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Der Köder

Der Köder

Titel: Der Köder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.J. Tracy
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Verdammt,
    ich schätze, wir werden an diesem Fall noch mehr Spaß haben als 'ne Horde Affen auf dem Weihnachtsbaum.»

    Marty hatte sich nicht vom Fleck gerührt, seit Lily, Magozzi und
    Gino das Gewächshaus verlassen hatten. Die meisten Kunden
    befanden sich draußen und leerten die Tische mit den
    Sonderangeboten. Volle zehn Minuten stand er jetzt schon allein am Tresen, starrte ins Leere und malte sich aus, dass sechs oder sieben weitere Biere aus Jacks Kühlbox eventuell die Kopfschmerzen
    lindern könnten, die ihn seit gestern quälten. Seit über
    vierundzwanzig Stunden war er inzwischen stocknüchtern, und er
    konnte sich nicht entsinnen, wann er diesen Zustand das letzte Mal erlebt hatte. So erstrebenswert, wie alle einem weismachen wollten, war Nüchternheit nämlich absolut nicht.
    Er sah zum Fenster hinaus und erblickte Jack, der völlig
    weggetreten auf seinem Stuhl lag und in der Sonne rot und röter
    wurde. Er machte einen Schritt in Richtung Tür, um ihm
    rüberzurufen, er solle in den Schatten gehen, blieb dann aber stehen.
    Sollte der Mistkerl doch schmoren.

    KAPITEL 14

    Detective Johnny McLaren saß hinter den Bergen von Krimskrams
    und Papieren, die sich auf seinem Schreibtisch türmten, und nur sein hellroter Haarschopf lugte ein wenig darüber hinweg. Gloria tänzelte durch den Mittelgang auf ihn zu, und wenn ihr Körper in Bewegung
    war, bestand nicht mehr die geringste Hoffnung, sich auf etwas
    anderes konzentrieren zu können. Sie war ein mächtiger, schwarzer und wunderschöner Bulldozer von Frau, und meistens kleidete sie
    sich mit dem zurückhaltenden Feingefühl einer Neonreklame. Heute
    trug sie einen gleißend gelben Sari mit dazu passendem Turban, und Johnny hatte das Gefühl, direkt in die Sonne zu blicken.
    «Was gaffst du so, du halbe irische Portion?» Mit einem langen
    gelb lackierten Fingernagel schob sie einen rosa Notizzettel über seine Schreibtischplatte.
    «Poesie in Bewegung. Die Frau meiner Träume. Meine
    Seelenverwandte. Mein Schicksal.»
    «Krieg dich wieder ein, McLaren.»
    «Kann ich aber nicht. Ich sehe dich, ich sehe mich, ich sehe
    kleine rothaarige schwarze Kinder…»
    «Oh-ooh. Große Träume für so ein kleines
    Streichholzmännchen.» Sie tippte auf den Notizzettel. «Der Typ hat schon dreimal angerufen. Irgend ein eingebildeter Engländer.»
    McLarens rötliches Gesicht verfinsterte sich, als er die Nachricht las. Nur ein Name und eine Nummer in Übersee. «Mist, warum
    sollte mich ein Brite anrufen? Ich kenne gar keine Briten.»
    «Tja, mein Süßer, ich habe keine Ahnung. Dabei hatte ich schon
    gehofft, es wäre dein neuer Schneider. Auf der anderen Seite des
    großen Teichs hätten sie dir dieses Jackett niemals verkauft.»
    «Was stört dich an meinem Jackett?»
    «McLaren, Madras war schon vor deiner Geburt out. Gewöhne
    dich an den Gedanken. Und wenn Langer es tatsächlich noch in
    diesem Jahrhundert schaffen sollte, vom Klo zu kommen, will Chief Malcherson euch um Punkt drei Uhr in seinem Büro sehen, und zwar
    mit einem Update zu dem Typ an den Gleisen, mit dem er die
    Medien für die Fünf-Uhr-Nachrichten füttern kann. Die Hyänen sind nämlich ganz verschossen in diesen Mord.»
    «Was sind wir für Glückspilze», grummelte McLaren, während
    er in der Trümmerlandschaft auf seinem Schreibtisch kramte, um die Akte zu finden.
    Gloria schob sich ein wenig näher an ihn heran und beäugte ihn
    aufmerksam. «Ziemlich seltsame Geschichte, das.»
    «M-hm.»
    Sie schnalzte mit der Zunge. «Dieser Arien Fischer muss ein
    übler Zeitgenosse gewesen sein, dass er auf solche Weise
    umgebracht wurde.» Sie wartete auf eine Reaktion, aber McLaren
    war in ein Malcherson-Memo vertieft, das schon einen Monat alt war und die Kleiderordnung betraf. «Bei Gott, McLaren, mal ehrlich»,
    sagte sie gereizt. «Unter dem Haufen Mist da könnte Jimmy Hoffa
    begraben liegen.»
    «Alles interner Bürokram. Ich komme nicht nach. Wie zum
    Teufel soll ich Zeit finden, Verbrechen aufzuklären, wenn ich jede Woche ein neues gottverdammtes Fünf-Seiten-Memo über den
    Gebrauch von Schimpfwörtern studieren muss?»
    «Ich bin zutiefst erstaunt. Die ganze Zeit habe ich nämlich
    gedacht, du würdest die Dinger nicht lesen. Verstehe gar nicht, wie ich auf die blöde Idee kommen konnte.» Sie griff unter einen Stapel Postwurfsendungen mit Sonderangeboten und zog die Arien-Fischer-Akte hervor. «Hast du danach gesucht?»
    McLaren blinzelte sie erstaunt an. «Ja.»
    Aufreizend

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