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Der Koch

Der Koch

Titel: Der Koch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Suter
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bestätigte.
    Am Montag wurde die Kugag von der Börse abgestraft. Die hoogteco hingegen startete hervorragend in die Woche.
    Eine Firmensprecherin der Kugag - das Unternehmen hatte, wohl auf Anraten seiner Kommunikationsberater, eine Firmensprecherin engagiert - spielte die Sache herunter und bezeichnete den Deal als ganz normale, eng begrenzte unternehmerische Maßnahme. Aus einer Position der Stärke heraus.
    Einer der Kommentatoren zweifelte an dieser Stärke und spekulierte über mögliche finanzielle Engpässe, die durch Spekulationen auf dem amerikanischen Subprime-Markt verursacht sein könnten.
    Ein anderer fragte sich, weshalb der Verwaltungsrat diesen Schritt nicht verhindert habe. Oder ob Staffel hier nicht seine Kompetenzen überschritten habe.
    Vom CEO selbst, der doch sonst das Licht der Öffentlichkeit nicht scheute, war keine Stellungnahme zu bekommen.
     

FEBRUAR 2009

37
    Maravan war jetzt an den Abenden meistens beschäftigt. Aber über Mittag konnte er die Vorbereitungen kurz unterbrechen. Dann traf er sich mit Sandana. Er wartete auf sie vor dem Reisezentrum, und dann gingen sie in ein Cafe, ein Restaurant oder eine Imbissstube beim Bahnhof.
    Sie nutzten die knappe Stunde, um einander von sich und ihrem Leben zu erzählen.
    Einmal fragte sie: »Wenn wir jetzt in Sri Lanka wären, was täten wir dann?«
    »Sie meinen jetzt? Genau jetzt?«
    Sandana nickte. »Mittags um halb eins.«
    »Ortszeit?«
    »Ortszeit.«
    »Es wäre heiß, aber es würde nicht regnen.« »Also: Was tun wir?«
    »Wir sind am Strand. Unter den Palmen in der Meeresbrise ist es etwas kühler. Das Meer ist ruhig. Im Februar ist es meistens ruhig.«
    »Sind wir allein?«
    »Weit und breit kein Mensch zu sehen.«
    »Warum sind wir im Schatten und nicht im Wasser?«
    »Wir haben keine Badeanzüge. Nur unsere Sarongs.«
    »Damit kann man auch ins Wasser.«
    »Dann werden sie durchsichtig.«
    »Würde Sie das stören?«
    »An Ihnen nicht.«
    »Dann lassen Sie uns reingehen.«
     
    Ein anderes Mal erzählte Maravan ihr von seiner Angst um Ulagu. Und von Nangay. Was sie ihm bedeutete hatte. Und dass er sich an ihrem Tod mitschuldig fühlte.
    »Sagten Sie nicht, sie wäre ausgetrocknet ohne das Medikament?«
    Maravan nickte.
    »Und hat Ihre Schwester nicht gesagt: >Sie lebte - und eine Sekunde später war sie tot     
    So kamen sie sich näher. Sie berührten sich kaum, aber sie gaben sich jetzt immer die ortsüblichen, doch in ihrer Kultur anstößigen Begrüßungs- und Abschiedsküsschen.
    Sie wohnte noch immer in Wohngemeinschaft mit ihrer Kollegin, einer gemütlichen Berneroberländerin, die er einmal getroffen hatte, als die beiden gleichzeitig das Reisezentrum verließen. Mit ihren Eltern hatte Sandana keinen Kontakt.
     
    An einem Abend im Februar - Maravan hatte im Falkengässchen gekocht und früh Feierabend machen können, saß er vor dem Bildschirm und surfte in den Webseiten. Die Nachrichten aus seiner Heimat wurden immer deprimierender.
    Die Armee hatte eine Sicherheitszone für Flüchtlinge festgelegt, die sie jetzt, nach übereinstimmenden Berichten der LTTE und verschiedener Hilfsorganisationen, bombardierte. Es gab viele Tote unter den Zivilisten. Wer konnte, floh aus dem Kampfgebiet und wurde sofort in Flüchtlingslagern interniert. Viele sagten, der Sieg der Regierungstruppen stünde unmittelbar bevor. Maravan und die meisten seiner Landsleute wussten, dass ein Sieg nicht der Weg zum Frieden war.
    Kurz nach dreiundzwanzig Uhr klingelte es Sturm.
    Durch den Spion sah er einen Tamilen in mittleren Jahren. »Was wollen Sie?«, fragte Maravan, als der Mann einen Moment von der Klingel abließ.
    »Aufmachen!«, befahl der Mann.
    »Wer sind Sie?«
    »Der Vater. Macht sofort auf, oder ich trete die Tür ein.« Maravan öffnete. Jetzt erkannte er Sandanas Vater, der ungestüm in die Wohnung drang. »Wo ist sie?«
    »Wenn Sie Sandana meinen: Sie ist nicht hier.« »Natürlich ist sie hier.«
    Maravan lud ihn mit einer Handbewegung ein, sich umzuschauen. Mahit durchsuchte jedes Zimmer, ging ins Bad, sogar den Balkon ließ er nicht aus.
    »Wo ist sie?«, fragte er drohend.
    »Wahrscheinlich zu Hause.«
    »Zu Hause ist sie schon lange nicht mehr!«
    »Ich glaube, sie wohnt bei einer Freundin.«
    »Ha! Freundin! Sie wohnt hier!«
    »Hat sie das gesagt?«
    »Wir sprechen nicht mehr miteinander!« Er schrie es fast. Dann wurde er plötzlich ruhig und wiederholte in normaler Lautstärke, verwundert, als werde er sich dessen erst

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