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Der Köder

Der Köder

Titel: Der Köder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.J. Tracy
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im selben Raum mit dir aushalten können. Tote sollten so gut riechen, dass man rumstehen kann, um sie anzugucken und sich hundsmiserabel zu fühlen wegen
    dem, was geschehen ist.»
    «Ich werde rumstehen und dich angucken und mich
    hundsmiserabel fühlen, egal wie übel du riechst, Gino.»
    «Ich weiß das durchaus zu schätzen.»
    Magozzi bog in die Einfahrt zur Gärtnerei und lenkte vorsichtig
    um die Hecke herum auf den vollen Parkplatz.
    «Nun sieh dir das mal an», sagte Gino. «Die trauernde Witwe hat
    den Laden nicht dichtgemacht. He, ist der Clown da auf dem
    Liegestuhl nicht Jack Gilbert?»
    «Sieht so aus.»
    «Und es sieht auch so aus, als würde er auf einen Vollrausch
    hinarbeiten. Das kann ja heiter werden.»
    Jack schien ehrlich froh zu sein, sie zu sehen. «Detectives! Ich
    wollte Sie gerade anrufen. Haben Sie ihn geschnappt? Haben Sie den Kerl, der meinen Vater umgebracht hat?»
    «Wir arbeiten noch dran, Mr. Gilbert», sagte Magozzi. «Wir
    hätten aber noch ein paar Fragen an Sie und Ihre Familie.»
    «Kein Problem.» Jack wischte sich den Bierschaum von der
    Oberlippe und versuchte ernsthaft, nüchtern zu wirken. «Was immer Sie wissen möchten. Was immer ich beantworten kann. Fragen Sie
    nur.»
    «Wer ist Rose Kleber?», fragte Gino unvermittelt. Er achtete
    genau auf eine etwaige Reaktion in Jacks Miene und war enttäuscht, als er keine bemerken konnte.
    «Weiß ich nicht. Wieso? Ist sie eine Verdächtige?»
    «Nicht wirklich. Sie wohnt hier in der Gegend. Wir haben uns
    gefragt, ob sie vielleicht eine Freundin Ihres Vaters ist.»
    «Bin ich überfragt. Ist aber wahrscheinlich, wenn sie hier in der Gegend wohnt. Er kannte doch so gut wie jeden.» Er gab sich große Mühe, Magozzi ruhig in die Augen zu blicken. «Also, wer ist sie,
    Leute? Was hat sie mit alledem zu tun?»
    «Sie wurde gestern Nacht ermordet», sagte Magozzi.
    Jack blinzelte und versuchte, diese Information zu verarbeiten,
    die nur langsam durch seine alkoholgetränkten Hirnzellen sickerte.
    «Mein Gott, das ist ja furchtbar. Scheiße, die sterben hier in der Gegend wie die Fliegen, oder? Und was meinen Sie dazu? Gibt es
    eine Verbindung? Glauben Sie, ein und derselbe Kerl hat beide
    umgelegt?»
    «Sie hatte die Nummer Ihres Vaters im Telefonbuch», sagte
    Gino. «Es ist nichts als ein Hinweis, den wir überprüfen müssen.»
    «Scheiße.» Jack ließ sich in seinen Liegestuhl zurücksinken.
    «Die Hälfte der Leute in dieser Stadt hat Dads Telefonnummer.
    Mein Gott, er hat doch sogar bei der Suppenküche seine
    Visitenkarten verteilt.»
    «Soweit Sie wissen, könnte die Frau also Ihren Vater jeden Tag
    gesehen haben, stimmt's?», fragte Gino wie beiläufig. «Wenn man
    berücksichtigt, dass Sie in der letzten Zeit nicht so oft hier gewesen sind.»
    Jack ließ den Kopf nachdenklich zur Seite kippen, und einen
    Moment lang fürchtete Magozzi, dass er ihm abfallen könnte. «Ja.
    Da haben Sie vollkommen Recht. Habe ich Ihnen erzählt, dass ich
    seit einem Jahr oder so hier als persona non grata gelte?»
    Magozzi nickte. «Das haben Sie. Gestern. Ich fand es irgendwie
    bedauerlich. Es ist nie gut, wenn es in Familien zu solchen Brüchen kommt. Es muss doch für Sie besonders schlimm sein, Ihren Dad zu
    verlieren, bevor Sie die Möglichkeit hatten, die
    Meinungsverschiedenheiten beizulegen.»
    «Nein, nein. Es gab nicht die geringste Chance, das wieder zu
    kitten.»
    «Tatsächlich nicht?»
    «Ich meine, es war ja nicht so, dass ich den Müll nicht
    rausgebracht hätte oder so was, verstehen Sie? Habe es nie geschafft, der zu sein, den mein Vater sich wünschte, und wie ich Ihnen gestern schon sagte, habe ich obendrein noch eine Lutheranerin geheiratet.
    Das kam so gut an wie ein Schweinekotelett bei einem Seder-
    Essen.»
    Gino nickte verständnisvoll. «Klingt so, als sei er ziemlich streng mit Ihnen gewesen, Jack, und ich kann Ihren Kummer sehr gut
    nachvollziehen. Ich konnte es meinem Vater auch nie recht
    machen.»
    Magozzi machte ein Pokergesicht. Ginos Vater war davon
    überzeugt, sein einziger Sohn könne übers Wasser wandeln.
    «Was auch immer ich tat», fuhr Gino fort, «und wie viel Mühe
    ich mir auch gab, nie war der Mann zufrieden. Ich war immer
    stinksauer deswegen.»
    Der betrunkene Jack sah ihn mit großen Augen an. «Scheiße,
    Detective, ich bin Anwalt. Verkaufen Sie mich nicht für dumm.
    Glauben Sie tatsächlich, dass ich auf dieses heuchlerisch mitfühlende Gesülze reinfalle?»
    Gino zuckte die Achseln. «War

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