Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der König auf Camelot

Der König auf Camelot

Titel: Der König auf Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.H. White
Vom Netzwerk:
Dumme ist nur: ich werde das
Gefühl nicht los, daß ich irgend etwas vergessen habe. Erinnert mich gelegentlich
daran, Euch wegen Ginevra zu warnen.«
    »Ihr bringt alles durcheinander«, sagte Arthur anklagend.
»Ich vergesse schon die Hälfte der Fragen, die ich Euch stellen wollte. Wer,
zum Beispiel, war mein…«
    »Ihr werdet besondere Feste arrangieren müssen«, unterbrach
Kay, »zu Pfingsten und so weiter. Dann kommen alle Ritter zum Essen und erzählen,
was sie getan haben. Sie werden um so lieber für Eure neue Sache und in Eurem
Geiste kämpfen, wenn sie hernach von ihren Taten berichten sollen. Und Merlin
könnte durch Zauberei den Namen eines jeden auf seinen Platz schreiben, und das
Wappen eines jeden könnte in die Lehne geschnitzt werden. Es war’
phantastisch!«
    Dieser erregende Vorschlag ließ den König seine Fragen
vergessen, und die beiden jungen Männer machten sich augenblicklich daran, ihre
Wappen für den Zauberer zu zeichnen und auszumalen, damit es wegen der Farben
keinen Zweifel gebe. Während sie noch damit beschäftigt waren, blickte Kay auf,
die Zunge zwischen den Zähnen, und bemerkte:
    »Ach ja. Erinnert Ihr Euch der Diskussion, die wir kürzlich
über Aggression hatten? Nun, ich habe mir einen guten Grund einfallen lassen,
weshalb man einen Krieg beginnen könnte.« Merlin erstarrte. »Ich würde ihn
gerne hören.«

»Ein guter Grund, um einen Krieg zu beginnen, ist einfach
der: einen guten Grund zu haben! Nehmen wir zum Beispiel an, daß da ein
König ist, der einen neuen way of life für die Menschen entdeckt hat.
Ihr wißt schon: etwas, das gut für sie ist. Es könnte sogar die einzige
Möglichkeit sein, sie vor der allgemeinen Zerstörung zu retten: vor dem
Untergang. Nun ja. Und wenn die Menschen zu böse oder zu dumm wären, diese neue
Linie zu akzeptieren, dann müßte er sie ihnen auf zwingen – mit dem Schwert.«
    Der Zauberer ballte die Fäuste, zerknautschte sein Gewand
und zitterte am ganzen Körper.
    »Sehr interessant«, sagte er mit bebender Stimme. »Sehr
interessant. Genau so einen Mann hat’s gegeben, als ich jung war – einen
Österreicher, der einen neuen way of life erfand und sich einredete, daß
er derjenige sei, diesen in die Tat umzusetzen. Er versuchte, seine Reformation
durchs Schwert zu verwirklichen, und stürzte die zivilisierte Welt ins Elend
und ins Chaos. Was dieser Mann jedoch übersehen hatte, mein Freund, war die
Tatsache, daß er einen Vorgänger im Reformationsgeschäft gehabt hat, namens
Jesus Christus. Vielleicht dürfen wir annehmen, daß Jesus von der Errettung der
Menschen ebensoviel verstand wie dieser Österreicher. Das Merkwürdige indessen
ist, daß Jesus aus seiner Jüngerschar keine Schutz-Staffel, keinen Sturmtrupp
machte, daß er nicht brandschatzte und dann Pontius Pilatus die Schuld
anhängte. Im Gegenteil: er stellte eindeutig fest, daß es Aufgabe der
Philosophen sei, Ideen verfügbar zu machen, nicht aber, sie
Menschen aufzuzwingen.«
    Kay wurde bleich, blieb jedoch eigensinnig.
    »Arthur führt den gegenwärtigen Krieg«, sagte er, »um König
Lot seine Ideen aufzuzwingen.«
     
     
     
     
     
    KAPITEL 9
     
     
    Der
Vorschlag der Königin, Einhörner zu jagen, hatte eine sonderbare Folge. Je
liebeskranker König Pellinore wurde, desto offensichtlicher war es, daß etwas
getan werden mußte. Sir Palomides hatte eine Eingebung.
    »Die königliche Melancholie«, sagte er, »kann nur durch das Aventiuren-Tier vertrieben werden. An dieses Tier
ist Maharadscha Sahib sein Leben lang gewöhnt. Ich sage es ja schon die ganze
Zeit.«
    »Ich persönlich glaube«, sagte Grummore, »das
Aventiuren-Tier ist tot. Auf jeden Fall ist’s in Flandern.«
    »Dann müssen wir uns verkleiden«, sagte Sir Palomides. »Wir
müssen die Rolle des Aventiuren-Tiers übernehmen und uns jagen lassen.«
    »Wir können uns doch schlecht als das Queste-Biest
verkleiden.« Der Sarazene indes hatte an seiner Idee Gefallen gefunden. »Warum
nicht?« fragte er. »Warum nicht, zum Donner? Tier-Imitatoren nehmen das
Aussehen von Hirschen und Ziegen und dergleichen an und tanzen zum Klang von
Glocken und Tamburinen und machen allerlei Verrenkungen und Firlefanz.«
    »Aber Palomides! Wir sind doch keine Tier-Imitatoren!«
    »Dann müssen wir’s eben lernen.«
    »Tier-Imitatoren!«
    Ein Tier-Imitator, ein joculator – das war ein juggler, ein Gaukler also, eine niedere Art des minstrel, und Sir Grummore
behagte diese Vorstellung ganz und gar nicht.
    »Wie

Weitere Kostenlose Bücher