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Der Köder

Der Köder

Titel: Der Köder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.J. Tracy
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hat die
    Wunde abgebunden, aber viel zu stramm und viel zu lange.» Mit
    hochgezogenen Brauen wandte er sich McLaren zu. «Es handelt sich
    um einen Tischläufer, hat Tinker gesagt, mit kleinen Rotkehlchen
    drauf.»
    McLaren blinzelte ihm zu und stieß dann einen leisen Pfiff aus.
    «Also ist deren Mann unser Mann.»
    «Sieht so aus.»
    «Mein Gott.» McLaren sah hinüber zum Sofa und erschauerte,
    als er sich bewusst wurde, was hier geschehen war. «Das hier ist echt krank, Langer.»
    «Will ich nicht bestreiten.»
    «Wir haben es mit einem sadistischen Dreckskerl zu tun, der hier
    auftaucht, dem armen Alten in den Arm schießt, ihn auf eine Bahre schnallt und rausrollt, um ihn dann an einen Ort zu fahren, wo er ihn an Eisenbahnschienen festbindet…»
    «… und sicherstellt, dass er die ganze Zeit am Leben bleibt,
    damit er ja merkt, was auf ihn zukommt», beendet Jimmy Grimm
    den Satz. «Gütiger Gott im Himmel.»

    KAPITEL 6

    Magozzi sah zu, wie Morey Gilberts Leiche in den Transporter der
    Gerichtsmedizin eingeladen wurde, und zuckte zusammen, als dem
    Leichensack beim Einklappen der Bahre ein harter Stoß versetzt
    wurde. Er hatte im Laufe der Jahre viele Leichen in dem Wagen
    verschwinden sehen, aber sich nie an diesen allerletzten Stoß
    gewöhnen können, den sie alle versetzt bekamen, wenn sie ihr Heim zum letzten Mal verließen.
    Es war eine Wohltat, als die Türen des Wagens zuschlugen und
    die Kinder, die sich als Assistenten des Leichenbeschauers verkleidet hatten, in den Wagen kletterten und wegfuhren.
    «Wer sind diese Kinder?»
    «Sekunde mal», sagte Gino in sein Handy und hielt es sich dann
    vor die Brust. «Das sind keine Kinder. Das sind Erwachsene mit
    Medizinexamen. In deinen Augen sehen sie wie Kinder aus, weil du, verdammt noch mal, immer älter wirst.»
    «Ich stehe in der Blüte meines Lebens. Die Vierzig sind so weit
    weg, dass ich sie von hier noch nicht mal sehen kann. Wie kommt es überhaupt, dass man uns Assistenten schickt? Wo, zum Teufel, ist
    Anant?»
    Gino seufzte. «Untersucht den alten Mann, der an die Gleise
    gebunden war. Und die Kinder haben ihre Sache gut gemacht. Ich
    habe ihnen zugesehen. Haben Handschuhe getragen und alles. Darf
    ich jetzt weiter telefonieren?»
    «Machst wohl Telefonsex mit Angela?»
    «Nein. Mit Langer. Und du hast uns unterbrochen, als es richtig
    interessant wurde. Also, wenn du bitte entschuldigst…» Er hob das Handy wieder ans Ohr. «Tut mir leid, Langer. Leo hat gerade 'ne Art Midlife-Crisis.»
    Magozzi schwieg genau fünf Sekunden lang. «Der Mann an den
    Gleisen war auch alt?»
    «Moment mal, Langer… Ja, Leo, er war alt. Uralt.»
    «Das macht drei in einer Nacht, Gino. Morey Gilbert, der, den es
    in dem Haus mit dem vielen Blut erwischt hat, und der arme Teufel auf den Schienen.»
    «Es sieht aber so aus, als wären es nur zwei, und wenn du mir
    zwei Sekunden lässt, damit ich dieses Gespräch beenden kann, dann finde ich alles heraus, was du schon immer über tote alte Leute
    wissen wolltest. Mann, du bist wie ein kleines Kind, das einem an den Hosenbeinen zerrt.»
    «Du hast keine Hosenbeine.»
    Gino warf ihm einen bösen Blick zu und stapfte über den
    Parkplatz davon, das Handy ans Ohr gepresst.
    Magozzi fand vor dem Gewächshaus eine schattige Bank und
    setzte sich neben einen Stapel prall gefüllter Plastiksäcke, die nach Schokolade rochen. Auf dem Parkway nahm der sonntägliche
    Morgenverkehr zu, aber durch die dichte Immergrünhecke, die bis
    auf die Einfahrt alles abschirmte, konnte er ihn kaum hören. Dies hier war unbestreitbar ein ruhiges und nettes Plätzchen inmitten der Stadt; nett um einzukaufen, um zu wohnen und um einen alten Mann
    mitten in der Nacht zu erschießen, ohne Angst haben zu müssen,
    dabei gesehen zu werden.
    Zwei Leute von der Spurensicherung waren noch drinnen und
    untersuchten den Bereich um den Tisch, auf dem Lily Gilbert ihren Mann aufgebahrt hatte. Zwei weitere hatten sich auf die andere Seite des Gewächshauses begeben und versuchten, auf dem regennassen
    Asphalt, wo sie ihn nach eigener Aussage gefunden hatte, noch
    etwas zu entdecken. Aber nach Magozzis Dafürhalten erfüllten sie
    nur die Routine, denn Lily Gilbert hatte, ob nun absichtlich oder nicht, jegliche Spuren verwischt, die vom Regen verschont geblieben waren.
    Schon jetzt hasste er diesen Fall, weil er wusste, worauf es
    hinauslief. Niemand legte alte Opas nur so zum Spaß um. Wenn kein Raub im Spiel war, hatte man es mit einer kurzen Liste

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