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Der König auf Camelot

Der König auf Camelot

Titel: Der König auf Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.H. White
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Tüte-Helm, wie man ihn zum Lanzenstechen benutzte; er sah
aus wie eine Kohlenschütte und klirrte.
    Sir Grummore sang sein Lied aus Knaben-Tagen:
     
    »Nun geht es zum
Turnier,
    Vom Sattel zum
Visier
    Pro Mann ein prima
Streiter,
    Auch Reiter und so
weiter,
    Gewohnt seit
College-Tagen
    Im Schild- und
Lanzentragen.
    Drauf und dran,
drauf und dran, drauf und dran,
    drauf und dran!
    Es klirrt der
Harnisch bei jedem Stoß,
    Drauf los!«
     
    »Du meine Güte!« rief König
Pellinore aus. »Ich hab’ bestimmt seit zwei Monaten keine richtige Tilte mehr
mitgemacht, und letzten Winter haben sie mir achtzehn Kämpfe vergönnt. Das war,
als sie die neuen Handicaps einführten.«
    Sir Grummore war angekommen, während er sprach, und
erkannte Wart.
    »Morgen«, sagte Sir Grummore. »Du bist doch Sir
Ectors Junge, wie? Und wer ist der Kauz mit dem komischen Hut?«
    »Das ist mein Hauslehrer«, sagte Wart eilends. »Merlin,
der Zauberer.«
    Sir Grummore sah Merlin an – Zauberer wurden dazumal
vom echten Tjost-Set für zweitklassig erachtet – und sagte zurückhaltend: »Sieh
an, ein Zauberer. Tag.«
    »Und das ist König Pellinore«, sagte Wart. »Sir
Grummore Grummursum – King Pellinore.«
    »Tag«, sagte Sir Grummore.
    »Heil«, sagte König Pellinore. »Nein, ich wollte
sagen: Guten Tag.«
    »Schöner Tag«, sagte Sir Grummore.
    »Ja, wirklich schön, nicht, was?«
    »Wart Ihr heut auf der Hohen Suche?«
    »Oh! Ja, dank’ Euch. Bin immer auf der Queste, müßt
Ihr wissen. Hinter dem Aventiuren-Tier her.«
    »Interessante Aufgabe, das, höchst interessant.«
    »Doch ja, interessant ist’s schon. Möchtet Ihr ein
wenig Losung sehn?«
    »Beim Jupiter, ja. Laßt mich die Losung sehn.«
    »Daheim hab’ ich bessere, aber die hier ist ganz
brauchbar, bestimmt.«
    »Potzblitz. Das ist also seine Losung.«
    »Ja, das ist seine Losung.«
    »Interessante Losung.«
    »Ja, interessant, nicht? Bloß – man wird sie leid«,
fügte König Pellinore hinzu.
    »Soso, soso. Schöner Tag heute, nicht?«
    »Doch, ein sehr schöner Tag.«
    »Schätze, wir sollten wohl eine Tjoste austragen,
eh, was?«
    »Ja, ich schätze, wir sollten«, sagte König
Pellinore. »Wirklich.«
    »Worum geht’s?«
    »Ach, um das übliche, schätz’ ich. Würd’ einer so
freundlich sein, mir mit dem Helm zu helfen?«
    Schließlich mußten ihm alle drei behilflich sein.
Haken und Ösen waren zu lösen, Schrauben mußten gelockert werden, die der König
auf das falsche Gewinde gesetzt hatte, als er in der Frühe hastig aufgebrochen
war. Es bedurfte großen technischen Könnens, um ihn aus dem Visier-Helm heraus-
und in den Tilte-Helm hineinzubekommen. Der neue Helm war groß wie eine
Öltonne, innen mit zwei Lagen Leder und drei Zoll Stroh gepolstert.
    Sobald alles bereit war, stellten sich die beiden
Ritter an den gegenüberliegenden Seiten der Lichtung auf und ritten dann vor,
um sich in der Mitte zu treffen.
    »Edler Ritter«, sagte König Pellinore, »ich bitt’
dich, sag mir deinen Namen.«
    »Dies ist mein eigen Sach’«, entgegnete Sir
Grummore in der hergebrachten Weise.
    »Das ist nicht artig vorgebracht«, sagte König
Pellinore, »was? Denn kein Ritter braucht’ sich zu scheuen, sein Nam’ offen
kundzutun, es sei denn aus Gründen der Scham.«
    »Sei dieses, wie es wolle – ich bin nicht willens,
dir mein Nam’ preiszugeben, um nichts auf der Welt.«
    »Dann müßt Ihr Euch mit mir tjostieren, falscher
Ritter.«
    »Ist Euch da nicht ein Lapsus unterlaufen,
Pellinore?« fragte Sir Grummore. »Mich deucht, es sollt’ heißen: ›Du dich‹.«
    »Oh, ich bitte um Vergebung, Sir Grummore. Ja, natürlich,
so sollt’s heißen. – Dann mußt du dich mit mir tjostieren, falscher Ritter.«
    Ohne weitere Worte zogen sich die Kontrahenten an
den Saum der Waldblöße zurück und nahmen einander gegenüber Aufstellung, legten
ihre Speere an und bereiteten sich auf den einleitenden Gang vor.
    »Ich hält’s für besser, wenn wir auf den Baum
steigen«, sagte Merlin. »Bei einer solchen Tjoste weiß man nie, was alles
passiert.«
    Sie kletterten auf die starke Buche, deren Äste
bequem besteigbar nach allen Seiten ragten, und Wart machte es sich in etwa
fünfzehn Fuß Höhe gemütlich, von wo aus er einen guten Überblick hatte.
Nirgends sonst sitzt man so behaglich wie in der Gabelung einer Buche.
    Um diesen kolossalen Kampf richtig miterleben zu
können, der nun stattfand, muß man sich einige Dinge vergegenwärtigen. Ein
Ritter in voller Rüstung

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