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Der Knochenjäger

Titel: Der Knochenjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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Beweismittel an sich gerissen hatten, bevor Cooper die Probe in dem ... wie hieß der Apparat gleich wieder? Chromatograph? Sie fragte sich, mit welcher Flüssigkeit die Baumwolle getränkt sein mochte.
    Doch diese Überlegungen erinnerten sie an Lincoln Rhyme, und an den wollte sie im Augenblick nicht denken.
    Sie füllte die übrigen Registrierkarten aus. Auf jeder Karte befand sich eine Reihe leerer Spalten, in die sich nacheinander jeder eintrug, der mit dem Beweismittel in Berührung kam - vom Auffinden der Spur bis zur Gerichtsverhandlung. Sachs hatte schon etliche Male Beweismittel befördert, daher war ihr Name schon mehrmals auf diesen Registrierkarten aufgetaucht. Doch jetzt stand A. Sachs, NYPD 5885 zum erstenmal an vorderster Stelle.
    Wieder nahm sie die Plastiktüte, die das Blatt enthielt, in die Hand.
    Er hatte es berührt. Er. Der Mann, der T. J. Colfax umgebracht hatte. Der Monelle Gergers Arm festgehalten und tief ins Fleisch geschnitten hatte. Der jetzt wieder unterwegs war und sich ein weiteres Opfer suchte - wenn er nicht schon eins in seiner Gewalt hatte.
    Der heute morgen den armen Mann begraben und ihn vergebens um Gnade hatte winken lassen.
    Sie dachte an das Locardsche Prinzip: Wenn Menschen miteinander in Berührung kommen, gibt jeder irgend etwas an den anderen weiter. Etwas Großes, oder auch nur eine Kleinigkeit. Höchstwahrscheinlich wußten die meisten nicht einmal, was.
    War auch etwas vom Unbekannten Nummer 238 auf dieses Blatt gelangt? Eine Hautzelle? Ein Schweißtropfen? Es war ein faszinierender Gedanke. Atemberaubend, spannend, furchterregend, so als wäre der Mörder hier in diesem winzigen, stickigen Raum.
    Zurück zu den Registrierkarten. Sie füllte sie zehn Minuten lang aus und war gerade mit der letzten fertig, als die Tür aufgerissen wurde. Erschrocken fuhr sie herum.
    Fred Dellray stand in der Tür. Er hatte das grüne Sakko abgelegt, trug ein zerknittertes Hemd und knetete mit den Fingern die Zigarette hinter seinem Ohr. »Stoßen Sie in ein, zwei Minuten zu uns, Officer. Es ist soweit. Hab' gedacht, Sie möchten vielleicht dabeisein.«
    Sachs trabte zwei Schritte hinter ihm durch den kurzen Korridor.
    »Die AFIS-Auswertung kommt grade rein«, sagte Dellray.
    In der Einsatzzentrale ging es noch hektischer zu als vorhin. Zahlreiche Agenten, allesamt ohne Jacke, wuselten zwischen den Schreibtischen herum. Sie trugen ihre Dienstwaffen - schwere 10mm Sig-Sauer und .45er Smith & Wessen-Automatik. Eine weitere Handvoll Männer scharte sich um den Computer neben dem Opti-Scan.
    Sachs hatte die Art nicht gefallen, wie Dellray ihnen den Fall aus der Hand genommen hatte, doch sie mußte zugeben, daß er trotz seines losen Mundwerks, der lockeren Sprüche und des flippigen Benehmens ein verdammt guter Cop war. Allerlei Agenten - junge und alte - wandten sich mit Fragen an ihn, und er stand ihnen geduldig Rede und Antwort. Er riß das nächstbeste Telefon an sich und beschimpfte oder umgarnte denjenigen, der am anderen Ende war, bis er alles bekam, was er brauchte. Manchmal blickte er über das hektische Treiben hinweg und brüllte: »Schnappen wir diesen Arschsack? Jawoll, jede Wette, daß wir ihn kriegen.« Und seine piekfeinen Mitstreiter warfen ihm unbehagliche Blicke zu, waren aber offensichtlich der Meinung, wenn ihn jemand schnappen konnte, dann Dellray »Hier, jetzt kommt es durch«, rief ein Agent.
    »Stellt mir eine Verbindung mit den Kfz-Zulassungsstellen von New York, New Jersey und Connecticut her. Dazu Strafvollzugsbehörden und Bewährungshilfe. Die Einwanderungsbehörde ebenfalls. Sagt ihnen, sie sollen sich für eine Personenanfrage bereithalten. Alles andere zurückstellen.«
    Mehrere Agenten rasten los und klemmten sich ans Telefon.
    Der Bildschirm flackerte auf.
    Sie traute ihren Augen kaum, als sie sah, das Dellray beschwörend die Finger über Kreuz hielt.
    Totenstille kehrte ein.
    »Hab' ihn!« schrie der Agent am Computer.
    »Jetzt isser kein Unbekannter mehr«, meldete Dellray mit melodiösem Singsang und beugte sich zu dem Computer hinab. »Hört zu, Leute. Wir haben den Namen: Victor Pietrs. Geboren 1948 in New York. Die Eltern stammen aus Belgrad. Wir haben's also mit einer Serben-Connection zu tun. Die Personalien verdanken wir der New Yorker Strafvollzugsbehörde. Verurteilt wegen Drogenbesitzes, Körperverletzung, einmal mit Todesfolge. Hat zwei Haftstrafen verbüßt. Okay, hört euch das an - war dreimal in psychiatrischer Behandlung, jedesmal auf

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