdessen war jetzt die Naht des Y-Schnitts zu sehen. Die Leiche wirkte auf eine seltsame Art friedlich. Die schrecklichen Qualen, die man noch vor wenigen Stunden in ihrem Gesicht hatte lesen können, waren wie weggewischt, als wäre sie selbst im Tod noch dankbar, dass jemand sie von diesen grauenhaften Stichen befreit hatte.
Sie zogen sich Latexhandschuhe an und traten schweigend zum Sektionstisch. Dr. Hove knöpfte sich ihren weiÃen Kittel zu, bevor sie um den Tisch herum zur anderen Seite ging.
Hunter sah das Gesicht der Frau lange an. Er hatte so gut wie keine Zweifel mehr.
»Ich glaube, sie heiÃt Kelly Jensen«, verkündete er leise und zog ein Blatt mit einem SchwarzweiÃfoto aus einer Mappe, die er unter dem Arm trug. Er reichte das Blatt an Dr. Hove weiter.
Captain Blake und Garcia beugten sich über den Tisch. Dr. Hove studierte das Foto eingehend, bevor sie es neben das Gesicht der Toten hielt. Ohne die Stiche um ihren Mund und vom Blut befreit, war die Ãhnlichkeit unverkennÂbar.
Hove nickte zustimmend. »Auf den ersten Blick würde ich sagen, Sie haben recht, Robert.«
»In ihrer Akte steht, dass sie als Kind in der Schule gestolpert und durch eine Glasscheibe gefallen ist«, fuhr Hunter fort, wobei er von einem Zettel ablas. »Zwei groÃe Glasscherben sind hinten in ihre linke Schulter eingedrungen, wodurch sie dort eine V-förmige Narbe hat. Ihr rechter Ellbogen wurde ebenfalls verletzt, direkt unterhalb des ÂGelenks müsste eine halbkreisförmige Narbe zu sehen sein.«
Dr. Hove hob den rechten Arm der Leiche an, und alle beugten sich vor, um den Ellbogen in Augenschein zu nehmen. Einige Zentimeter unterhalb des Gelenks war eine kleine halbmondförmige Narbe sichtbar. Sofort scharten sie sich um das Kopfende des Tischs. Hove musste den Oberkörper der Leiche nur ein klein wenig anheben. An der linken Schulter befand sich ein auf der Seite liegendes V aus altem Narbengewebe.
»Ich glaube nicht, dass jetzt noch
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