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Der Köder

Der Köder

Titel: Der Köder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.J. Tracy
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    Verdächtigen zu tun, und fast immer handelte es sich um
    Familienmitglieder. Ihm war ein Psychopath im Drogenrausch
    allemal lieber als Verwandte, die einander umbrachten. Nichts
    grässlicher als ein mörderischer Familienstreit.
    Gino kam über den Parkplatz zurück. Sein breites Gesicht war
    von der Sonne bereits rosarot, und das Halfter mit seiner Neun-
    Millimeter schlug leicht gegen seine karierten Bermudas. Er ließ sich auf die Bank sacken und wischte den Schweiß ab, der sich auf seiner Stirn sammelte. «Ist es zu glauben, dass es letzte Woche noch
    geschneit hat? Ist heißer als in der Hölle hier draußen. Sind doch bestimmt bald dreißig Grad, und wir haben noch nicht mal Mittag.
    Wenn doch bloß der Sohn bald kommt, damit wir hier die Biege
    machen können.»
    «Was sagt Langer?»
    Gino beugte sich vor und rieb die Hände. «Eine wirklich
    interessante Geschichte: Er und McLaren haben ein Haus voller Blut und keine Leiche, und Peterson und Tinker draußen an den Gleisen
    haben eine Leiche und nicht genügend Blut. Dank des Wunders von
    Mobiltelefon können sie miteinander kommunizieren, und Voilà: Es stellt sich heraus, dass der Alte, dem das blutige Haus gehört,
    wahrscheinlich der Typ ist, den man an die Schienen gebunden hat.
    Sie wollen ihn erst noch von der Haushälterin identifizieren lassen, aber es sieht gut aus.»
    Magozzi richtete sich auf der Bank ein wenig auf und runzelte
    die Stirn. «Da soll noch einer durchsteigen.»
    «Du sagst es. Nach dem, was sie sich bis jetzt zusammenreimen
    können, muss jemand diesen alten Mann in seinem Haus
    angeschossen und eine Arterie im Arm getroffen haben. Und jetzt
    kommt's: Man hat ihm den Arm abgebunden, damit er nicht
    verblutete, bevor sie ihn zu den Gleisen schaffen konnten. Gruselig, oder? Sie wollten, dass er am Leben blieb und den Zug kommen sah.
    Anant hat ihn zwar noch auf dem Tisch, aber er tippt auf
    Herzschlag.»
    «Oh, Gott.» Magozzi grübelte lange darüber nach, aber er mochte
    nicht, was ihm einfiel. «Sie haben ihn zu Tode erschreckt.»
    «Sieht so aus. Angeschossen wurde er jedenfalls mit einer 45er,
    und unser Opfer hier wurde mit einem kleineren Kaliber erschossen.
    Die beiden Tathergänge lassen keine Verknüpfungen zu.»
    «Also keine Verbindung zwischen unserem und ihrem Toten.»
    «Nur dass es sich bei beiden um alte Männer handelte, die in
    derselben Gegend wohnten.»
    Magozzi rieb sich die Augen und spürte dabei den Schweiß, der
    sich auf seinen Lidern sammelte. «Nicht mal das gefällt mir
    sonderlich.»
    «Mir auch nicht. Aber sonst passt nichts zusammen, auf den
    ersten Blick sieht es wohl so aus, dass wir nach zwei Mördern
    suchen.» Gino beäugte die Plastiksäcke neben der Bank. «Sind das
    die Säcke, die die alte Dame ganz allein getragen hat?»
    Magozzi schloss die Augen und schmunzelte. «Nein. Das sind
    die, die sie mich hat schleppen lassen. Fünfzehn Kilo pro Sack. Ich dachte, ich müsste sterben.»
    «Was für ein klasse Detective doch aus dir geworden ist – einer,
    der Schwerstarbeit für eine Mordverdächtige leistet.»
    «Sie ist alt. Sie hat mich darum gebeten. Respekt vor dem Alter
    und so. Und ein bisschen männlicher Stolz war auch dabei, denn
    schließlich hat sie die 25-Kilo-Säcke mit Blumentopferde allein
    geschleppt.»
    «Du glaubst also, dass sie die Leiche bewegt haben könnte.»
    «Nicht mehr als nötig. Sie hat die Schubkarre benutzt, um ihn
    nach drinnen zu schaffen.»
    «Himmel, ist das gruselig. Den toten Ehemann in einer
    Schubkarre durch die Gegend zu fahren. Aber jedenfalls nicht so
    gruselig, wie ihn zu baden und zu rasieren. Das macht mir verdammt zu schaffen. Und komm mir bloß nicht damit, dass man es früher
    eben so machte, denn das weiß ich. Aber wir leben nicht in früheren Zeiten, und es ist einfach unheimlich.»
    Magozzi sagte achselzuckend: «Vielleicht leben einige alte
    Menschen immer noch in der Vergangenheit. Aber mir ist diese
    Chose auch nicht geheuer. Ich kann mir vorstellen, dass da noch was anderes ist.»
    Gino hob die Brauen. «Ja?»
    «Ich glaube nicht, dass sie ihn umgebracht hat, aber da ist noch
    etwas, was wir bisher nicht gesehen haben.»
    «Und das wäre?»
    «Weiß nicht. Es ist nur so ein Gefühl. Warum riechen diese
    Säcke eigentlich nach Schokolade?»
    «Mulch von Kakaobohnen. Man streut es um seine Pflanzen, auf
    Gartenwege und so. Riecht nach Hershey-Riegeln, wenn's regnet.
    Toll, was?»
    «Ich weiß nicht. Wie hält man die Nachbarskinder vom

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