Der Knochenmann
hat. Ist er natürlich jetzt doppelt blöd dagestanden. Und einen Moment lang hat er nicht gewußt, soll ich mich jetzt wieder hinsetzen oder soll ich gehen, was schaut blöder aus?
Aber der alte Löschenkohl ist schon wieder weiß Gott wo in Gedanken gewesen, und der Brenner hat jetzt gemerkt, daß ihm sein linkes Bein eingeschlafen ist, und da ist ihm der Trainer Ferdl doch noch behilflich gewesen:
«Und einmal geht’s noch!» hat der Brenner sich selber heimlich zugerufen und seinem eingeschlafenen Bein einen Ruck gegeben. Dann ist er wie ein gefoulter Kicker in Richtung Personaltrakt gehumpelt.
5
Herrliche Tagesfahrt nach Slowenien. Nur 148 Schilling! Mit slowenischer Unterhaltungsmusik und Folklore-Vorführung. Hin- und Rückreise im modernen Fernreise-Panoramabus.
** Jede Dame erhält: l große Handtasche mit Innentasche und dazu passender Kosmetiktasche im aktuellen Kroko-Look.
** Jeder Herr erhält: l Schlüsselanhänger, l Kreditkartenheft und eine Brieftasche mit zwei Kammern im aktuellen Kroko-Look.
** Haushaltsmodenschau der Fa. Vogl-Versand, München (Teilnahme freigestellt).
Wir überreichen alle Geschenke während der Jubiläumsfahrt direkt an unser treues Publikum!
Gewünschte Einstiegstelle bitte ankreuzen:
Gleisdorf
Sinabelkirchen
Ilz
Riegersburg
Feldbach (Bahnhof)
Bad Gleichenberg
Halbenrain
Bad Radkersburg (Hauptplatz)
Wie der Brenner in Halbenrain zugestiegen ist, ist der Bus schon fast voll gewesen. Der Fahrer hat ihn ein bißchen verwundert angeschaut, und da hat sich der Brenner gleich ertappt gefühlt. Weil wenn du heute in einen vollen Bus einsteigst, hast du als Neuer sowieso das Gefühl, die anderen Leute sind schon immer dagewesen. Wenn dich dann auch noch einer komisch anschaut, kann es vorkommen, daß du dich ertappt fühlst, wenn du dazu tendierst.
Und der Brenner guten Grund dazu. Er hat gefürchtet, der Trainer Ferdl kennt ihn womöglich schon und errät es, daß der Brenner ihn aushorchen will.
Aber keine Rede davon, daß der Ferdl einen Menschen wiedererkennt. Und wie der Brenner die anderen Leute im Bus mit einem Blick gestreift hat, hat er natürlich sofort gewußt, wieso verwunderter Blick. Weil außer dem Brenner alle Fahrgäste praktisch Altersheim.
Nur eine einzige junge Frau ist noch dagewesen, mit einem knallgrünen Kostüm und blond gefärbten Haaren, aber vor lauter blond hat es schon mehr wie eine Strohperücke ausgesehen.
«Sie sind der Herr Brenner?» sagt sie, weil die hat zum Bus gehört, und der Brenner hat nicht einmal Zeit zum Nicken gehabt, da brüllt sie schon in ihr Mikrofon hinein: «Wir begrüßen den Herrn Brenner aus Klöch.»
Und natürlich peinlich bis dorthinaus, die alten Leute haben folgsam applaudiert, daß der Brenner am liebsten gleich wieder ausgestiegen wäre. Aber nichts da.
«Im hinteren Bereich sind noch drei Plätze frei», brüllt die Hostess wieder in ihr blödes Mikrofon hinein, obwohl doch der Brenner eh nur einen halben Meter von ihr entfernt steht. Und natürlich Problem. Was tu ich im hinteren Bereich, hat sich der Brenner gedacht, wenn ich mit dem Fahrer ins Gespräch kommen möchte. Jetzt ganz schlau, sagt er zu der Hostess:
«Mir wird in Reisebussen immer schlecht. Könnte ich nicht vielleicht ganz vorn –»
Mehr brauchst du nicht. Den Senioren auf den vorderen Plätzen sind fast die Herzschrittmacher herausgehüpft, wie sie das gehört haben. Weil denen ist nämlich wirklich im Bus immer schlecht geworden, jetzt kommt so ein junger Tutter und möchte ihnen den schwer erkämpften vorderen Platz wegnehmen.
Die Hostess ist gar nicht zum Antworten gekommen, ist der Brenner schon brav hinten gesessen und hat keinen Mucks mehr gemacht. Weil das hat der Brenner noch von der Polizei her gewußt, daß nichts so gefährlich ist wie die alten Leute mit den Krückstöcken. Ist ja oft nur Auslegungssache, ob es ein Krückstock oder ein Bajonett ist, wenn du es einmal im Bauch stecken hast. Und er hat sich getröstet: Ich kann ja den Ferdl beim Aufenthalt in Maribor immer noch aushorchen.
Kaum daß sie über die Grenze gewesen sind, fängt die Hostess an, in ihr Mikrofon zu quatschen. Weil die hat die Leute in Stimmung bringen müssen. Und vor allem die Geschenke verteilen.
Der Brenner hat sich die Gegend angeschaut, und natürlich: es hat nach der Grenze genau gleich ausgeschaut wie vor der Grenze. Dann ist ihm aufgefallen, daß an der Rücklehne vor ihm auch so ein Mikrofon montiert gewesen ist, und er hat
Weitere Kostenlose Bücher