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Der Köder

Der Köder

Titel: Der Köder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.J. Tracy
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streckte sie ihm eine Hüfte entgegen und gab einen
    leisen Summton von sich, der McLaren an ein Cello erinnerte. So
    machte Gloria es immer, wenn sie Informationen bekommen wollte,
    und es funktionierte immer. «Wo wir gerade von Jimmy Hoffa
    sprechen – ich weiß nicht, was ihr Jungs denkt –, aber für mich hört sich das einwandfrei nach einem Auftragsmord der Mafia an.» Sie
    fuchtelte mit dem Schnellhefter vor McLarens Nase herum, bevor sie ihn dem Detective reichte.
    McLaren strahlte sie an. «Ich sag's dir doch, Gloria, wir sind
    seelenverwandt. Genau das dachte ich nämlich auch zuerst. Gangster aus einem anderen Bundesstaat, die mit ihren miesen kleinen
    Vendettas Minnesota verderben. Zu dumm nur, dass wir diese
    Theorie nicht untermauern konnten.»
    «Und wieso nicht?»
    «Zunächst einmal war Arien Fischer ein Drei-Zentner-Mann,
    hatte kaputte Hüftgelenke und war bereits neunundachtzig. Nicht
    gerade der typische Gangster.»
    «Ich sage nur zwei Worte: Marlon Brando.»
    «Und ich eines: Kino. Außerdem war dieser Mann der
    langweiligste aller Langeweiler. Weißt du, womit er seinen
    Lebensunterhalt verdient hat? Uhren hat er repariert. Hat bei ein und demselben verdammten Juwelier mehr als dreißig Jahre lang
    gearbeitet und schließlich von der Sozialhilfe und einer kleinen
    Rente gelebt. Keine Familie, keine Freunde, kein Geld. Der Kerl war ein Niemand. Hat auf dem Radarschirm nie die geringste Spur
    hinterlassen.»
    «Hmm. Weißt du, was ich glaube, McLaren?»
    «Ich bin ganz Ohr.»
    «Ich denke, einen Niemand bindet man nicht an
    Eisenbahnschienen, damit er entweder vor Angst stirbt oder von
    einem Zug halbiert wird.»
    McLaren seufzte. «Ja, mit diesem Aspekt haben wir leichte
    Schwierigkeiten.»
    Gloria verschränkte die Arme unter ihrem ausgesprochen großen
    Busen. «Vergiss nicht, dass die alte Gloria dir geraten hat, nach einer Verbindung zur Mafia zu suchen. Und wenn du am Ende Tony
    Soprano wegen dieser Sache einbuchtest, dann schuldest du mir ein dickes, fettes Hummeressen.»
    McLaren setzte sich auf. «Ich führe dich zu einem dicken, fetten
    Hummeressen aus, wann immer du willst.»
    «Wer hat denn gesagt, dass du mich einladen darfst?»
    McLaren musste hilflos zusehen, wie sie entschwebte, um ihre
    Runden fortzusetzen und Memos und Telefonnachrichten auf die
    anderen Schreibtische im Morddezernat zu verteilen, die alle
    unbesetzt waren, weil Gino und Magozzi unterwegs waren und der
    Rest der Jungs an andere Abteilungen ausgeliehen worden war, für
    die es mehr zu tun gab.
    McLaren hasste die Stille eines leeren Raums. Die erwartete ihn
    zur Genüge, wenn er abends nach Hause kam. Er seufzte erleichtert, als Langer vom Flur hereinkam, doch stöhnte er auf, als er den
    Karton sah, den sein Partner schleppte. «Mensch, Langer, du raubst mir noch den letzten Nerv. Nicht noch einer.»
    Langer setzte den Karton auf dem Arbeitstisch ab, den sie
    zwischen ihre Schreibtische geschoben hatten. «Das hier ist der
    letzte.»
    «Gloria meint, die Mafia könnte hinter dem Mord stecken.»
    Langer schmunzelte. «Es kann einem Angst machen, dass diese
    Frau öfter richtig liegt, als dass sie sich irrt. Besser als unser Durchschnitt. Ich verstehe nicht, warum sie nicht bei uns anheuert und Ernst macht mit diesem Job.»
    «Das habe ich sie auch mal gefragt. Sie sagte, dass sie sich in den Klamotten, die wir tragen müssen, nicht mal begraben lassen würde.
    Müssen wir uns wirklich durch noch einen von diesen Kartons
    arbeiten?»
    «Müssen wir.»
    «Das ist so deprimierend.»
    «Was du nicht sagst.» Langer machte sich daran, eine weitere
    Ladung aus Arien Fischers Hinterlassenschaft zu durchsuchen,
    allerdings ohne große Hoffnung, etwas Hilfreiches zu finden. Bis
    jetzt hatte der Inhalt der Schreibtischschubladen und Schränke des alten Mannes kaum mehr ergeben als die Bestätigung, dass er allen möglichen Schrott hortete, statt ihn wegzuwerfen. Sie hatten bereits vier Kartons untersucht, und das Interessanteste, was sie gefunden hatten, war eine leere alte Chicklets-Dose gewesen, die bei ihnen beiden augenblicklich Kindheitserinnerungen geweckt hatte.
    Offenbar hatten Mütter aller Glaubensrichtungen diese köstlichen
    kleinen weißen Kaugummikissen heimlich verteilt, damit ihre Kinder während des Gottesdienstes nicht schwatzten.
    Johnny stand auf und reckte sich, spähte in den Karton und rupfte eine Zellophanpackung zerkrümelter Suppencracker heraus. «Oh,
    Mann, endlich eine Spur.»
    Langer

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