Der König auf Camelot
und King Pellinore sein. Von
jetzt an ist alles gut.«
»Wie geht so ein Aufbrechen vor sich?«
»Wir schneiden die Innereien heraus«, sagte Agravaine.
Gareth stand auf und ging ein paar Schritte über die Heide.
Er sagte: »Ich will beim Schneiden nicht dabei sein. – Du, Meg?«
Meg, der selber übel war, gab keine Antwort. Gareth band
ihre Haare los – und schon lief sie davon, rannte um ihr Leben, fort von der
Tragödie, aufs Schloß zu. Gareth lief hinter ihr her.
»Meg! Meg!« rief er. »So warte doch. Lauf nicht weg.«
Meg aber lief weiter, behend wie eine Antilope; ihre bloßen
Füße flogen nur so dahin, und Gareth gab es
auf. Er warf sich ins Heidekraut und heulte drauflos – und wußte nicht, warum.
Das
Aufbrechen bereitete den drei übriggebliebenen Jägern Schwierigkeiten. Sie
hatten begonnen, das Fell am Bauch aufzuschlitzen, doch wußten sie nicht, wie
man das fachmännisch machte, also stachen sie in die Eingeweide. Alles
wurde auf einmal ekelhaft, und das einst so schöne Tier war versaut und
widerlich. Alle drei liebten das Einhorn auf verschiedene Weise – Agravaines
Zuneigung war am kompliziertesten – , und je mehr sie seinen Körper schändeten,
desto heftiger haßten sie es wegen ihrer eigenen Schuld. Besonders Gawaine
haßte den Kadaver. Er haßte das Tier, weil es tot war, weil es schön gewesen
war, weil er sich seinetwegen als Bestie fühlte. Er hatte es geliebt und hatte
geholfen, es in die Falle zu locken, also blieb nun nichts anderes übrig, als
seine Scham und seinen Haß an dem toten Tier auszulassen und abzureagieren. Er
schnitt und säbelte drauflos und hätte am liebsten gleichfalls geheult.
»Wir schaffen’s nie und nimmer«, sagten sie keuchend. »Und
wenn wir auch das Ausweiden tatsächlich fertigkriegen sollten – wie bringen
wir’s nach unten?«
»Hilft nichts«, sagte Gaheris. »Wir müssen’s schaffen. Was
hätten wir denn sonst gewonnen? Wir müssen es nach Hause bringen.«
»Wir können’s nicht tragen.«
»Wir haben kein Pony.«
»Nach dem Aufbrechen bindet man das Tier auf ein Pony.«
»Wir müssen ihm den Kopf abschneiden«, sagte Agravaine.
»Wir müssen ihm irgendwie den Kopf abschneiden und den tragen. Es würde
reichen, wenn wir den Kopf mitnähmen. Den könnten wir gemeinsam tragen.«
Also machten sie sich, sosehr es ihnen auch zuwider war, an
das grauenhafte Geschäft, den Hals durchzuhacken.
Gareth im
Heidekraut hörte auf zu heulen. Er drehte sich auf den Rücken und sah
unvermittelt über sich den Himmel. Die Wolken, die majestätisch über seine
endlose Tiefe dahinsegelten, machten ihn schwindlig. Er dachte: Wie weit ist’s
bis zu der Wolke dort? Eine Meile? Und zu der darüber? Zwei Meilen? Und
dahinter eine Meile, und noch eine Meile, und eine Million Millionen Meilen,
und alles im leeren Blau. Vielleicht fall’ ich jetzt von der Erde, wenn sie grad
auf dem Kopf steht, und dann schwebe ich davon, weiter und weiter und immer
weiter. Ich werd’ versuchen, mich an den Wolken festzuhalten, wenn ich dran vorbeikomme, aber
das dürfte nichts nützen. Wo werde ich landen?
Diese Vorstellung bereitete Gareth Unbehagen, und da er
sich überdies schämte, weil er vom Ausweiden weggelaufen war, wurde ihm
vollends übel. Unter diesen Umständen war es wohl das einzig richtige, den Ort
zu verlassen, der ihm solch Unwohlsein verursachte – in der Hoffnung, all das Unangenehme
hinter sich zu lassen. Er stand auf und ging wieder zu den anderen.
»Hallo«, sagte Gawaine, »hast du sie gekriegt?«
»Nein, sie ist mir entwischt. Sie ist zur Burg gelaufen.«
»Hoffentlich erzählt sie niemandem was«, sagte Gaheris. »Es
muß eine Überraschung sein, sonst taugt es nichts.«
Die drei Schlächter waren mit Schweiß und Blut besudelt und
fühlten sich hundeelend. Agravaine hatte sich zweimal übergeben. Trotzdem
fuhren sie mit ihrem mühsamen Geschäft fort, und Gareth half ihnen dabei.
»Es hat keinen Zweck, jetzt aufzuhören«, sagte Gawaine.
»Stellt euch nur vor, wie schön das wird, wenn wir’s unserer Mutter vorweisen
können.«
»Wahrscheinlich wird sie heraufkommen, um uns gute Nacht zu
sagen, wenn wir ihr das bringen, was sie braucht.«
»Sie wird lachen und sagen, was für gewaltige Jäger wir
sind.«
Als sie das gräßliche Rückgrat durchtrennt hatten, stellte
sich heraus, daß der Kopf zum Tragen zu schwer war. Sie beschmierten sich von
oben bis unten, als sie versuchten, ihn anzuheben. Da schlug Gawaine vor, ihn
an
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