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Der Knochenleser - Der Gruender der legendaeren Body Farm erzaehlt

Der Knochenleser - Der Gruender der legendaeren Body Farm erzaehlt

Titel: Der Knochenleser - Der Gruender der legendaeren Body Farm erzaehlt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Bass Jon Jefferson
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Bagger beseitigt. Für die Suche schien mir das Haus den größten Erfolg zu versprechen, aber der Feuerwehrmann machte sich über mich lustig. »Wir haben dieses Haus schon fünfmal durchgekämmt«, sagte er. Als ich daraufhin erklärte, wir wollten es uns trotzdem ansehen, wo wir schon einmal hier waren, schüttelte er den Kopf und ging weg, als wären wir Vollidioten.
    Als wir die zerwühlte Masse durchsiebten, fanden wir ein paar Stücke von einem männlichen Schädel. Es war kaum eine Hand voll - wenn man mit einem Bagger über kalzinierte Knochen walzt und sie dann fünfmal mit ein paar Harken beiseite schiebt, hat man alles ziemlich gründlich pulverisiert -, aber es reichte immer noch für die Erkenntnis, dass der Mann sein eigenes Haus angezündet und Selbstmord begangen hatte.
     
     
    Im Kreis Hawkins hatte die Polizei uns glücklicherweise benachrichtigt, bevor man am Schauplatz des Brandes etwas durcheinander gebracht hatte; der Brandermittler stieß dort zu uns, aber wir hatten den ersten Zugriff. Wenn irgendwo zwischen den Trümmern verbrannte Knochen waren, mussten wir sie eigentlich finden, und vermutlich lagen sie ziemlich dicht nebeneinander.
    An der östlichen Seite, wo das Gelände zum Fluss abfiel, war das Haus zwei Stockwerke hoch gewesen. Die Westseite war zum Hang gerichtet, und hier ragte nur eine Etage über die Erde. Das Schlafzimmer, wo Grizzle sich wahrscheinlich aufgehalten hatte, lag nach Angaben von Lieutenant Wilmot - er stützte sich auf die Aussagen der früheren Eigentümer - am nördlichen Ende der oberen Etage. Diese obere Etage gab es jetzt natürlich nicht mehr: Während des Brandes waren die Deckenbalken durchgebrochen, und das Dach war bis auf das Betonfundament hinuntergestürzt. Diese Betonplatte war für uns ein Segen. Die glatte, feste, von niedrigen Reihen aus zerbrochenen Backsteinen eingefasste Fläche war jetzt ein riesiges Tablett voller Indizien, die sich alle für uns erhalten hatten.
    Gegen halb elf am Vormittag fingen wir an der bergab gelegenen Seite des Hauses an zu arbeiten. Vorsichtig siebten und stocherten wir, bis wir die Mitte des Hauses erreicht hatten. Ungefähr um Viertel nach elf blieb Steve Symes’ geschulter Fotografenblick trotz schläfriger, blutunterlaufener Augen an einem Knochen hängen, der unter einem Backsteinhaufen hervorlugte. Die Steine gehörten zu einem zusammengebrochenen Teil des Kamins. Als wir sie wegräumten, fanden wir die Knochen beider Beine und den größten Teil der Wirbelsäule. Einige Gelenke wurden noch teilweise von Bändern und Knorpel zusammengehalten, aber von den Knochen selbst waren großenteils nur noch Bruchstücke vorhanden. Diese Überbleibsel eines zerstörten Lebens waren völlig kalziniert und klimperten in meiner Hand wie die Scherben eines zerbrochenen Keramikgefäßes. Die Leiche war weit gehend verbrannt.
    Der Zustand der Knochen ließ auf ein sehr heißes Feuer schließen. Das Gleiche zeigte sich auch an den Elektroinstallationen: Das Kupfer der Kabel war geschmolzen und in gezackten Linien auf den Betonboden getropft. Der Schmelzpunkt von Kupfer liegt bei rund 1100 Grad, das Feuer musste also noch heißer gewesen sein. Derart hohe Temperaturen ließen eindeutig auf den Einsatz von Brandbeschleunigern schließen; ohne Benzin oder eine andere brennbare Flüssigkeit werden bei Gebäudebränden in der Regel nicht mehr als 900 Grad erreicht.
    Die Knochenansammlung lag im Haus rund 30 Zentimeter von der östlichen Wand entfernt, die zum Fluss ging. Außerdem war sie rund einen Meter von einer Wand aus Betonblöcken entfernt, die das Haus in einen nördlichen und einen südlichen Teil trennte. Als wir die Knochen hochhoben, fanden wir darunter eine verbrannte Gewebemasse; sie lag auf einem Stück weißem Baumwollstoff von einer Herrenunterhose und einer verkohlten, olivgrünen Hose.
    In diesem Augenblick waren wir so gut wie sicher, dass wir eine männliche Leiche gefunden hatten, höchstwahrscheinlich den vermissten James Grizzle. Als wir den Schauplatz weiter untersuchten, bot sich ein weniger eindeutiges Bild, das aber immer faszinierender wurde.
    Aus der Position von Beinen, Becken und Wirbelsäule konnte man schließen, dass die Leiche auf dem Rücken lag; die Beine waren über den oberen Teil des Körpers geschlagen, sodass die Knie über den Schultern lagen, also dort, wo eigentlich der Kopf sein sollte - aber der war nicht vorhanden. Um ihn zu finden, suchten wir die Umgebung gründlich ab. Schließlich

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