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Der König auf Camelot

Der König auf Camelot

Titel: Der König auf Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.H. White
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Kampf!«
    Die Ritter hatten nun ihre Ruhe verloren und
bereiteten sich auf eine ernsthafte Auseinandersetzung vor. Was allerdings
nicht allzuviel bedeuten wollte, denn sie waren derart von Metall umschlossen,
daß sie keinen großen Schaden anrichten konnten. Es dauerte lange, bis sie sich
erhoben hatten, und das Austeilen eines Hiebes war bei einem Gewicht von einer
Achteltonne ein solch beschwerliches Geschäft, daß jedes Stadium des Wettkampfes
überlegt und berechnet werden konnte.
    Im ersten Stadium standen sich König Pellinore und
Sir Grummore ungefähr eine halbe Stunde lang gegenüber und droschen auf ihre
Helme. Es konnte jeweils nur ein Schlag angebracht werden, so daß sie sich mehr
oder weniger abwechselten: König Pellinore schlug zu, während Sir Grummore
ausholte, und umgekehrt. Anfangs hielten sie es so: Hatte einer von ihnen sein
Schwert fallenlassen oder in die Erde gestoßen, bekam er von dem anderen zwei
oder drei Extrahiebe, während er ungerührt nach seiner Waffe grapschte oder sie
aus dem Boden zog. Später betrieben sie das Ganze in größerem Gleichmaß – wie
mechanische Spielzeugfiguren, die unterm Weihnachtsbaum Holz sägen.
Schließlich wurde durch die Anstrengung und Monotonie ihre gute Laune
wiederhergestellt, und dann kam Langeweile auf.
    Zur Abwechslung ging man, nach allgemeiner Übereinkunft,
zum zweiten Stadium über. Sir Grummore stapfte zum einen Ende der Lichtung,
während König Pellinore zum anderen stampfte. Dann machten sie kehrt, schwangen
ein- oder zweimal rückwärts und vorwärts, um ihr Gewicht auf die Sohlen zu
kriegen. Wenn sie sich nach vorne beugten, mußten sie ein paar Schritte laufen,
um nicht aus dem Gleichgewicht zu kommen, und wenn sie sich zu weit nach hinten
lehnten, fielen sie um. So entwickelte sich also auch das Gehen zu einer
komplizierten Angelegenheit. Hatten sie nun ihr Gewicht derart ausbalanciert,
daß es sie leicht vornüber zog, dann setzten sie sich m einen schwerfälligen
Trab, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren, und stoben aufeinander los wie
zwei urige Eber.
    In der Mitte trafen sie sich, Brust an Brust, mit
dem Getöse eines Schiffsuntergangs und großem Glockengeläute; sie prallten
aneinander ab und schlugen außer Atem rückwärts auf den Boden. So blieben sie
ein paar Minuten keuchend liegen. Dann rafften sie sich mühevoll wieder auf,
und es war ihnen anzumerken, daß sie neuerlich die Geduld verloren.
    König Pellinore verlor nicht nur die Geduld,
sondern schien durch die Wucht des Zusammenpralls einigermaßen verwirrt zu
sein. Er stand nach der verkehrten Seite hin auf und konnte Sir Grummore nicht
finden. Hierfür gab es eine gewisse Entschuldigung, da er ja nur durch einen
schmalen Schlitz zu lugen imstande war – und der befand sich infolge der
Strohpolsterung noch etliche Fingerbreit von seinen Augen entfernt –, doch
wirkte der König ohnehin etwas benebelt. Vielleicht war seine Brille
zerbrochen. Sir Grummore nahm flink seinen Vorteil wahr.
    »Nehmt dies!« rief Sir Grummore und versetzte dem
unglücklichen Monarchen einen beidhändigen Schlag aufs Haupt, da dieser langsam
seinen Kopf hin und her bewegte und in die falsche Richtung glotzte.
    König Pellinore drehte sich mürrisch um, sein
Gegner indes war schneller. Er machte die Drehbewegung mit, so daß er sich
weiterhin im Rücken des Königs befand. Und wieder gab er ihm einen horrenden
Hieb auf dieselbe Stelle.
    »Wo seid Ihr?« fragte König Pellinore.
    »Hier«, rief Sir Grummore und schlug zu.
    Der arme König drehte sich so behend wie möglich
um, doch Sir Grummore kam ihm wieder zuvor.
    »Horridoh!« krähte Sir Grummore, zu einem weiteren
Schwertstreich ausholend.
    »Ihr seid ein Prolet«, sagte der König.
    »Schlag zu!« erwiderte Sir Grummore und tat
selbiges.
    Das wiederholte Krachen, die ständigen Schläge auf
den Hinterkopf und die rätselhafte Kampfesweise seines Kontrahenten hatten des
Königs Sinne sichtbarlich verwirrt. Unter dem Hagel der Hiebe, die auf ihn
niedersausten, schwankte er vor und zurück und wedelte matt mit den Armen.
    »Armer König«, sagte Wart. »Ich wollt’, er würd’
ihn nicht so schlagen.«
    Als sollte dieser Wunsch erfüllt werden, hielt Sir
Grummore in seinem Bemühen inne.
    »Wollt Ihr Pax?« fragte Sir Grummore.
    King Pellinore gab keine Antwort.
    Sir Grummore vergönnte ihm noch einen Streich und
sagte: »Wenn Ihr nicht Pax sagt, säble ich Euch den Kopf ab.«
    »Ich sag’s nicht«, sagte der König.
    Bang! fuhr ihm

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