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Der Knochenleser - Der Gruender der legendaeren Body Farm erzaehlt

Der Knochenleser - Der Gruender der legendaeren Body Farm erzaehlt

Titel: Der Knochenleser - Der Gruender der legendaeren Body Farm erzaehlt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Bass Jon Jefferson
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Eichhörnchenpopulation beizutragen, den Pfad hinauf in den Wald. Nachdem er ein Stück bergauf gegangen war, bemerkte er eine mitgenommene Matratze und eine verfallene Hundehütte, in die jemand eine Schaufensterpuppe gestopft hatte. Als er einen Teil des Abfalls mit dem Fuß zur Seite beförderte, sah er, dass die »Puppe« in Wirklichkeit ein Mensch war: eine blondierte, teilweise unbekleidete und sehr tote junge Frau, deren Hände mit orangefarbenem Bindfaden gefesselt waren. Sofort eilte der Jäger zum nächsten Telefon und rief die Polizei. Wenige Minuten später wimmelte es in der Sackgasse von Fahrzeugen der Kreis- und Gemeindepolizei von Knoxville. Ein Gemeindepolizist erkannte das Opfer: Es war Patricia Anderson, eine 32-jährige Weiße, deren Fall er untersuchte, seit sie vor knapp einer Woche verschwunden war.
    Patty Anderson war für die Polizei keine Unbekannte. Sie arbeitete als Prostituierte, nahm regelmäßig Kokain und war einschlägig vorbestraft; außerdem sah sie gut aus und kleidete sich gern auffällig. Was von ihren Kolleginnen und Kunden kaum jemand wusste: Sie befand sich im Frühstadium einer Schwangerschaft. Einem Kreditvermittler hatte sie erzählt, sie wolle das Geld für eine Abtreibung zusammenkratzen, und ihre Geldnöte waren wahrscheinlich auch der Grund, warum sie ein so unglückseliges Ende genommen hatte.
    Der medizinische Sachverständige des Kreises Knoxville konnte schnell bestätigen, was die Polizeibeamten auf Grund des zerschmetterten Gesichts, der Blutergüsse am Hals, der hervortretenden Augen und der bläulich verfärbten Gesichtshaut bereits vermutet hatten. Jemand hatte sie gefesselt, geschlagen und schließlich erdrosselt. Grausame Ironie: Nur wenige Schritte entfernt müssen Hunderte von Menschen vorübergekommen sein. Wenn sie um Hilfe gerufen hatte, gingen ihre Schreie vermutlich im Verkehrslärm unter.
    Anderson war am 13. Oktober zum letzten Mal lebend gesehen worden. Am nächsten Tag hatte ihr Freund das Auto gefunden: Ihr Chevrolet Malibu stand vor einem Motel, das die Prostituierten von Knoxville häufig als Absteige benutzten. Danach war sie verschwunden. Den Polizisten, die sich in der Unterwelt der Stadt auskannten, fiel beim Anblick ihres übel zugerichteten Leichnams sofort ein Verdächtiger ein. Er legte sich häufig mit den Bordsteinschwalben an und hatte das zuvor schon mindestens zweimal an der Cahaba Lane getan. Der »Zoomann« wurde zur Fahndung ausgeschrieben.
    Am 27. Februar, acht Monate vor dem Mord an Patty Anderson, hatte eine Prostituierte bei der Polizei angerufen und berichtet, ein Mann namens John habe sie um ihre Dienste gebeten und sei mit ihr zur Cahaba Lane gefahren. Dort habe er sie in den Wald geschleppt, ausgeraubt, vergewaltigt und verprügelt. Dann hatte er sie mitten im Winter nackt und gefesselt zurückgelassen. Es war ihr gelungen, sich zu befreien, und sie hatte von einem nahe gelegenen Schönheitssalon aus die Polizei angerufen.
    Noch am gleichen Tag war Tom Pressley, ein Ermittler der Polizei von Knoxville, mit ihr zu einer Tatortbesichtigung in die Cahaba Lane gefahren. Am Ende der Straße war ein älterer Buicke Le Sabre geparkt. »Das ist er! Das ist das Auto!«, hatte die Frau gerufen.
    Pressley stieg aus und ging zusammen mit der Frau in den Wald. Ungefähr nach 100 Metern fing sie an zu zittern. Sie packte Pressleys Arm, zeigte in eine Richtung und flüsterte: »Er ist da! Jetzt!« Den beiden bot sich eine schockierende Szene: Ein Mann stand mit herabgelassener Hose im Wald. Vor ihm kniete eine schluchzende Frau. Der Polizist zog die Waffe und schlich sich unbemerkt an.
    Pressley befahl dem Mann, sich mit dem Gesicht nach unten auf die Erde zu legen. Er legte ihm Handschellen an, führte ihn zu seinem Streifenwagen und forderte über Funk Verstärkung an. Einer der neu hinzukommenden Beamten fuhr die beiden Frauen zurück in die Stadt; Pressley nahm den Mann fest und erhob Anklage gegen ihn.
    Der Mann, den sie mit heruntergelassenen Hosen erwischt hatten, war 32 Jahre alt und hieß Thomas Dee Huskey. Er wohnte bei seinen Eltern in einem feststehenden Wohnwagen in Pigeon Forge, einer Kleinstadt 40 Kilometer östlich von Knoxville. Die Anklage lautete auf Vergewaltigung und Raub. (Auf dem Boden des Le Sabre hatte man eine Geldbörse gefunden; sie gehörte der Frau, die Pressley zur Cahaba Lane geführt hatte.) Aber das Gericht tat die Aussage der ersten Frau als bedeutungslos ab; die zweite verschwand aus der Stadt und

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