Der König auf Camelot
Krieger an,
nicht zu wenig und spart nicht am Sold für die Unterführer. Haltet zusammen und
verteidigt dieses Land gegen die Sachsen, damit mein Lebenswerk nicht umsonst
gewesen ist. Nehmt meine Leiche und begrabt sie an diesem Strand. Errichtet ein
Grab so groß und dauerhaft, daß es alle, die reisen, schon weit draußen auf See
erkennen. An die Küste, an der mein Leib begraben liegt, werden sie nicht zu
kommen wagen.‹ Nachdem er so gesprochen, starb der König. Sein Leichnam wurde
nach London gebracht und dort bestattet. Die Barone bauten ein Grabmal, wie er
es in seiner Rede vor seinem Tod verlangt hatte.
Nach Vortimers Tod machten die Briten Vortigern
zu ihrem König, wie er es ja auch schon in den Tagen zuvor gewesen war. Auf Rat
seines Weibes schickte er Boten zu seinem Schwiegervater Hengist. Ihn bat er
ins Königreich zurückzukehren, aber nur mit einer kleinen Gruppe von Leuten,
damit die Briten nicht verschreckt würden, denn da Vortimer, sein Sohn, tot
sei, bestehe keine Notwendigkeit, mit einem Heer zu erscheinen. Hengist
schiffte sich ein, aber bei ihm waren dreihunderttausend Mann. Die Furcht vor
den Briten war es, die ihn veranlaßte, so viele Krieger mit sich zu bringen.
Als der König nun hörte, daß Hengist mit einem so großen Heer kam, wurde ihm
Angst und er wußte nichts mehr zu sagen. Die Briten kamen zusammen mit großem
Zorn und versprachen einander, sich in der Schlacht beizustehen und die Heiden
aus dem Reich hinauszuwerfen. Hengist war schlau und böse im Herzen. Er sandte
falsche Botschaften an den König. Er bat um Waffenstillstand und um einen Tag
der Liebe, an dem sie miteinander sprechen konnten als Freund zu Freund. Friede
sei alles, was er sich wünsche, Frieden habe er im Sinn, dem Frieden gelte
seine Liebe, Frieden suche er mit Tränen. Nichts liege ihm ferner als Krieg und
lieber wolle er aus dem Reich verbannt werden als mit Waffengewalt dort Fuß fassen. Es sei an
den Briten zu entscheiden, welche von den Besuchern bleiben und welche wieder
abreisen sollten.
Die Briten gingen auf den Vorschlag des
Liebestages ein, und die beiden Völker beschworen voreinander an diesem Tag den
Frieden. Aber kann man dem Eid eines Lügners trauen? Ein Datum wurde für eine
Beratung festgesetzt, und der König ließ Hengist wissen, er solle zu dieser
Besprechung nur mit ein paar Gefährten kommen. Auch einigte man sich, daß
keiner Waffen tragen werde, damit nicht die Männer nach erregten Worten zum
Schwert greifen könnten. Die beiden Delegationen trafen sich nahe der Abtei von
Ambresbury, in der großen Ebene von Salisbury. Es war ein Tag im Mai. Hengist
hatte seinen Kameraden, gesagt, jeder von ihnen sollte ein scharfes,
zweischneidiges Messer zu sich stecken. Er bat sie, bei dieser Besprechung mit
dabei zu sein und zuzuhören, und wenn er rufe Nimad covre seax (Holt eure
Messer raus!), einen Satz, den die Briten nicht verstehen würden, sollten sie
ihre Dolche fassen und den Mann neben sich niederstoßen. Und so geschah es.
Hengist selbst saß sehr nahe dem König. Er hielt den König fest am Mantel, riß
ihn beiseite, so daß er mit dem Leben davon kam. Aber die anderen trieben ihre
Messer in die Leiber neben sich, und bald wanden sich da vierhundertsechzig der
vornehmsten und tapfersten Männer des Königreiches im Staube. Nur wenigen
gelang es zu entkommen, obwohl sie nichts bei sich hatten, um sich zu
verteidigen, außer Steinen. Eldof, der Graf von Gloucester, hielt eine große
Keule in seiner rechten Hand, die er am Boden gefunden hatte. Er wußte nicht,
wer sie zur Besprechung mitgebracht haben mochte. Mit dieser Waffe verteidigte
er sich wütend, bis er ganze 70 der Heiden erschlagen hatte. Ein mächtiger
Kämpfer war er und von großer Gewandtheit. Es gelang ihm, sich eine Gasse zu
hauen, und allen Messern, die man nach ihm warf, oder mit denen man nach ihm stieß, vermochte
er zu entgehen. Keines fuhr ihm ins Fleisch. Er erreichte endlich sein Pferd,
ritt nach Gloucester und verbarrikadierte sich in der Stadt. Auch Vortigern
wäre von den Sachsen bestimmt erschlagen worden, hätte sich nicht Hengist vor
ihn gestellt und gerufen: »Tut dem König nichts zu leide. Von ihm habe ich nur
Gutes erfahren. Und ich will nicht, daß der Mann meiner Tochter so elend umkommt.
Laß ihn uns lieber als Gefangenen halten und sehen, ob seine Freunde ihn
freikaufen und uns alle Städte und befestigten Plätze übergeben, wenn wir ihm
das Leben schenken.« Also erschlugen sie den König
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