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Der König auf Camelot

Der König auf Camelot

Titel: Der König auf Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.H. White
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sollen wir uns denn als Aventiuren-Tier verkleiden?«
fragte er matt. »Das ist doch ein furchtbar kompliziertes Tier.«
    »Beschreibt dieses Tier.«
    »Nun ja, verflucht und zugenäht: es hat einen Schlangenkopf
und den Rumpf eines Leoparden und Keulen wie ein Löwe und Läufe wie ein Hase.
Und in Drei-Teufels-Namen, Mann: wie sollen wir das Gelärme im Biestbauch
machen, als ob dreißig Koppeln Hunde auf der Hatz wären?«
    »Werd’ ich halt selber der Bauch sein«, entgegnete Sir
Palomides, »und Laut geben. Hört!«
    Er fing an zu jodeln.
    »Psst!« rief Sir Grummore. »Ihr weckt die ganze Burg auf.«
    »Also: einverstanden?«
    »Kein Gedanke dran. Hab’ in meinem ganzen Leben noch nicht
so einen Unsinn gehört. Außerdem macht’s auch nicht so ein Geräusch. Es macht
vielmehr so: – «
    Und Sir Grummore gackerte drauflos, mit schrillem Alt, daß
es klang wie Tausende von Wildgänsen im Moor.
    »Psst! Psst!« rief Sir Palomides.
    »Ich habe nicht gepsst. Was Ihr gemacht habt, das klang wie
nach Schweinen.«
    Die beiden Naturkundler trompeteten, grunzten, quiekten,
quäkten, quietschten, krähten, muhten, knurrten, schnifften, gackerten,
schnatterten und miauten einander an, bis sie puterrot im Gesicht waren.
    »Den Kopf«, sagte Sir Grummore, plötzlich innehaltend,
»müssen wir aus Karton machen.«
    »Oder aus Segeltuch«, sagte Sir Palomides. »Die
fischfangende Bevölkerung dürfte im Besitze von Segeltuch sein.«
    »Aus Lederschuhen machen wir Hufe.«
    »Auf den Rumpf können wir Flecke malen.«
    »In der Mitte muß er knöpfbar sein – «
    » – wo wir zusammentreffen.«
    »Und Ihr«, so fügte Sir Palomides großmütig hinzu, »könnt
das hintere Ende sein und Hundegebell machen. Das Geräusch kommt erwiesenermaßen
aus seinem Bauch.«
    Sir Grummore errötete vor Freude und sagte – auf seine
normannische Art ziemlich barsch –: »Schönen Dank auch, Palomides. Muß schon
sagen: verdammt anständig von Euch.«
    »Keine Ursache.«
     
    Eine Woche lang bekam König Pellinore seine Freunde kaum je
zu Gesicht. »Schreibt Ihr mal ruhig Eure Gedichte, Pellinore«, sagten sie zu
ihm, »oder geht und seufzt auf den Klippen. So ist’s recht.« Er irrte umher und
rief gelegentlich aus: »Flandern – wandern« oder »Tochter – braucht er«, so oft
ihm ein Einfall kam, während die dunkle Königin im Hintergrund lauerte.
    In Sir Palomides’ Zimmer, dessen Tür zugesperrt war,
herrschte unterdessen derart heftiges Nähen und Schnibbeln und Malen und
Zanken, daß man nur staunen konnte.
    »Lieber Freund, ich sage Euch doch: das Vieh hat schwarze
Flanken.«
    »Flohfarbene«, sagte Sir Palomides dickköpfig.
    »Was ist das: flohfarben? Außerdem haben wir keine Flöhe.«
    Mit der Raserei schaffender Künstler fauchten sie einander
an.
    »Probiert mal den Kopf auf.«
    »Ihr habt ihn ruiniert. Hab’ ich ja gleich gesagt.«
    »Die Konstruktion war zu schwach.«
    »Jetzt müssen wir das Ding nochmal konstruieren.«
    Als das Werk vollendet war, trat der Heide zurück, um es zu
begutachten.
    »Seht Euch vor, Palomides. Da! Jetzt habt Ihr die Flecken
verschmiert!«
    »Bitte tausendmal um Vergebung.«
    »Ihr solltet ein bißchen achtgeben, wo Ihr hintretet.«
    »So, und wer ist mit dem Fuß durch die Rippen getreten?« Am
zweiten Tag gab’s Schwierigkeiten mit der hinteren Hälfte. »Die Keulen sind zu
eng.«
    »Dann bückt Euch eben nicht.«
    »Ich muß mich doch bücken, wenn ich das Hinterteil bin.«
    »Sie werden schon nicht platzen.«
    »Doch, werden sie wohl.«
    »Nein, werden sie nicht.«
    »Da: sie sind schon geplatzt!«
    »Seht Euch ein bißchen vor«, sagte Sir Grummore am dritten
Tag. »Ihr tretet dauernd auf meinen Schwanz.«
    »Haltet mich nicht so fest, Grummore. Ich habe mir den Hals
verrenkt.«
    »Könnt Ihr nicht sehen?«
    »Nein, ich kann nicht sehen. Ich habe mir den Hals
verrenkt.«
    »Da! Jetzt ist mein Schwanz hin.«
    Es entstand eine Pause, während der die beiden sich
entwirrten.
    »So, und diesmal ganz behutsam. Wir müssen im Gleichschritt
marschieren.«
    »Ihr gebt den Tritt an.«
    »Links! Rechts! Links! Rechts!«
    »Ich glaube, meine Keulen rutschen.«
    »Wenn Ihr meine Hüften loslaßt, geht das Ganze
auseinander.«
    »Ich muß doch! Wie soll ich sonst meine Keulen festhalten?«
    »Da gehn die Knöpfe ab.«
    »Verdammter Mist.«
    »Ich hab’s Euch ja gesagt.«
    Also nähten sie am vierten Tag die Knöpfe an und
probierten’s von neuem.
    »Kann ich jetzt mein Bellen üben?«
    »Nur

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