Der Knochendieb
Pierce.
»Nicht schlecht für eine Krankenhaus-Cafeteria. Ich gebe sechs Punkte.«
»Wir haben noch gar nicht übers Dessert gesprochen. Im La Patisserie. Nur ein paar Straßen von hier.«
»Sagen Sie, baggern Sie alle Besucher so an?«
»Sie dürfen mir nicht verübeln, dass ich mich an mein Horoskop halte. Und Sie sind sicher Waage. Stimmt’s?
Mal sehen, was die Sterne über Sie sagen.« Er marschierte zum Zeitungsständer hinüber, kehrte mit einer New York Post zurück und schlug die Seite mit den Horoskopen auf. Laut las er vor: »Werfen Sie jegliche Vorsicht über Bord. Sie haben eine Auszeit verdient. Später ist noch mehr als genug Zeit, um wieder verantwortungsbewusst zu leben. Verwöhnen Sie sich selbst und genießen Sie eventuelle Einladungen.«
»Steht das wirklich da?«
»Sie Ungläubige.« Er reichte ihr die Zeitung.
Da stand es schwarz auf weiß, aber woher wusste er ihr Sternzeichen? Mysteriös.
»Doch ich habe Mitleid, denn als echte Katholikin, was ich bei Ihrem Heiligennamen und alldem vermute, grenzt das sicher schon an Ketzerei«, sagte er.
»Bestimmt muss ich in der Hölle schmoren, und meine Knochen werden in alle vier Winde verstreut.«
»Oh, welche Verschwendung.«
57. KAPITEL
Vielleicht war Godsend in Sicherheit. Aber er? Wie hartnäckig war diese mit allen Wassern des Datenhighways gewaschene Hackerin? Es gab noch einiges zu tun, um seine Spuren zu verwischen.
Catherine, du hast mich aufgespürt im infernalischen Web. Heil dir, du Siegerin! Du hast mich aus meinem finsteren Bau herausgezerrt. Jetzt stehe ich im hellen Licht. Für dich und nur für dich allein werde ich mich sichtbar machen. Du
als Einzige unter den Sterblichen sollst das Gesicht zu sehen bekommen, das die schlimmen Taten begangen hat. Bevor die Zenturios in Blau meinen Geist in Fesseln legen, mich in Ketten meine Via Dolorosa entlang in ein Polizeirevier schleppen und dann vor irgendein Gericht stellen, wo ich vor den Augen der Eltern all meiner Opfer ans Kreuz geschlagen werde, werde ich mich dir und nur dir allein zeigen, meine Liebe. Ich werde morgen früh um Punkt zehn Uhr bei Toys R Us neben dem Kings Plaza Einkaufszentrum in Brooklyn erscheinen, und zwar in Gang drei bei den Zauberartikeln. Du erkennst mich an dem Zauberstab in meiner Hand. Dort werde ich dir, meiner Bezwingerin, erscheinen - nur einen Moment lang, aber lange genug. Ich verlasse mich darauf, dass du eine Lady von Charakter bist und dich an einen strengen ritterlichen Ehrenkodex hältst. Daher erwarte ich, dass du in deinem Eifer aufrichtig bist und nicht die staatlichen Behörden auf unser geheimes Stelldichein aufmerksam machst. Wenn du diese erste Bedingung erfüllst, werde ich mich dir zum geeigneten Zeitpunkt ergeben, und die Stadt wird dir für deine Großtat goldene Kränze winden. Du wirst als die schlaue Schöne, die die böse Bestie gezähmt hat, in die Geschichte eingehen.
Godsend
Auf Driscolls Schreibtisch klingelte das Telefon. Als er abnahm, meldete sich Moira.
»Wo in aller Welt bist du gewesen? Ich habe die ganze Stadt nach dir abgesucht.«
»Meine Arbeit gemacht. Sie werden begeistert sein, wenn ich Ihnen erzähle, was für Fortschritte ich in unserem Fall gemacht habe. Schauen Sie mal auf Ihren Computerbildschirm,
Lieutenant. Sie haben eine neue E-Mail bekommen.«
Driscoll setzte sich vor seinen PC und klickte das E-Mail-Icon an. »Catherines« neueste Nachricht von Godsend erschien auf dem Bildschirm. Ein Adrenalinstoß durchzuckte Driscoll von oben bis unten, als er die Mitteilung des Killers las.
»Wo bist du?«
»Zu Hause. Wollen Sie denn gar nicht hören, wie ich den bösen Buben schnappen will?«
»Moira, wenn du auch nur daran denkst …«
»Was? Sie finden, ich soll sein Angebot einfach ignorieren?«
»Ganz im Gegenteil. Ich finde, dass seine Anweisungen genauestens befolgt werden sollten. Aber nicht von dir.«
58. KAPITEL
Driscolls Stimme füllte den Raum. »Bitte hören Sie alle gut zu. Vielleicht ist dies unsere beste Chance, den Kerl zu fassen, und da will ich keine Stümpereien.« Er ging auf das Flipchart zu, das mitten in der Einsatzzentrale stand. »Das hier ist ein Plan vom Parkplatz von Toys R Us. Es gibt zwei Ein- und Ausfahrten. Ich will, dass jede Einfahrt von zwei Wagen überwacht wird. Ich selbst sitze mit Danny O’Brien im TARU-Van. Sergeant Aligante und die Detectives Butler und Vittaggio sind im Laden. Danny hat eine Überwachungskamera aufgestellt, damit er und ich jeden sehen
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