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Der Knochenjäger

Titel: Der Knochenjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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durchgestellt. Das Stadtoberhaupt war jedoch, wie seine persönliche Sekretärin erklärte, zum Brunch bei der UNO. Doch als Rhyme sich zu erkennen gab, sagte sie: »Einen Moment, Sir«, und kurz darauf meldete sich ein Mann, der mit vollem Mund sagte:« Lassen Sie hören, Detective. Wie weit sind wir mit dem Scheißfall?«
    »5885, kommen«, meldete sich Amelia Sachs über Funk. Ihr Tonfall verriet Rhyme, wie gereizt sie war. »Sachs?«
    »Es bringt nichts«, berichtete sie ihm. »Wir haben einfach kein Glück.«
    »Ich glaube, ich habe ihn.«
    »Was?«
    »East Van Brevoort, der Hunderter-Block. Fast in Chinatown.«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Der Bürgermeister hat mich an den Leiter der historischen Gesellschaft verwiesen. Da unten finden gerade Ausgrabungen statt. Ein alter Friedhof. Genau gegenüber der Stelle, wo sich früher eine große Gerberei befand. Und einstmals gab es in der Gegend auch einige stattliche Herrenhäuser im Federal Style. Ich glaube, daß er dort in der Nähe steckt.«
    »Schon unterwegs.«
    Über ihr Mikrofon hörte er Reifen quietschen, dann heulte die Sirene auf.
    »Ich habe Lon und Haumann Bescheid gesagt«, fügte er hinzu. »Sie sind unterwegs.«
    »Rhyme«, krächzte sie aufgeregt. »Ich hol' die Kleine da raus.«
    Ah, sie hatte die richtige Einstellung für eine gute Polizistin, eine professionelle Einstellung, dachte Rhyme. Aber trotzdem war sie noch eine Anfängerin. »Sachs?« sagte er.
    »Ja?«
    »Ich habe das Buch gelesen. Nummer 238 hat sich einen üblen Kerl zum Vorbild genommen. Einen ganz üblen.«
    Sie sagte nichts.
    »Ich will damit sagen«, fuhr er fort, »daß Sie ihn, ob das Mädchen nun da ist oder nicht, umlegen sollen, sobald er auch nur mit der Wimper zuckt.«
    »Aber wenn wir ihn lebend schnappen, kann er uns zu ihr führen. Wir können -«
    »Nein, Sachs. Hören Sie auf mich. Sie machen ihn unschädlich. Beim geringsten Anzeichen, daß er zur Waffe greifen will, beim allergeringsten ... machen Sie ihn unschädlich.«
    Statisches Knistern. Dann meldete sie sich wieder. »Ich bin an der Van Brevoort, Rhyme. Sie haben recht. Sieht so aus, als ob er hier wohnt.«
    Achtzehn zivile Polizeifahrzeuge, zwei Mannschaftswagen des Einsatzkommandos und Amelia Sachs' neuer Kombi standen in der Nähe einer kleinen, menschenleeren Straße an der Lower East Side beisammen.
    In der Van Brevoort Street Ost sah es aus wie in Sarajevo nach dem Bürgerkrieg. Die Häuser standen leer, zwei waren bis auf die Grundmauern abgebrannt. An der Ostseite stand ein verfallenes Krankenhaus, dessen Dach eingebrochen war. Daneben befand sich eine große Grube, abgesperrt und mit Schildern gekennzeichnet, auf denen in großen Lettern Betreten verboten stand, dazu das Amtssiegel des zuständigen Bezirksgerichts - die Ausgrabungsstätte, die Rhyme erwähnt hatte. Ein toter Hund, räudig und von Ratten angenagt, lag am Rinnstein.
    Auf der anderen Straßenseite, etwa auf halber Höhe, stand eine blaßrosa Stadtvilla mit einer Fassade aus Marmor und einer angebauten Remise, die ein bißchen besser aussah als die anderen Wohnhäuser in der Van Brevoort Street.
    Sellitto, Banks und Haumann standen neben einem Mannschaftswagen, während ein rundes Dutzend Männer kugelsichere Westen anlegte und die M-16-Gewehre durchlud. Sachs trat zu ihnen, besorgte sich, ohne lang zu fragen, einen Helm, stopfte ihre Haare darunter und schlüpfte in die Weste.
    »Sachs, Sie gehören nicht zum Einsatzkommando«, sagte Sellitto.
    Sie drückte einen Klettverschluß zu und starrte den Detective mit hochgezogenen Augenbrauen an, bis er einlenkte. »Na schön. Aber Sie bilden die Nachhut. Das ist ein Befehl.«
    »Sie gehören zu Team zwei«, sagte Haumann.
    »Ja, Sir. Ist mir recht.«
    Ein Cop bot ihre eine Maschinenpistole an, eine MP-5. Sie mußte an Nick denken - an ihr Rendezvous auf dem Schießstand in Rodman's Neck. Sie hatten zwei Stunden lang mit automatischen Waffen geübt, Zickzackmuster in Türen gestanzt, schnelles Nachladen mit angeklebtem Reservemagazin geübt, ihre M-16 auseinandergenommen und wieder zusammengebaut, wenn sie Ladehemmung hatte, weil Sand ins Schloß geraten war. Nick stand auf das Rattern und die Feuerkraft der schweren Waffen, aber Sachs hatte ihnen wenig abgewinnen können, weil sie so ungenau waren und so viel Munition vergeudeten. Schließlich hatte sie ihn zu einem Wettkampf mit Glocks aufgefordert und ihn auf fünfzehn Meter Abstand dreimal glatt geschlagen. Er hatte gelacht und ihr einen

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