Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Knochenjäger

Titel: Der Knochenjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
Vom Netzwerk:
Abwassersieb hängengeblieben ist.« Sellitto lachte. »Der Cop, kein kleiner Streifenpolizist mehr, sagte: >Das mach' ich nicht. Ich bin Lieutenant.< Und Rhyme sagte: >Ich hab' eine Überraschung für Sie: Ab jetzt sind Sie Klempner.< Ich könnte ewig so weitermachen. Verflucht, Officer. Sie fahren fast hundertdreißig.«
    Sie schössen am Hauptgebäude vorbei, und wehmütig dachte sie: Genau da sollte ich jetzt sein. Mich mit den Kollegen aus der Presseabteilung bekanntmachen, die Ausbildungsstunden absitzen, die klimatisierte Luft genießen.
    Gekonnt umkurvte sie ein Taxi, das bei Rot über die Ampel gefahren war.
    Herrgott, war das heiß. Heiß und staubig, heiß und stinkend, heiß und voller Abgase. Die ekelhafteste Tageszeit in der Stadt. Die Stimmung war am Siedepunkt, konnte jederzeit umkippen, wie die trübe Brühe, die droben in Harlem aus den Hydranten sprudelte. Vorletzte Weihnachten hatten sie und ihr Freund bei minus fünfzehn Grad gemeinsam den Heiligen Abend gefeiert - kurz nur, von elf Uhr bis Mitternacht, denn länger hatten sie beide nicht dienstfrei gehabt. Sie und Nick hatten beim Rockefeller Center gesessen, draußen neben der Eislaufbahn, und hatten Kaffee und Cognac getrunken. Beide waren der Meinung gewesen, daß ihnen eine Woche Kälte lieber sei als ein einziger heißer Augusttag.
    Dann, als sie die Pearl Street hinunterraste, entdeckte sie endlich Haumanns Kommandostand. Sachs zog eine zirka zweieinhalb Meter lange Bremsspur, als sie den Kombi in die Lücke zwischen seinem Wagen und dem Bus des Spezialeinsatzkommandos zwängte.
    »Verdammt, Sie können gut fahren.« Sellitto stieg aus. Aus irgendeinem Grund - sie wußte selbst nicht genau, warum - freute sich Sachs, als sie den Abdruck bemerkte, der sich deutlich sichtbar am Fenster abzeichnete, nachdem Jerry Banks mit schweißnasser Hand die hintere Tür aufgestoßen hatte.
    Rundum wimmelte es von Streifenpolizisten und Leuten des Sonderkommandos, mindestens fünfzig bis sechzig Mann. Und weitere Kräfte waren im Anmarsch. Es kam einem vor, als konzentrierte sich das Polizeipräsidium ganz auf den Südzipfel von New York. Sachs ertappte sich bei dem Gedanken, daß dies genau der richtige Zeitpunkt wäre, falls jemand ein Attentat verüben, ein Konsulat oder ein anderes wichtiges Gebäude in seine Gewalt bringen wollte.
    Haumann kam zu dem Kombi getrabt. »Wir arbeiten uns von Tür zu Tür vor«, sagte er zu Sellitto, »erkundigen uns nach Bauarbeiten an der Pearl. Niemand weiß was von Asbestsanierungsmaßnahmen, und keiner hat irgendwelche Hilferufe gehört.«
    Sachs wollte gerade aussteigen, als Haumann sagte: »Nein, Officer. Sie sollen hier beim Einsatzwagen bleiben.«
    Sie stieg trotzdem aus.
    »Ja, Sir. Wer hat das befohlen?«
    »Detective Rhyme. Ich habe gerade mit ihm gesprochen. Sie sollen sich bei der Zentrale melden, sobald Sie vor Ort sind.«
    Haumann ging weg. Sellitto und Banks eilten zum Kommandostand.
    »Detective Sellitto!« rief Sachs.
    Er drehte sich um. »Entschuldigen Sie, Detective«, sagte sie. »Die Sache ist die: Wer ist mein Streifenführer? Wem unterstehe ich?«
    »Sie unterstehen Rhyme«, sagte er kurz angebunden.
    Sie lachte. »Aber ich kann ihm nicht unterstehen.«
    Sellitto schaute sie verständnislos an.
    »Ich meine, geht's hier nicht auch um Haftungsfragen und so weiter? Um Befugnisse? Er ist Zivilist, ein stinknormaler Bürger. Ich brauche eine feste Anlaufstelle, einen Vorgesetzten, dem ich unterstehe.«
    »Officer, hören Sie mal zu«, sagte Sellitto in aller Ruhe. »Wir alle unterstehen Lincoln Rhyme. Mir ist es egal, ob er ein stinknormaler Bürger ist oder der Rächer mit der Maske. Haben Sie das kapiert?«
    »Aber -«
    »Wenn Sie sich beschweren wollen, dann tun Sie das schriftlich, aber nicht vor morgen.«
    Damit war er weg. Amelia Sachs schaute ihm einen Moment lang hinterher, setzte sich dann wieder in den Wagen und meldete der Zentrale, daß sie vor Ort und einsatzbereit sei. Auf Anweisungen warte.
    Sie lachte grimmig auf, als sich eine Frauenstimme meldete. »10-4 an Streife 5888. Zu Ihrer Kenntnisnahme. Detective Rhyme wird sich in Kürze bei Ihnen melden. Ende.«
    Detective Rhyme.
    »10-4, Ende«, antwortete Sachs. Dann warf sie einen Blick nach hinten und fragte sich, was in den schwarzen Koffern sein mochte.
    Zwanzig vor drei.
    In Rhymes Haus klingelte das Telefon. Thom nahm ab. »Es ist eine Telefonistin aus dem Präsidium.«
    »Stell sie durch.«
    »Detective Rhyme«, schallte es aus

Weitere Kostenlose Bücher