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Der Knochendieb

Der Knochendieb

Titel: Der Knochendieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas O'Callaghan
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über etwas völlig Nebensächliches verstrickt. Als die Aufzugtüren aufgingen, stritten wir uns weiter, und ehe wir uns versahen, standen wir beide am Bett der kleinen Parsons. Und was die Frage angeht, warum ich den Defibrillator eingesetzt habe - nun, das war ein Versuch, das Leben des armen Mädchens zu retten.«
    »Tut das ein Radiologe?« Margaret fand es unwahrscheinlich.
    »Ich jedenfalls schon.«
    Schweigen senkte sich zwischen die beiden. Nach einer Weile griff Pierce nach Margarets Hand. »Als ich Arzt geworden bin, habe ich einen Eid geschworen. Ich habe geschworen, alles, was in meiner Macht steht, zu tun, um Leben zu retten. Dass ich an diesem Tag eingegriffen habe, war meine Pflicht. Ich war da. Das Mädchen hatte einen Herzinfarkt erlitten. Doktor Astin hatte bereits vergeblich versucht, sie mithilfe des Defibrillators wiederzubeleben. Als er die Hoffnung aufgab, habe ich danach gegriffen und ihn selbst benutzt. Leider sind alle unsere Versuche fehlgeschlagen, das junge Mädchen zu reanimieren, und wir konnten nur noch ihren Tod feststellen. Ich musste den Defibrillator einsetzen, Margaret. Ich hatte doch einen Eid geschworen.«
    Margaret lehnte sich zurück und schob ihren Teller beiseite. Es hätte so gewesen sein können, wie er sagte, aber dass ein Radiologe einen Defibrillator einsetzte, kam ihr immer noch seltsam vor. Das kaufte sie ihm einfach nicht ab. Damit stimmte irgendetwas nicht. Es war verdächtig.
Sie musste an Driscolls sechsten Sinn denken. Und das bedeutete, dass sie im Umgang mit diesem Mann Vorsicht walten lassen würde.
    Als ein Hilfskellner ihren Tisch abräumte, wandte Margaret nicht den Blick von Pierce. An diesem Mann würde sie sich die Zähne ausbeißen. Es blieb abzuwarten, ob sie mit einem Charmeur gespeist hatte oder mit dem Teufel höchstpersönlich.

71. KAPITEL
    Margaret traf Driscoll in seinem Büro an, wo er zusammengesunken auf seinem Stuhl hockte und einen aussichtslosen Kampf gegen die Grippe focht. Die Symptome waren so heftig geworden, dass er der völligen Erschöpfung nahe gewesen war, bis die Antibiotika sein Fieber senkten. Obwohl er nach wie vor mitgenommen war, konnte er sich jetzt zumindest wieder bewegen, ohne dass ihm ständig schwindlig wurde.
    »Du siehst schrecklich aus. Solltest du nicht lieber zu Hause im Bett liegen?«
    »Es ist noch genug Zeit zum Schlafen, wenn wir diesen Irren hinter Schloss und Riegel haben. Ach, wo wir gerade dabei sind - wie war dein Abendessen?«
    »Er hat mich in den Harbor Club eingeladen.«
    »Erstklassig. Konnte er auch etwas Licht in unsere Ermittlungen bringen?«
    Margaret war ganz in Gedanken und antwortete nur zögernd. »Er glaubt, der Mörder sammelt die Knochen, um die Skelette der Opfer wieder zusammenzusetzen. Deshalb nimmt er auch Kopf, Hände und Füße mit.«

    »Findest du es nicht ein bisschen seltsam, dass er über so viel Wissen verfügt? Ich sage dir, Margaret, langsam wird mir der Typ wirklich verdächtig.«
    »Blasiert.«
    »Was meinst du damit?«
    »Das ist der Eindruck, den er auf mich gemacht hat. Damals ist mir nur das Wort nicht eingefallen. Der Typ ist intelligent, charmant und blasiert. Und er hat eine gewisse Ausstrahlung. Weißt du, was ich meine?« Margaret setzte sich auf einen Stuhl. »Womöglich spielt dieser Bastard mit mir. Verdammt. Aber dann bringe ich den Drecksack eigenhändig um.«
    »Seit du dich mit ihm triffst, haben die Morde aufgehört. Ich möchte, dass es dabei bleibt. Aber versprich mir, dass du vorsichtig und immer auf der Hut bist.«
    »Verdammt! Womöglich spielt er mit mir. Verdammt!«
    »Vorsichtig und auf der Hut.«
    »Ja, ja. Keine Sorge. Vorsichtig und auf der Hut. Wenn er mit mir spielt, könnte ich es ihm ja wenigstens mit gleicher Münze heimzahlen. Ich kann prima sülzen, weißt du. Und genau das werde ich mit dem lieben Doktor machen. Ihn hemmungslos vollsülzen.«
    »Margaret, lass uns mal kurz ein anderes Thema anschneiden. Ich möchte mit dir über uns reden.«
    Sofort war sie ganz Ohr. Ein Grinsen legte sich auf ihre Miene, und ihre Augen weiteten sich. »Na, dann mal los, schöner Mann. Zeig mir, was du zu bieten hast.« Hey! Langsam werde ich richtig gut, dachte sie.
    »Als wir das letzte Mal darüber gesprochen haben, habe ich dir gesagt, dass ich noch eine Weile brauche, um über unsere Beziehung nachzudenken. Weißt du noch?«

    »Als wär’s gestern gewesen.«
    »Ich glaube, wir sollten uns langsam ein wenig Zeit füreinander nehmen.«
    »Wow. Das

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