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Der Köder

Der Köder

Titel: Der Köder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.J. Tracy
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einen Haushalt führen. «Ein bisschen besser.»
    «Haben Sie etwas genommen?»
    Sie nickte ein wenig verlegen und reichte ihm ein kleines
    Medikamentenfläschchen. «Eine von den rosa Pillen.»
    Langer öffnete die Flasche und zog die Augenbrauen hoch, als er
    hineinsah. Da gab es rosa Pillen, blaue Pillen, gelbe Pillen und einen kleinen Haufen weißer gegen Sodbrennen. Die rosa Tabletten sahen
    aus wie Xanax, das Medikament gegen Angstzustände, aber sicher
    war er sich nicht.
    «Ich nehme eine von den Pillen, wenn mich etwas zu sehr
    aufregt», erklärte sie.
    «Ich verstehe.» Langer merkte sich die Krankenhausadresse, die
    auf dem Fläschchen stand, und gab es ihr zurück. Sie verstaute es in einer typischen Alte-Damen-Handtasche mit einem Bügelverschluss
    aus Metall. «Fühlen Sie sich in der Lage, mir einige Fragen zu
    beantworten?»
    Sie nickte müde und tupfte sich die Augen mit einem feuchten
    Spitzentaschentuch ab.
    Langer ging überaus rücksichtsvoll mit der alten Frau um und
    befragte sie sozusagen in Zeitlupe. Er erfuhr, dass sie seit
    zweiunddreißig Jahren Arien Fischers Haushälterin war. Dreimal die Woche kam sie mit dem Bus und noch einmal sonntags morgens,
    ebenfalls mit dem Bus, um ihm zu helfen, sich für den 9-Uhr-
    Gottesdienst in St. Paul of the Lakes Lutheran bereitzumachen. Sie wurde anständig entlohnt, hatte sich um ihn gekümmert wie um
    einen Bruder und konnte sich nicht vorstellen, wer ihm etwas zuleide tun wollte. Ja, diese Bücher gehörten auf den Couchtisch, zusammen mit einem sehr hübschen Tischläufer, den sie ihm zu seinem
    achtzigsten Geburtstag geschenkt hatte, und, nein, sie hatte nichts angefasst oder gar weggenommen.
    «War der Tischläufer sehr wertvoll?»
    «Nun, man findet nicht oft welche mit Vögeln, und besonders
    nicht mit Rotkehlchen. Ja, er war recht teuer, achtzig Dollar plus Steuer.» Sie beugte sich näher zu ihm und gestand im Flüsterton:
    «Aber ich habe ihn beim Räumungsverkauf bekommen. Neunzehn
    neunundneunzig.»
    Langer lächelte sie an. «Ein echtes Schnäppchen.»
    «Das auf jeden Fall.»
    Langer bedankte sich bei ihr, gab ihr seine Visitenkarte und bat
    dann Frankie, sie ins Hennepin County Medical Centre zu fahren, bei ihr zu bleiben, bis man sie untersucht hatte, und sie dann
    heimzufahren.
    Frankie seufzte unglücklich. «Weißt du, was dort sonntags in der
    Notaufnahme los ist?»
    Langer reagierte mit einem Schulterzucken und bat um
    Verständnis: «Sie lebt allein, Frankie, sie dosiert ihre Medikamente selbst, und sie zittert noch immer, obwohl es im Wagen heiß ist wie in einer Sauna. Ich mache mir Sorgen, dass sie unter Schock steht.»
    «Okay, okay, aber du hättest lieber Missionar oder so was
    werden sollen.»
    Langer und McLaren standen in der Auffahrt und sahen dem
    Streifenwagen nach.
    «Also, was denkst du?», fragte McLaren. «Dass der Killer die
    Bücher auf den Boden gelegt hat, um einen Tischläufer im Wert von zwanzig Dollar zu stehlen?»
    «Vergiss bitte nicht, dass Rotkehlchen drauf waren. So was findet man nicht so oft.»
    «Scheiße, Langer, versuchst du etwa, witzig zu sein?»
    «Vielleicht.»
    «Na, dann lass lieber. Du machst mir nämlich Angst.»
    Eine Stunde später waren Jimmy und sein Team noch immer an
    der Arbeit, kamen aber langsam zum Ende. Langer und McLaren
    fanden Jimmy der Länge nach auf dem Fußboden im Wohnzimmer.
    Mit Maßband und Notizbuch bewaffnet trug er Zahlen ein.
    «He, Jimmy», sagte McLaren so gut gelaunt, wie es ihm nach
    einem Sonntagmorgen am Schauplatz eines Mordes gelang. «Hast du
    die Lösung gefunden?»
    Grimm reagierte mit einem müden Grinsen und kam mit Mühe
    auf die Beine. «Im Moment bin ich noch nicht einmal sicher, ob wir es überhaupt mit einem Mord zu tun haben. Versucht beim nächsten
    Mal, eine Leiche zu liefern, Jungs. Das würde die Sache erheblich erleichtern. Habt ihr schon Rückmeldungen aus den Krankenhäusern
    bekommen?»
    McLaren blätterte in seinem Notizbuch. «Ja. Die einzigen
    Schusswunden, die letzte Nacht gemeldet wurden, hat man bei zwei
    sechzehnjährigen Gangmitgliedern festgestellt, die sich gegenseitig mit 22ern abknallen wollten. Haben nicht mehr als ungefährliche
    Fleischwunden hingekriegt und ganz bestimmt keinen
    Arterientreffer…»
    «Ein 22er war's sowieso nicht.» Jimmy hielt einen kleinen
    Plastikbeutel in die Höhe, in dem sich ein Projektil befand. «45er und ein paar gut erkennbare Züge drauf.»
    «45er, hm? In dem Fall hat derjenige, der hier

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