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Der Köder

Der Köder

Titel: Der Köder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.J. Tracy
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Könnten
    doch irgendwelche Sporen sein, die in dem alten Zeug überlebt
    haben, so wie bei den ägyptischen Gräbern, als man sie geöffnet hat?
    Und du hast doch kräftig davon eingeatmet.»
    «Aha.» Langer nickte einsichtig. «Wir sollten also den Karton
    schnell zumachen und ihn vergessen, weil vielleicht
    lebensbedrohende Sporen drin sind, ja?»
    «Gute Idee.» McLaren schloss die Klappen des Kartons, hielt
    dann aber inne und seufzte unglücklich. «Das Problem ist nur, dass wir dann so gut wie nichts mehr haben, dem wir nachgehen können.
    Wir könnten natürlich noch mal mit der Haushälterin reden, aber ich weiß nicht, was sie uns noch zu erzählen hätte.»
    «Wahrscheinlich nichts.» Langer warf einen Blick hinüber auf
    den beiseite gestellten Karton. «Es scheint nicht viel zu sein, was es über das Leben des Mannes zu sagen gibt.»
    «Ja, ich habe auch zu Gloria gesagt, dass er so was wie ein
    Niemand war, und sie meinte, dass ein Niemand nicht so umkommen
    würde, wie dieser Mann gestorben ist. Das ist doch der Knackpunkt, oder? Jemand wusste, dass Arien Fischer existierte, und
    offensichtlich hat er diesen Jemand sehr, sehr böse gemacht.»
    Langer dachte darüber nach, zog dann einen frischen
    Schreibblock aus seiner Schublade und griff nach einem
    Kugelschreiber. «Okay. Wer foltert andere Menschen, wenn er sehr, sehr böse auf sie ist?»
    McLaren zählte sie an seinen Fingern ab. «Nun, da sind die
    Typen von der Mafia, die wir schon ausgeklammert haben, weil es
    nicht den geringsten Beweis dafür gibt…»
    «Richtig.»
    «… und dann wären da die kranken Serientäter, ein Haufen
    ausländischer Diktatoren, militärische Geheimdienste in ein paar
    hundert Ländern, korrupte Cops, hasserfüllte Rassisten…» McLaren
    hielt inne und blinzelte. «Hui, das ist 'ne ziemlich lange Liste, oder?»
    Langer nickte. «Die erbärmliche Welt, in der wir leben.»
    «McLaren!» Gloria streckte den Kopf um die Trennwand der
    Arbeitsnische. «Dieser Brite ist auf Leitung zwei, und Langer, nimm sofort Leitung eins ab. Deine Toilette im Parterre ist verstopft.»
    Langer verzog das Gesicht, als er auf sein blinkendes Telefon
    sah. «Die Toilette hätte ich letzte Woche reparieren sollen. Hab's vergessen. Wer ist denn dieser Brite?»
    «Weiß nicht. Irgend ein eingebildeter Typ, sagt Gloria. Hat schon ein paar Mal angerufen. Ist wahrscheinlich sauer, dass ich nicht
    zurückgerufen habe.»
    «Bestimmt nicht so sauer wie meine Frau.»
    Langer brauchte gut zehn Minuten, um seine Frau zu beruhigen
    und den Klempner zusammenzustauchen, den sie gerufen hatte –
    einen dieser Halsabschneider vom Notdienst, die sich mitten in
    einem überfluteten Haus aufstellten und tausend Dollar dafür
    verlangten, dass sie einen Hahn abdrehten. Als er mit seinem
    Gespräch zu Ende war, hatte McLaren drei Papierservietten voll
    gekritzelt und bedankte sich gerade ungewöhnlich höflich bei seinem Anrufer.
    «Hört sich so an, als sei dein Gespräch angenehmer verlaufen als
    meins», sagte Langer und legte das Telefon auf die Gabel.
    McLarens Grinsen wirkte fast albern. «Mann, du wirst es nicht
    glauben. Weißt du, wer das war? Interpol. Die gottverdammte
    Interpol, Teufel auch. Wegen unserer 45er ist allerhand passiert.»
    Langer spürte förmlich, wie sich seine Ohren spitzten. «Die 45er, die ein Loch in Arien Fischers Arm hinterlassen hat?»
    McLaren nickte strahlend. «Sie haben sich die ballistischen
    Daten vorgenommen, die wir ans FBI weitergegeben haben, und die
    haben auf sechs Zylindern gezündet.»
    Langer runzelte die Stirn, wie immer verwirrt von McLarens
    labyrinthisch-konfusen Vergleichen.
    «Sechs Treffer», erklärte McLaren aufgeregt. «Unsere 45er ist
    die Mordwaffe in sechs ungelösten Fällen innerhalb der vergangenen fünfzehn Jahre, und Langer, mein Bester, du ahnst nicht, wo überall auf der Welt.»

    KAPITEL 15

    Magozzi fuhr in seine Auffahrt und dachte, dass sein Gespräch mit Rose Klebers Familie eine der schwierigsten Befragungen gewesen
    war, an die er sich erinnern konnte. Es war irritierend, mit
    Trauernden zu sprechen, die höchstgradig erregt waren und so laut wehklagten, dass man schreien musste, um sich Gehör zu
    verschaffen; mühselig, denjenigen Fragen zu stellen, deren Blick
    noch starr war vom Schock und deren Stimme hohl und monoton
    klang; aber es war herzzerreißend gewesen, diese kleine Familie
    freundlicher Menschen zu befragen, die ununterbrochen weinten, oft tonlos, und nichtsdestotrotz

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