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Der Knochenjäger

Titel: Der Knochenjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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Rhyme.
    »Bereit«, meldete der junge Detective.
    Die Büchse kam von unten hochgeflogen. Banks fing sie mit einer Hand auf. Dann kletterte Sachs aus dem Keller, wischte sich die Hand an der Hose ab und zuckte zusammen.
    »Alles in Ordnung?«
    Sie nickte.
    »Und nun suchen wir die Gasse ab«, befahl Rhyme. »In dieser Gegend herrscht rund um die Uhr viel Verkehr, folglich hat er dafür gesorgt, daß sein Wagen nicht auf der Straße herumsteht, während er da drin ist. Dort hat er geparkt. Und durch diese Tür ist er eingedrungen.«
    »Woher wollen Sie das wissen?«
    »Es gibt zwei Möglichkeiten, eine Tür zu öffnen - das heißt, wenn man keinen Sprengstoff verwendet. Die Schlösser und die Angeln. Diese dürfte von innen verriegelt gewesen sein, deshalb hat er die Stifte aus den Scharnieren gezogen. Sehen Sie? Als er gegangen ist, hat er sich nicht die Mühe gemacht, sie wieder vollständig einzusetzen.«
    Sie fingen an der Tür an und suchten die düstere Gasse bis zum anderen Ende ab. Schritt für Schritt. Sachs hatte das Polilight auf das Kopfsteinpflaster gerichtet. »Ich möchte Reifenspuren sehen«, erklärte Rhyme. »Ich will wissen, wo der Kofferraum war.«
    »Hier«, sagte sie und betrachtete den Boden. »Reifenabdrücke. Aber ich weiß nicht, ob sie von den Vorder- oder den Hinterreifen stammen. Möglicherweise ist er rückwärts reingestoßen.«
    »Glatt oder leicht aufgerauht? Die Profilabdrücke?«
    »Ein bißchen aufgerauht.«
    »Dann sind es die Vorderräder.« Er lachte, als er ihre verdutzte Miene sah. »Sie sind doch die Expertin für Kraftfahrzeuge. Achten Sie einmal darauf, wenn Sie sich das nächste Mal in einen Wagen setzen, ob Sie vor dem Anfahren nicht kurz am Lenkrad drehen. Um festzustellen, ob die Räder geradeaus gerichtet sind. Die Vorderreifen sind immer etwas mehr aufgerauht als die hinteren. Nun denn, bei dem gestohlenen Wagen handelt es sich um einen Ford Taurus. Der mißt alles in allem fünf Meter. Radabstand zwei Meter fünfundsiebzig. Etwa einen Meter fünfzehn von der Mitte des Hinterrads bis zur Kofferraumkante. Messen Sie das aus, und saugen Sie den Boden ab.«
    »Kommen Sie, Rhyme. Woher wissen Sie das?«
    »Habe es heute morgen nachgeschlagen. Haben Sie sich die Kleidung des Opfers besorgt?«
    »Ja. Nägel und Haare ebenfalls. Und noch was, Rhyme: Das kleine Mädchen heißt Pam, aber er hat sie Maggie genannt. Genau wie bei der jungen Deutschen - er hat sie Hanna genannt, erinnern Sie sich?«
    »Sie meinen, seine andere Persönlichkeit hat es getan«, sagte Rhyme. »Ich frage mich nur, welche Rolle er dabei verkörpert.«
    »Ich sauge auch den Bereich um die Tür ab«, erklärte sie. Rhyme betrachtete sie - das Gesicht zerschürft, die Haare durcheinander, stellenweise versengt. Sie saugte die Schwelle ab, und just als er sie daran erinnern wollte, daß Tatorte dreidimensional waren, fuhr sie mit dem Gerät an den Türpfosten auf und ab.
    »Vermutlich hat er erst geguckt, bevor er sie reingebracht hat«, sagte sie und fing an, auch die Fenstersimse abzusaugen.
    Genau das hatte er ihr gerade auftragen wollen.
    Er horchte auf das Heulen des Spurenstaubsaugers. Doch von Sekunde zu Sekunde schweiften seine Gedanken immer weiter ab. In die Vergangenheit, einige Stunden zurück.
    »Ich -«, setzte Sachs an.
    »Schhh«, sagte er.
    Wie bei den Spaziergängen, die er dieser Tage unternahm, den Konzerten, die er besuchte, wie bei so vielen Gesprächen, die er mit imaginären Partnern führte, zog er sich immer tiefer in seine Gedankenwelt zurück. Und an einem bestimmten Punkt - er hatte keine Ahnung, an welchem und wie er dahin gelangt war - stellte er fest, daß er nicht allein war. Er hatte einen schmächtigen Mann vor Augen, der Handschuhe, dunkle Sportkleidung und eine Skimaske trug. Er stieg gerade aus einem silbernen Ford Taurus, der neu und nach Putzmitteln roch. Die Frau - Carole Ganz - befand sich im Kofferraum, ihr Kind wurde in einem alten Haus aus rosa Marmor und teuren Ziegeln festgehalten. Er sah, wie der Mann die Frau aus dem Wagen zerrte.
    Das Bild war so deutlich, als hätte er diese Szene schon einmal erlebt.
    Der Unbekannte hebelte die Tür aus den Angeln, zog sie auf, schleifte die Frau hinein, fesselte sie. Dann wollte er gehen, hielt aber plötzlich inne. Er ging zu einer Stelle, von der aus er Carole beobachten konnte. So, wie er gestern morgen zu dem Mann hinabschaute, den er neben den Bahngleisen verscharrt hatte.
    Wie er auch Tammie Jean Colfax an das Rohr

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