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Der König auf Camelot

Der König auf Camelot

Titel: Der König auf Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.H. White
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das Schwert aufs Haupt.
    Bang! sauste es wieder.
    Bang! zum drittenmal.
    »Pax«, sagte König Pellinore brummelnd.
    Und als Sir Grummore den Zweikampf zu seinen Gunsten
entschieden wähnte und sich im Siege sonnen wollte, da schwang der König herum,
brüllte mit äußerster Kraft: »Non!« und versetzte ihm einen ordentlichen Stoß
gegen die Brust.
    Sir Grummore landete auf dem Rücken.
    »Nein aber auch!« rief Wart aus. »So ein Betrug!
Das hätte ich nie von ihm gedacht.«
    König Pellinore setzte sich geschwind auf die Brust
seines Opfers, wodurch er das Gewicht um eine Vierteltonne erhöhte und jede
Bewegung unmöglich machte; alsdann löste er Sir Grummores Helm.
    »Ihr habt Pax gesagt!«
    »Ich hab’ Pax Non gemurmelt.«
    »Das ist doch Schwindel.«
    »Ist es nicht.«
    »Ihr seid ein Prolet.«
    »Nein, bin ich nicht.«
    »Doch, seid Ihr wohl.«
    »Nein, bin ich nicht.«
    »Doch, seid Ihr wohl.«
    »Ich hab’ Pax Non gesagt.«
    »Ihr habt Pax gesagt.«
    »Nein, hab’ ich nicht.«
    »Doch, habt Ihr wohl.«
    »Nein, hab’ ich nicht.«
    »Doch, habt Ihr wohl.«
    Sir Grummore war nun ohne Helm, sein kahler Kopf
glänzte, und sein Gesicht war puterrot.
    »Ergib Dich, Feigling«, sagte der König.
    »Das werde ich nicht tun«, sagte Sir Grummore.
    »Ihr müßt Euch ergeben, sonst schlag’ ich Euch den
Kopf ab.«
    »Dann schlagt ihn ab.«
    »Nun kommt schon«, sagte der König. »Ihr wißt doch,
daß Ihr Euch ergeben müßt, wenn der Helm ab ist.«
    »Na und?«
    »Gut, dann werd’ ich Euch den Kopf abschlagen müssen.«
    »Mir einerlei.«
    Der König schwang drohend sein Schwert in der Luft.
    »Los doch«, sagte Sir Grummore. »Ihr traut Euch ja
nicht.«
    Der König ließ sein Schwert sinken und sagte: »Ach
bitte, so ergebt Euch doch.«
    »Ergebt Ihr Euch«, sagte Sir Grummore.
    »Aber ich kann mich doch nicht ergeben. Schließlich
sitze ich ja auf Euch drauf, oder, was?«
    »Ich hab’ bloß so getan, als ob…«
    »Nun kommt schon, Grummore. Ihr seid wirklich ein
Prolet, wenn Ihr Euch nicht ergebt und unterwerft. Ihr wißt doch ganz genau,
daß ich Euch nicht gut den Kopf abschlagen kann.«
    »Ich ergeb’ mich keinem Betrüger, der losschlägt,
nachdem er Pax gesagt hat.«
    »Ich bin kein Betrüger.«
    »Ihr seid ein Betrüger.«
    »Nein, bin ich nicht.«
    »Doch, seid Ihr wohl.«
    »Nein, bin ich nicht.«
    »Doch, seid Ihr wohl.«
    »Na gut denn«, sagte König Pellinore. »Steht also
auf und nehmt Euern Helm, und wir schlagen uns. Ich lasse mich von niemandem
Betrüger schimpfen.«
    »Betrüger!« sagte Sir Grummore.
    Sie standen auf und machten sich gemeinsam mit dem
Helm zu schaffen, wobei sie sich zuzischten: »Nein, bin ich nicht« – »Doch,
seid Ihr wohl«, bis er ordnungsgemäß an Ort und Stelle saß. Dann zogen sich
beide auf ihren jeweiligen Ausgangspunkt am Rand der Lichtung zurück, pendelten
ihr Gewicht ein und stießen rumpelnd und polternd wie zwei führerlose Trambahnen
aufeinander.
    Unglücklicherweise waren sie jetzt so wütend, daß
sie jede Vorsicht außer acht ließen, und in der Hitze des Gefechts verfehlten
sie einander vollkommen. In ihren wuchtigen Rüstungen hatten sie eine solche
Beschleunigung, daß sie erst zum Halten kamen, als sie längst aneinander
vorbei waren, und dann fuhrwerkten sie dergestalt umher, daß keiner in des
ändern Blickfeld geriet. Es war erheiternd, sie zu beobachten. König Pellinore,
den es einmal von hinten erwischt hatte, drehte sich dauernd im Kreise, und Sir
Grummore, dem durch diese List schon einmal Erfolg beschieden war, tat
desgleichen. So wanderten sie an die fünf Minuten tapsend umher, hielten inne,
lauschten, klirrten, krochen, krebsten, kauerten, hielten Ausschau, gingen auf
Zehenspitzen und machten dann und wann einen blitzartigen Ausfall nach rückwärts.
Einmal standen sie nur wenige Fuß voneinander entfernt, Rücken an Rücken, und
staksten dann mit unendlicher Behutsamkeit in entgegengesetzter Richtung davon;
und einmal traf König Pellinore Sir Grummore tatsächlich mit einem seiner
Rückwärtsstöße, doch drehten sich beide daraufhin so oft umeinander, daß sie
schwindlig wurden und sich neuerdings verfehlten.
    Nach fünf Minuten sagte Sir Grummore: »Schon gut,
Pellinore. Braucht Euch nicht mehr zu verstecken. Ich seh’, wo Ihr seid.«
    »Ich versteck’ mich überhaupt nicht«, rief König
Pellinore entrüstet. »Wo bin ich denn?«
    So entdeckten sie einander und näherten sich bis
auf eine Handbreit.
    »Prolet«, sagte Sir

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