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Der Knochenjäger

Titel: Der Knochenjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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mitten im Kellerraum gekettet hatte. Damit er sie im Blick hatte.
    Aber warum? fragte sich Rhyme. Warum wollte er sie anschauen? Um sicherzugehen, daß die Opfer nicht entkamen? Weil er sich davon überzeugen wollte, daß er nichts zurückgelassen hatte? Um -
    Er riß die Augen auf, und die verschwommene Gestalt von Nummer 238 verschwand. »Sachs! Erinnern Sie sich an den Heizungskeller, in dem die Colfax festgehalten wurde? Wo Sie den Handschuhabdruck entdeckt haben?«
    »Klar.«
    »Sie sagten, er habe sie beobachten wollen und sie deshalb mitten im Raum angekettet. Aber Sie wußten nicht, warum. Nun ja, ich habe es herausgefunden. Er beobachtet seine Opfer, weil er es tun muß.«
    Weil es in seiner Natur liegt.
    »Was meinen Sie damit?«
    »Kommen Sie!«
    Rhyme sog zweimal an dem Strohhalm, mit dem er den Rollstuhl steuerte, und drehte den Arrow herum. Dann blies er einmal kräftig und fuhr los.
    Er rollte zum Gehsteig, sog einmal heftig am Halm und hielt an. Er kniff die Augen zusammen und blickte sich um. »Er möchte seine Opfer beobachten. Und ich wette, er wollte auch die Kirchenbesucher beobachten. Von einer Stelle aus, die er für sicher hielt. Wo er sich nicht die Mühe machte, hinterher seine Spuren zu verwischen.«
    Er ließ den Blick über die Straße zu der einzigen Stelle schweifen, an die sich der Täter zurückziehen und trotzdem alles im Blick behalten konnte: die Terrasse eines Restaurants gegenüber der Kirche.
    »Dort! Suchen Sie alles ab, Sachs.«
    Sie nickte, schob ein neues Magazin in ihre Glock, nahm einige Beweismitteltüten, ein paar Stifte und den Spurenstaubsauger mit. Er sah, wie sie über die Straße rannte, die Treppenstufen in Augenschein nahm und sie sorgfältig absuchte. »Er war da«, rief sie. »Hier ist ein Handschuhabdruck. Und eine Fußspur - der Schuh ist genauso abgelaufen wie beim letztenmal.«
    Jawohl! dachte Rhyme. Ach, tat das hier gut. Die warme Sonne, die Luft, die Schaulustigen. Und dazu das Jagdfieber.
    Wenn man in Schwung ist, kriegt einen keiner.
    Nun ja, wenn wir in Schwung kommen und uns ein bißchen sputen, schaffen wir's vielleicht.
    Rhyme warf einen beiläufigen Blick auf die Menschenmenge und sah, daß einige Leute zu ihm hergafften. Aber weit mehr beobachteten Amelia Sachs.
    Eine Viertelstunde lang untersuchte sie die Stelle, und als sie zurückkam, hielt sie eine kleine Beweismitteltüte hoch.
    »Was haben Sie gefunden, Sachs? Seinen Führerschein? Seine Geburtsurkunde?
    »Gold«, sagte sie lächelnd. »Ich habe Gold gefunden.«
     
     
    DREISSIG
    »Kommt schon, Leute«, rief Rhyme. »Diesmal müssen wir uns sputen. Bevor er das Mädchen zum nächsten Tatort schaffen kann. Also setzt euch in Schwung.«
    Thom hievte Rhyme aus dem Storni Arrow, setzte ihn vorübergehend auf eine ausziehbare Platte am Bett und beförderte ihn vorsichtig in das Clinitron zurück. Sachs blickte zu dem Aufzug, der in einem der Wandschränke im Schlafzimmer eingebaut war - es war der, den sie nicht hatte öffnen sollen, als er sie zu den CDs geschickt hatte.
    Rhyme blieb einen Moment lang erschöpft liegen und atmete tief durch.
    »Die Hinweise sind verloren«, erinnerte er sie. »Wir haben keine Möglichkeit herauszufinden, wo der nächste Tatort ist. Folglich müssen wir aufs Ganze gehen - seinen Unterschlupf suchen.«
    »Meinst du, wir finden ihn?« fragte Sellitto.
    Blieb ihnen denn etwas anderes übrig? Rhyme sprach den Gedanken jedoch nicht aus.
    Banks kam die Treppe heraufgestürmt. Noch ehe er im Schlafzimmer war, platzte Rhyme schon heraus: »Was haben sie gesagt? Erzählen Sie. Erzählen Sie schon.«
    Rhyme war klargewesen, daß die technischen Möglichkeiten von Mel Coopers improvisiertem Labor für eine genaue Analyse des winzigen Goldsprenkels, den Sachs gefunden hatte, nicht ausreichten. Deshalb hatte er den jungen Detective gebeten, sich schleunigst zur regionalen Spurenauswertungsabteilung des FBI zu begeben und ihn untersuchen zu lassen.
    »Sie rufen uns in der nächsten halben Stunde an.«
    »Eine halbe Stunde?« grunzte Rhyme. »Konnten sie es nicht vorziehen?«
    »Haben sie ja gemacht. Dellray war da. Er hat alle anderen Untersuchungen abbrechen lassen und gesagt, wenn Sie den metallurgischen Befund nicht umgehend in Händen hätten, gäbe es einen gewaltigen - Sie können es sich schon denken -, und jemand werde ihnen - alles weitere können Sie sich bestimmt auch vorstellen.«
    »Rhyme«, sagte Sachs. »Diese Ganz hat etwas gesagt, was möglicherweise wichtig

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