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Der Knochenjäger

Titel: Der Knochenjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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sein könnte. Er hat ihr versprochen, daß er sie laufenläßt, wenn sie bereit wäre, sich den Fuß aufziehen zu lassen.«
    »Aufziehen?«
    »Die Haut abschneiden.«
    »Abziehen«, berichtigte Rhyme.
    »Oh. Jedenfalls hat er es dann doch nicht gemacht. Sie sagt, es war, als ob er es nicht über sich gebracht hätte.«
    »Genau wie am ersten Tatort - der Mann neben den Bahngleisen«, warf Sellitto ein.
    »Interessant...« Rhyme überlegte. »Ich dachte, er hätte den Finger des Opfers zur Abschreckung verstümmelt, damit niemand den Ring stiehlt. Vielleicht aber auch nicht. Betrachten wir uns doch einmal sein Verhalten: Er schneidet den Finger des Taxifahrers ab und schleppt ihn mit sich herum. Er fügt der jungen Deutschen Schnittwunden an Arm und Bein zu. Er stiehlt menschliche Gebeine und ein Schlangenskelett. Hört zu, als er Everetts Finger bricht ... Es muß irgend etwas damit zu tun haben, wie er seine Opfer wahrnimmt. Irgend etwas mit ihrer ...«
    »Anatomie?«
    »Genau, Sachs.«
    »Mit Ausnahme dieser Ganz«, wandte Sellitto ein.
    »Darauf will ich ja hinaus«, sagte Rhyme. »Er hätte sie verstümmeln und dennoch am Leben lassen können, damit wir sie finden. Aber irgend etwas hat ihn daran gehindert. Was war das?«
    »Was ist bei ihr anders?« sagte Sellitto. »Es kann nicht daran liegen, daß sie eine Frau ist. Oder nicht von hier stammt. Das trifft auch auf die Deutsche zu.«
    »Vielleicht wollte er ihr vor den Augen ihrer Tochter nicht weh tun«, meinte Banks.
    »Nein.« Rhyme lachte bitter. »Mitgefühl kennt der nicht.«
    »Aber einen Unterschied gibt es doch«, sagte Sachs plötzlich. »Sie ist eine Mutter.«
    Rhyme dachte darüber nach. »Das wäre möglich. Mutter und Tochter. Das fiel für ihn zwar nicht so sehr ins Gewicht, daß er sie laufenließ. Aber es hielt ihn davon ab, sie zu quälen. Thom, halte das fest. Mit einem Fragezeichen.« Dann wandte er sich wieder an Sachs. »Hat sie etwas über sein Aussehen gesagt?«
    Sachs blätterte in ihrem Notizbuch.
    »Das gleiche wie die anderen.« Sie las vor. »Schmächtig, Skimaske, schwarze Handschuhe, er -«
    »Schwarze Handschuhe?« Rhyme blickte zu der Tabelle an der Wand. »Keine roten?«
    »Sie sagte schwarze. Ich hab' sie gefragt, ob sie sich da ganz sicher wäre.«
    »Und dieses andere Stück Leder war ebenfalls schwarz, nicht wahr, Mel? Also wohl von den Handschuhen, die aber nicht fleckig sind. Aber woher rührt dann das rote Leder?«
    Cooper zuckte die Achseln. »Ich weiß es nicht, aber wir haben mehrere Partikel gefunden. Folglich muß es sich um etwas handeln, was er bei sich hat.«
    Rhyme musterte die Beweismitteltüten. »Was haben wir sonst noch gefunden?«
    »Die Spuren, die wir in der Gasse und an der Tür aufgesaugt haben.« Sachs klopfte den Staubsaugerfilter über einem Bogen Zeitungspapier aus, und Cooper beugte sich mit der Lupe darüber. »Gibt nicht viel her«, meldete er. »Hauptsächlich Erde. Ein paar Mineralien. Glimmerschiefer. Feldspat.«
    Die gab es in ganz Manhattan.
    »Und weiter?«
    »Vermoderte Blätter. Das wäre alles.«
    »Was ist mit der Kleidung der Ganz?«
    Cooper und Sachs schlugen das Zeitungspapier auf und untersuchten die Spuren.
    »Hauptsächlich Erde«, sagte Cooper. »Und ein paar Einsprengsel. Sieht aus wie Gestein.«
    »Wo hat er sie in seinem Unterschlupf festgehalten? Genau?«
    »Im Keller, am Boden. War bloß festgestampfte Erde, hat sie gesagt.«
    »Ausgezeichnet!« rief Rhyme. Er wandte sich an Cooper. »Verbrenne die Erde.«
    Cooper gab eine Probe in den Gaschromatographen. Ungeduldig warteten sie auf das Ergebnis. Endlich blinkte der Monitor auf. Das Bild erinnerte an eine Mondlandschaft.
    »Aha, Lincoln. Interessant. Ich erkenne ungewöhnlich hohe Anteile an Tannin und -«
    »Natriumkarbonat ?«
    »Ist er nicht umwerfend?« Cooper lachte. »Woher weißt du das?«
    »Diese beiden Stoffe wurden im achtzehnten und neunzehnten Jahrhundert zur Lederherstellung verwendet. Mit dem Tannin, der Gerbsäure oder Gerberlohe, wurden die Häute gebeizt, und durch das kohlensaure Natron wurden sie haltbar gemacht. Sein Unterschlupf befindet sich also in der Nähe einer alten Gerberei.«
    Er mußte unwillkürlich lächeln. Hörst du schon die Schritte, Nummer 238? dachte er. Das sind wir - wir sind dir auf den Fersen.
    Sein Blick schweifte zu dem Randeischen Meßtischblatt. »Wegen der Geruchsbelästigung wollte niemand eine Gerberei in seinem Wohnviertel haben. Daher waren sie, was Anzahl und Standorte

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