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Der Köder

Der Köder

Titel: Der Köder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.J. Tracy
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und Lily ging durch
    den Eintopfschuppen in das winzige rückwärtige Büro.
    Eine feine schwarze Staubschicht lag auf allem – Gartenerde aus
    dem angrenzenden Eintopfschuppen, wie Magozzi annahm. Sie
    bedeckte ein mit Katalogen voll gestopftes Bücherregal, einen
    Schreibtisch, der mit Papieren übersät war, sowie den alten
    Computer und den Drucker, die darauf standen. Grace MacBride
    hätte Zustände bekommen.
    «Ist doch bestimmt nicht gut für das Ding.» Gino tippte auf den
    Computer. «Dass es hier so dicht an den Eintopftischen steht.»
    Tim setzte sich auf den einzigen Stuhl und startete den Computer.
    «Das ist noch ein alter, Sir. Die sind nicht so empfindlich wie die neueren. Bessere Hardware, wenn Sie mich fragen. Und Mr. Gilbert
    hat ihn nur wenig benutzt. Nur für die Rechnungen einmal im Monat und die Mailingliste.»
    «Hmph.» Missbilligend trat Lily einen Schritt näher. «Das meinst du auch nur. Spiele hat er auf dieser dämlichen Maschine gespielt.
    Man konnte das Gepiepse bis ins vordere Gewächshaus hören, und
    deswegen bin ich eines Tages hergekommen, um nachzusehen: Da
    saß er, ein erwachsener Mann, der kleine Zeichentrickraumschiffe
    abschießt.»
    Tim verkniff sich ein Grinsen und rief die alphabetische
    Mailingliste auf. Dann deutete er auf den Bildschirm. «Tut mir leid.
    Keine Rose Kleber.»
    Gino hob einige der losen Blätter vom Tisch und schaute
    darunter. «Haben Sie ein Rolodex, Mrs. Gilbert?»
    Ihre Augen verengten sich. «Eins von diesen Dingern mit den
    Kärtchen?»
    «Ja, genau das.»
    Sie schüttelte den Kopf. «Das Albernste, was mir je zu Gesicht
    gekommen ist. Man will zum Beispiel Freddie Herberts Nummer
    finden? Da verplempert man den halben Tag damit, all die kleinen
    Karten durchzugucken, eine nach der anderen.» Sie öffnete eine
    Schublade, klatschte ein dünnes Adressbuch auf die
    Schreibtischplatte und öffnete es bei H. «Hier. Alle Hs auf einer Seite. Kein Umblättern, keine kleinen Karten. Schon nach einer
    Sekunde habe ich Freddie Herbert gefunden.» Sie schlug danach K
    auf, überflog die drei aufgeführten Namen und sagte achselzuckend:
    «Keine Kleber.»
    «Sonst noch was auf dem Computer, Tim?», fragte Magozzi.
    Tim tippte auf ein paar Tasten und rief das Hauptmenü auf. «Nur
    die Mailingliste und die Rechnungen, Sir. Das ist alles.»
    «Okay.»
    «Darf ich den Computer ausmachen? Ich sollte gehen und Jeff
    helfen.»
    «Geh schon, geh schon», forderte Lily ihn auf und wandte sich
    Magozzi und Gino zu. Es war nicht zu übersehen, dass sie es eilig hatte, sich wieder ihren Kunden zu widmen. «Sonst noch was?»
    «Im Augenblick nicht», sagte Magozzi. «Danke für Ihre Hilfe,
    Mrs. Gilbert.»
    «Welche Hilfe?», murrte Gino ein paar Minuten später, als sie
    dem Asphaltweg um das Gewächshaus herum folgten und wieder
    zum Parkplatz gingen.
    «Sie hat uns das Büro gezeigt, und sie hat unsere Fragen
    beantwortet.»
    «Ja, aber selbst hat sie keine gestellt. Wir sind fast eine Stunde hier gewesen, und sie hat nicht einmal gefragt, ob wir irgendeinen Hinweis darauf haben, wer ihren Mann ermordet hat.»
    Sie blieben an der Stelle stehen, an der Lily nach eigener
    Aussage die Leiche ihres Mannes gefunden hatte.
    Gino rieb sich den Nacken. «Weißt du, es regt mich höllisch auf,
    dass sie den Laden einen Tag nach der Ermordung ihres Mannes
    wieder geöffnet hat. Sollte sie nicht zu Hause sein und ihre Spiegel verhängen?»
    Magozzi sah ihn erstaunt an. «Gino, ich bin beeindruckt. Du hast
    wohl zu Hause gleich alles über jüdische Trauerzeremonien
    nachgelesen, was?»
    «Nein. Kino. Melanie, wie heißt sie noch, die gut aussehende
    Blondine mit der piepsigen Stimme? Sie war in dem Film bei der
    New Yorker Polizei, hat verdeckt ermittelt bei diesen extrem
    religiösen Juden – kann mich nicht mehr erinnern, wie die hießen, aber die Männer hatten so Ringellocken.»
    «Chassidische Juden.»
    «Wie auch immer. Jedenfalls ist jemand gestorben, und die haben
    alle Spiegel verhängt. Die Gilbert sollte doch zu Hause sein und
    dasselbe tun, oder?»
    Magozzi seufzte. «Sie ist nicht chassidisch, Gino, oder auch nur
    orthodox. McLaren hat gesagt, dass sie noch nicht mal religiös
    wären, erinnerst du dich?»
    «Man braucht nicht religiös zu sein, um Respekt zu bekunden.»
    Er sah auf seine Uhr und tippte auf das Glas. «Wie spät ist es? Ich habe Rose Klebers Tochter gesagt, wir würden um elf bei ihr sein.»
    «Dann sollten wir sehen, dass wir hier wegkommen.

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