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Der Knochenjäger

Titel: Der Knochenjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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hielt nach etwas anderem Ausschau.
    Sie entdeckte die Tür zum Keller. Sie stand einen Spalt offen. Gut. Licht aus. Erst mußte sie runterschauen. Aber sie erinnerte sich daran, was Nick gesagt hatte: Nie in Kopf- oder Brusthöhe um eine Ecke blicken - genau da wurde man erwartet. Sie stützte sich auf ein Knie. Atmete tief durch. Los!
    Nichts. Nur Dunkelheit.
    Wieder in Deckung.
    Horchen ...
    Zuerst hörte sie gar nichts. Dann eine Art Scharren, eindeutig. Irgend etwas schepperte. Dann rasche Atemzüge, vielleicht auch ein Schnaufen.
    Er war da unten und grub sich einen Fluchtweg!
    »Ich höre Geräusche aus dem Keller«, sagte sie ins Mikrofon. »Bitte um Absicherung.«
    »Verstanden.«
    Aber sie konnte nicht warten. Sie dachte an das kleine Mädchen, das er in seiner Gewalt hatte. Und sie stieg die ersten Stufen hinab. Blieb stehen und lauschte wieder. Dann wurde ihr bewußt, daß sie von der Taille abwärts völlig ungeschützt dastand und ein ideales Ziel abgab. Sie sprang die Treppe hinunter und ging in der Dunkelheit in die Hocke.
    Tief durchatmen.
    Und jetzt los!
    Gleißend schnitt der Strahl der Halogenlampe in ihrer rechten Hand durch den dunklen Keller. Die Mündung ihrer Waffe war genau auf die Mitte des weißen Lichtkreises gerichtet, den sie von links nach rechts durch den Raum wandern ließ. Hielt den Strahl tief, da ihr Gegner sich vermutlich auch hingekauert hatte. Und ihr fiel ein, was Nick gesagt hatte: Kriminelle konnten nicht fliegen.
    Nichts. Keine Spur von ihm.
    »Officer Sachs?«
    Ein Mann vom Einsatzkommando stand oben an der Treppe.
    »O nein«, murmelte sie, als der Strahl ihrer Lampe auf Pammy Ganz fiel, die wie versteinert in einer Ecke des Kellerraums stand.
    Dicht um das Mädchen drängte sich ein Rudel ausgezehrter, verwilderter Hunde, die ihr Gesicht, die Finger und die Beine beschnüffelten. Mit weit aufgerissenen Augen blickte sie von einem Tier zum anderen. Ihre Brust hob und senkte sich, das Gesicht war tränenüberströmt. Sie hatte den Mund geöffnet und drückte die rosige Zungenspitze an die Oberlippe.
    »Bleiben Sie oben«, sagte Sachs zu dem Mann. »Wir dürfen sie nicht erschrecken.«
    Sachs legte auf die Tiere an, drückte aber nicht ab. Zwei oder drei konnte sie vielleicht töten, aber die anderen könnten dadurch in Panik geraten und über die Kleine herfallen. Einer, ein räudiger Köter mit vernarbtem Schädel, war so groß, daß er ihr mit einem einzigen Biß das Genick brechen könnte.
    »Ist er da unten?« fragte der Cop.
    »Weiß ich nicht. Holen Sie einen Notarzt. Er soll sich oben bereit halten. Niemand kommt hier runter.«
    »Verstanden.«
    Sachs schwenkte den Lauf der Waffe von einem Tier zum anderen und setzte sich langsam in Bewegung. Nach und nach wurden die Hunde auf sie aufmerksam und wandten sich von Pammy ab. Das kleine Mädchen war lediglich eine Beute, Sachs hingegen stellte eine Bedrohung dar. Sie grollten und knurrten, scharrten unruhig mit den Vorderläufen und spannten die Muskeln an, als wollten sie sich jeden Moment auf sie stürzen.
    »Ich hab' Angst«, sagte Pammy mit schriller Stimme, worauf die Tiere sich wieder ihr zuwandten.
    »Schhhh, mein Schatz«, sagte Sachs besänftigend. »Nichts sagen. Sei still.«
    »Mami. Ich will zu meiner Mami!« Ihr gellendes Geschrei erregte die Hunde noch mehr. Sie tänzelten herum und bewegten knurrend die Schnauzen hin und her.
    »Ruhig, ganz ruhig...«
    Sachs wich nach links aus. Die Hunde standen ihr direkt gegenüber und fixierten ihre Augen, die ausgestreckte Hand, die Waffe. Das Rudel teilte sich. Die einen blieben bei Pammy, einige andere schlichen um Sachs herum und versuchten, ihr in den Rücken zu fallen.
    Sie schob sich zwischen die Kleine und die drei Hunde, die ihr am nächsten waren.
    Die Glock schwang hin und her, wie ein Pendel. Die Tiere ließen die schwarze Waffe nicht aus den Augen.
    Ein Hund, ein räudiger, gelber Köter, knurrte und pirschte sich von rechts an Sachs heran.
    Die Kleine wimmerte. »Mami...«
    Sachs bewegte sich ganz langsam. Sie bückte sich, bekam mit der linken Hand das Sweatshirt des Kindes zu fassen und zog Pammy hinter sich. Der gelbe Hund rückte näher.
    »Kusch«, sagte Sachs.
    Noch näher.
    »Hau ab!«
    Die anderen verharrten gespannt, als der gelbe Hund seine spitzen Zähne fletschte.
    »Weg mit dir, verflucht noch mal!« herrschte Sachs ihn an und schlug ihm mit der Glock auf die Schnauze. Der Hund fuhr zurück, winselte und sprang die Treppe hinauf.
    Pammy

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