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Der Knochendieb

Der Knochendieb

Titel: Der Knochendieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas O'Callaghan
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die Tür der Einsatzzentrale und ließ den Fall und seine Mitarbeiter hinter sich.

30. KAPITEL
    Am nächsten Tag bog Driscoll noch vor Sonnenaufgang in den Polizeiparkplatz ein. Er hatte in der Nacht zuvor gut geschlafen und fühlte sich erfrischt. Die Enttäuschung vom Vortag war verschwunden. Er parkte den Streifenwagen, ging durch die Hintertür hinein, winkte dem Sergeant am Tresen zu und eilte die Treppe hinauf. Oben steckte er den Schlüssel ins Schloss und zog die Tür auf. Es war erst kurz nach sechs und die Einsatzzentrale noch menschenleer. Er mochte diese Tageszeit. Nach einem Blick durch den Raum atmete er tief durch. Es herrschte völlige Ruhe, doch in zwei Stunden würde hier hektische Betriebsamkeit ausbrechen und das Chaos regieren. Driscoll spülte die Kaffeekanne und füllte die Maschine mit kaltem Leitungswasser. Schon bald wehte der Duft frisch gebrühten Kaffees durch den Raum und versüßte ihm die Ungestörtheit noch mehr.
    Er ging hinüber zum Dienstplan, wo eine Nachricht von Margaret für ihn lag, trug seinen Arbeitsbeginn mit 0600 ein und nahm das Blatt mit. Der Kaffee war mittlerweile fertig. Er schenkte sich eine Tasse ein, setzte sich damit an seinen Schreibtisch und begann zu lesen. Margarets Handschrift hatte eine sinnliche Wirkung auf ihn, und er ertappte sich dabei, wie er an etwas ganz anderes dachte als an polizeiliche Ermittlungen. Eine Weile gab er sich der Vorstellung hin, von ihr verführt zu werden. Die Fantasie nahm ihn völlig gefangen. Margaret war eine tolle Frau. Schließlich riss er sich zusammen, trank einen zweiten Schluck Kaffee und wandte sich dem Brief zu.

    John,
    McFeely und Johnson haben McPartland und die Haushälterin von Amelia Stockard vernommen. Beide konnten nichts weiter zu den Ermittlungen beitragen, abgesehen davon, dass die Stockard sehr diskret war. Mike McGowans Alibi hat der Überprüfung standgehalten. Ich habe Dyer und Romanelli nach East Hampton geschickt, und mindestens ein Dutzend Leute haben ausgesagt, dass er sich in den letzten Tagen dort aufgehalten hat. Offenbar war er Stammgast in verschiedenen Strandbars und auf allen möglichen Partys. Ich habe Santos angewiesen, ihn wegen des Drogenvergehens einzubuchten. Liz hat ihm das mit Stockard erzählt, und er hat ziemlich erschüttert reagiert. Offenbar haben sie sich in einem Club in Manhattan kennen gelernt und sich auf Anhieb verstanden. Er hat sie mit Ecstasy bekannt gemacht, und sie haben eine Affäre miteinander angefangen. Das mit dem Herrenduft ist übrigens ganz witzig. McGowan sagt, die Stockard hatte dermaßen Angst davor, wegen Drogen hochzugehen, dass sie das Eau de Toilette gekauft hat, nachdem sie irgendwo gelesen hatte, dass solche Düfte Drogenhunde durcheinanderbringen. Wenn sie ausgegangen sind, hat sie die Pillen immer in ein damit getränktes Taschentuch gewickelt und erst dann in die Tasche gesteckt.
    Wir haben um fünf Uhr morgens Schluss gemacht, also habe ich Butler und Vittaggio gesagt, sie sollen zur Schicht von vier bis zwölf kommen. Cedric kommt um acht und kann sämtliche Fragen beantworten. Ich peile die Zwei-bis-zehn-Schicht an, bin aber ziemlich erledigt und komme vielleicht erst um vier. Bis dann, Margaret

    PS: Hier ist noch etwas, was dich freuen wird: Die Bellevue-Klinik hat angerufen. Bei ihnen wurde ein Obdachloser eingeliefert, der behauptet, gewisse Vorgänge unter dem Plankenweg in Rockaway beobachtet zu haben. Manchmal macht Gott eben ein Fenster zu und öffnet dafür eine Tür. M

31. KAPITEL
    Der Penner trug ein speigrünes Bellevue-Krankenhausnachthemd, das hinten offen stand und den Blick auf ein von Blutergüssen übersätes, aufgeschürftes Hautstück auf seiner rechten Pobacke freigab. Sein Haar war verfilzt und sein Bart zerzaust und ungepflegt. Zwei alte Männer spielten an einem Tisch neben dem Schwesternzimmer Karten, und der Penner sah ihnen durch das drahtverstärkte Fenster seines engen Zimmers zu.
    »Ich muss pinkeln«, brummte er, ehe er in den Flur hinaustrat und die Gemeinschaftstoilette auf der anderen Seite ansteuerte. Gerade als der Alte die Tür zum Männerklo aufzog, rief ihn jemand beim Namen.
    »Mr. Heath?«
    »Ich muss pinkeln«, knurrte er.
    »Ich bin Lieutenant Driscoll. Ich muss mit Ihnen reden.«
    »Hören Sie, Mann, ich hab’ne Pulle Glenlivet intus. Der muss raus.«
    »Glenlivet? Der kostet fünfzig Dollar die Flasche.«
    »Ich hab gestern Abend groß beim Keno gewonnen«, erwiderte der Penner und grinste durch seine

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