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Der König auf Camelot

Der König auf Camelot

Titel: Der König auf Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.H. White
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wegschaute; aufgeputzte Minstrels oder
Minnesänger sangen Lieder zur Laute, im Stil von »Greensleeves«, mit
seelenvollem Ausdruck; unschuldig dreinblickende Schildknappen versuchten,
einander spatige Pferde anzudrehen; Leierkastenmänner verdienten sich einen
Heller, indem sie die vielle traktierten; Zigeuner sagten einem
Schlachtenglück voraus; gewaltige Rittersleute, die Köpfe in unordentliche
Turbane gewickelt, spielten Schach, wobei einige von ihnen Marketenderinnen auf
den Knien hatten; und zur weiteren Unterhaltung gab es Spaßmacher, Sänger,
Gaukler, Harfner, Hofnarren, fahrende Spielleute, Troubadoure, Tregetoure,
Bärenführer, Feuerfresser, Eiertänzer, Leitertänzer, Ballettänzer,
Marktschreier und Balancekünstler. Insgesamt war es dem Derby Day nicht
unähnlich. Die ungeheuren Wälder von Sherwood erstreckten sich rings um den
Zelt-Wald herum, weiter, als das Auge sehen konnte, Wälder voller Schwarzwild,
voll jagdbarer Hirsche, Geächteter, Drachen und Schillerfalter. Auch befand
sich ein Hinterhalt in dieser grünen Wildnis, von dem vermutlich niemand wußte.
    König Arthur schenkte dem bevorstehenden Kampf keine
Beachtung. Er saß unsichtbar in seinem Zelt, im Mittelpunkt der ganzen
Erregung, und sprach Tag für Tag mit Sir Ector
oder Kay oder Merlin. Die untergeordneten Hauptleute waren der Meinung, ihr
König halte einen Kriegsrat nach dem anderen ab, da die Lampe im Innern des
Seidenzeltes kaum je erlosch; das versetzte sie in Hochstimmung, und sie waren
überzeugt davon, daß er einen genialen Schlachtplan ausarbeite. In Wirklichkeit
jedoch ging es um andere Dinge.
    »Es wird eine Menge Eifersucht geben«, sagte Kay. »Jeder
Ritter Eures Ordens, den Ihr da gründen wollt, wird sich für den besten halten
und am Kopf des Tisches sitzen wollen.«
    »Dann nehmen wir einen runden Tisch ohne Stirnseite.«
    »Aber, Arthur, Ihr werdet niemals einhundertfünfzig Ritter
um einen runden Tisch bekommen. Laßt mal sehn…«
    Merlin, der jetzt kaum mehr in die Debatten eingriff, saß
mit über dem Bauch gefalteten Händen da und strahlte. Er half Kay aus der
Verlegenheit.
    »Er müßte etwa fünfzig Schritt im Durchmesser sein«, sagte
er. »Das geht nach 2 π r.«
    »Na schön. Sagen wir mal fünfzig Schritt Durchmesser. Denkt
doch bloß an all den freien Raum in der Mitte. Es wäre ein Meer von Holz mit
einem schmalen Rand von Menschheit. Man könnt’ nicht mal die Speisen in die
Mitte stellen, weil keiner drankam’.«
    »Dann nehmen wir einen reifenförmigen Tisch«, sagte Arthur,
»statt eines runden. Ich weiß den genauen Ausdruck nicht. Ich meine, einen
Tisch in Form eines Wagenrades sollten wir haben; und die Diener könnten dann
da umhergehen, wo die Speichen wären. Wir könnten sie die Ritter der Runden
Tafel nennen.«
    »Ritter der Tafelrunde – ein ausgezeichneter Name!«
    »Und das Entscheidende«, fuhr der König fort, dem nun
weitere Einfalle kamen, »und das Entscheidende ist, die jungen Leute zu
motivieren. Die alten Ritter, jene, die wir bekämpfen, die sind zum größten
Teil zu alt, um noch etwas zu lernen. Wir werden sie irgendwie einordnen, so
daß sie weiterhin kämpfen können, in der angemessenen Weise, aber sie werden
wohl mehr oder weniger an den alten Bräuchen festhalten. Wie Sir Bruce. Etwas
anderes ist’s mit Grummore und Pellinore – wo mögen die bloß sein? Grummore und
Pellinore, die brauchen wir natürlich, die sind in Ordnung, die sind von Grund
auf freundlich und gütig. Lots Leute hingegen dürften sich wohl nicht anpassen.
Deshalb meine ich, daß wir die Jungen an uns ziehen müssen. Wir müssen eine
neue Generation der Ritterschaft heranziehen – für die Zukunft. Zum Beispiel
dieses Kind Lanzelot, das mit dem Ihr-wißt-schon herübergekommen ist – solche
jungen Leute müssen wir um uns scharen. Das wird dann die richtige Tafelrunde.«
    »A propos Tafel«, sagte Merlin. »Ich weiß eigentlich nicht,
weshalb ich Euch nicht sagen sollte, daß König Leodegrance einen Tisch hat, der
für diesen Zweck sehr gut geeignet wäre. Da Ihr ohnehin seine Tochter heiraten
werdet, könnte man ihn vielleicht überreden, Euch den Tisch als Hochzeitsgeschenk
zu geben.«
    »Ich werde seine Tochter heiraten?«
    »Gewiß. Sie heißt Ginevra.«
    »Hört mal zu, Merlin. Ich möcht’ nichts von der Zukunft
wissen, und ich bin nicht sicher, ob ich dran glaube…«
    »Es gibt gewisse Dinge«, sagte der Zauberer, »die ich Euch
sagen muß, ob’s Euch nun gefällt oder nicht. Das

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