Der Knochendieb
Privatnummer steht hintendrauf.«
Driscoll nahm die Karte, bedankte sich und sah ihr nach, als sie hinausging. Margaret musterte ihn grimmig, was ihm nicht entging. Männer!, dachte sie. Man kann ihnen einfach nicht trauen. Warum fühlte sie sich nur so verletzlich? So missachtet?
»Wenn du dich dann wieder auf die Verbrecherjagd konzentrieren kannst, freust du dich sicher darüber, dass ich zur Eisenbahnpolizei der Long-Island-Linie durchgedrungen bin. Sie halten den Zug in Lynbrook auf, bis wir dort sind. Außerdem habe ich Cedric grünes Licht gegeben. Er schickt ein Team rüber.«
»Das ist gut. Dann mal los. Ich fahre.«
In verbissenem Schweigen fuhren sie gut fünf Minuten dahin. Driscoll bog an der Darcy Street links ab und wechselte auf den Zubringer, der sie zum Grand Central Parkway bringen würde. Er schaltete das Blaulicht ein und glitt auf die linke Spur.
»Margaret, ruf doch beim Chef an und sag ihm, dass wir das Stadtgebiet verlassen«, sagte er und brach damit das Schweigen.
»Sehr wohl, Lieutenant, stets zu Diensten.«
»Na gut, Margaret, und was soll das jetzt?« Er wusste ganz genau, was los war, wollte jedoch, dass sie ihrem Ärger Luft machte.
»Nichts ist los. Ich rufe sofort an.«
»Komm schon, wir wollen hier doch nicht Beruf und Privatangelegenheiten vermischen.«
»Privatangelegenheiten!« Sie spuckte das Wort förmlich aus. »›Sie können mich jederzeit anrufen. Meine Privatnummer steht hintendrauf‹«, flötete sie, indem sie Andrea Gerhards Stimme nachahmte. »Dieses Miststück! Sie hat in einer Polizeidienststelle nichts verloren, und dann kriechst du ihr auch noch in den Hintern.«
»Ich bin ihr nicht in den Hintern gekrochen. Wir haben sie gebraucht, damit sie uns die Verfügung ausstellt. Ohne die hatten wir nichts in der Hand. Manchmal muss man einfach Männchen machen.«
»Genau das wollte sie ja, dass du Männchen machst.« Margaret verschränkte die Arme und sah zum Beifahrerfenster hinaus.
»Margaret, wenn dich das verärgert hat, dann tut es mir leid.« Er fasste hinüber und berührte ihre Schulter. Sie warf ihm einen schiefen Seitenblick zu und wischte seine Hand weg. Das Schweigen kehrte zurück, während Driscoll ihr eine Weile Zeit ließ, um sich zu beruhigen.
Schließlich ergriff Margaret wieder das Wort. »Ich finde, du solltest dem Chef nicht auf die Nase binden, dass wir das Stadtgebiet verlassen. Dann will Santangelo nämlich garantiert wissen, warum. Willst du ihn etwa einweihen?«
»Du hast Recht. Er vermasselt uns nur alles. Am besten halten wir uns bedeckt, bis wir genau wissen, was wir in Händen haben.«
Sie fuhren gerade von Cross Island auf den Southern State Parkway, als das Autotelefon klingelte.
»Lieutenant, hier ist Liz. Die Bahnpolizei hat den Zug in Lynbrook angehalten. Ich habe den Fahrer durchsagen lassen, dass es vor ihnen auf dem Gleis eine Störung gibt, die in wenigen Minuten behoben sein wird. Wie sollen wir nun weiter vorgehen?«
»Halten Sie die Stellung, Liz, wir brauchen nur noch ein paar Minuten. Lassen Sie keinen weg, ehe ich da bin.«
»Es ist ein Captain von der Bahnpolizei hier. Er will wissen, was los ist.«
»Sagen Sie, Sie wissen es nicht, aber Ihr Chef kommt gleich und erklärt ihm dann alles.«
»Okay, Lieutenant. Ich halte ihn so lange wie möglich hin. Cedrics Verstärkung ist auch schon eingetroffen, und soeben ist Danny mit dem Van vorgefahren.«
»Wunderbar. Ich bin gerade auf dem Southern State an Ausfahrt 14 vorbeigefahren. Wir sind in fünf Minuten da.« Driscoll legte auf und verließ an der Franklin Avenue in südlicher Richtung den Parkway. Am Sunrise Highway bog er in den Parkplatz der Long Island Railroad ein, machte die Scheinwerfer aus und parkte neben dem TARU-Van. Margaret und er stiegen aus dem Streifenwagen und die Treppe zu den Gleisen hinauf.
Liz und Luigi waren mit ein paar Uniformierten der Bahnpolizei ins Gespräch vertieft, als Driscoll auf sie zuging.
»Captain, das ist Lieutenant Driscoll, mein Chef«, erklärte Liz. »Lieutenant, das ist Captain Warner von der Bahnpolizei.«
»Worum geht’s hier überhaupt?«, wollte Warner wissen.
Driscoll winkte den Captain beiseite, damit er unter vier Augen mit ihm sprechen konnte.
»Captain, wir vermuten, dass ein Mordverdächtiger in diesem Zug sitzt. Wir wissen nicht, wie er aussieht, und Uniformen könnten ihn womöglich verscheuchen. Er hat das Mobiltelefon unseres Opfers bei sich, daher habe ich Folgendes geplant: Wir postieren
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