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Der Knochenjäger

Titel: Der Knochenjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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die Formalitäten, Amelia«, sagte Rhyme. »Wir haben keine Zeit.«
    »Ich-«
    »Wir glauben zu wissen, wo sie ist. Hanover, Ecke Pearl Street.«
    Sie warf einen Blick nach hinten und sah etliche Polizisten vom Einsatzkommando auf einen Altbau zurennen.
    »Soll ich -«
    «Man sucht schon nach ihr. Sie müssen sich auf die Tatortarbeit vorbereiten.«
    »Aber ich kann doch helfen -«
    »Nein. Ich möchte, daß Sie zum Heck des Kombis gehen. Dort ist ein Koffer mit der Aufschrift 02 drin. Nehmen Sie ihn mit. Und in einem kleinen schwarzen Kasten ist ein Polilight. Sie haben bei mir zu Hause eins gesehen. Mel hat es benutzt. Nehmen Sie das ebenfalls mit. In dem Koffer mit der Aufschrift 03 finden Sie einen Kopfhörer und ein kleines Mikrofon. Schließen Sie es an Ihr Motorola an und begeben Sie sich zu dem Gebäude, vor dem die Kollegen sind. Melden Sie sich bei mir, wenn Sie soweit sind. Kanal siebenunddreißig. Ich habe zwar einen terrestrischen Anschluß, aber man wird Sie zu mir durchstellen.«
    Kanal siebenunddreißig. Die städtische Frequenz bei Sondereinsätzen. Die Frequenz für dringliche Fälle.
    »Was -?« fragte sie. Aber die Verbindung war bereits unterbrochen.
    An ihrem Uniformgürtel hing eine lange schwarze Halogentaschenlampe, daher ließ sie das sperrige Zwölf-Volt-Gerät hinten im Wagen und nahm nur das Polilight und den schweren Koffer. Er mußte mindestens einen halben Zentner wiegen. Genau das hat meinen verdammten Gelenken noch gefehlt. Sie faßte fest zu, biß die Zähne zusammen und eilte zu der Straßenkreuzung.
    Sellitto rannte keuchend zu dem Haus. Banks stieß zu ihnen.
    »Haben Sie's gehört?« fragte Sellitto. Sachs nickte.
    »Ist es das hier?« fragte sie.
    Sellitto deutete mit dem Kopf auf die Gasse. »Er muß sie hier reingeschafft haben, denn im Foyer sitzt ein Wachmann.« Sie trabten jetzt durch eine düstere, kochendheiße Häuserschlucht, in der es nach Pisse und Abfällen roch. Zerbeulte blaue Mülltonnen standen auf dem Kopfsteinpflaster.
    »Da«, rief Sellitto. »Diese Türen.«
    Die Polizisten schwärmten im Laufschritt aus. Drei der vier Türen waren von innen abgesperrt.
    Die vierte war aufgestemmt und mit einer Kette wieder verschlossen worden. Kette und Schloß waren neu.
    »Das ist sie!« Sellitto wollte zur Tür greifen, zögerte dann. Dachte wahrscheinlich an Fingerabdrücke. Dann packte er den Knauf und zerrte daran. Sie ging ein paar Zentimeter weit auf, wurde aber dann von der Kette gehalten. Er schickte drei Uniformierte zur Vorderseite - sie sollten von innen in den Keller vordringen. Einer der Cops grub einen Pflasterstein aus und hämmerte damit auf das Schloß ein. Fünf Schläge, dann zehn. Er zuckte zurück, als er mit der Hand die Tür streifte; Blut quoll aus dem aufgeschürften Finger.
    Ein Feuerwehrmann kam mit einem Halligan angerannt, einem Allzweckwerkzeug, vorne Spitzhacke, hinten Brecheisen. Er rammte die Spitze in ein Kettenglied und sprengte das Vorhängeschloß auf. Sellitto schaute Sachs erwartungsvoll an. Sie erwiderte den Blick.
    »Nun denn, los, Officer!« rief er.
    »Was?«
    »Hat er Ihnen nicht Bescheid gesagt?«
    »Wer?«
    »Rhyme.«
    Verflucht, sie hatte vergessen, den Kopfhörer anzuschließen. Sie fummelte damit herum, stöpselte ihn schließlich ein. Hörte: »Amelia, wo -«
    »Hier bin ich.«
    »Sind Sie vor dem Gebäude?«
    »Ja.«
    »Gehen Sie hinein. Man hat den Dampf abgestellt, aber ich weiß nicht, ob es rechtzeitig geschehen ist. Nehmen Sie einen Notarzt und jemanden vom Einsatzkommando mit. Gehen Sie zum Heizungskeller. Vermutlich werden Sie die Colfax gleich sehen. Gehen Sie zu ihr, aber nicht auf direktem Weg, nicht geradewegs von der Tür zu ihr hin. Ich möchte nicht, daß Sie irgendwelche Fußspuren zerstören, die er vielleicht hinterlassen hat. Verstanden?«
    »Ja.« Sie nickte energisch, ohne daran zu denken, daß er sie nicht sehen konnte. Sie winkte einen Notarzt und einen Mann vom Einsatzkommando zu sich und trat in den schummrigen Kellergang. Überall dunkle Winkel, dumpfe Maschinengeräusche, tropfendes Wasser.
    »Amelia«, sagte Rhyme.
    »Ja.«
    »Wir haben vorhin darüber gesprochen, daß es sich um einen Hinterhalt handeln könnte. Aus allem, was ich inzwischen über ihn weiß, glaube ich schließen zu können, daß es nicht der Fall ist. Er ist nicht da, Amelia. Das wäre unlogisch. Aber achten Sie trotzdem darauf, daß Sie die Schußhand frei haben.«
    Unlogisch.
    »Okay.«
    »Los jetzt!

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