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Der König auf Camelot

Der König auf Camelot

Titel: Der König auf Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.H. White
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ungeheur,
    Gott steh ihm bei.
     
    Die letzten Töne
verklangen. Die Festgesellschaft verließ den Saal. Draußen auf der Dorfstraße
flackerten die Laternen, da alle in Gruppen heimwärts gingen: aus Angst vor
den vom Mond beschienenen Wölfen. Und The Castle of the Forest Sauvage schlief
friedlich und dunkel in der seltsamen Stille des heiligen Schnees.
     
     
     
     
     
     
     
    KAPITEL 16
     
     
    Wart stand früh am nächsten
Morgen auf. Gleich im Augenblick des Erwachens warf er mit wütender Entschlossenheit
das große Bärenfell von sich, unter dem er schlief, und stürzte sich in die
schneidende Kälte. Schlotternd zog er sich eilends an, wobei er umherhüpfte, um
warm zu werden; schnaubend stieß er bläuliches Atemgewölk aus, als striegle er
ein Pferd. Er zertrümmerte das Eis des Waschbeckens und tauchte kurz sein
Gesicht ein – mit einer Grimasse, als esse er etwas Saures – , sagte A-a-a-a
und rieb sich die beißenden Wangen mit einem Handtuch. Dann war ihm wieder
warm, und flugs lief er zu den Behelfszwingern, um des Königs Meuteführer bei
seinen letzten Vorbereitungen zu beobachten.
    Master William Twyti entpuppte sich bei Tageslicht
als verschrumpelter und unruhig dreinblickender Mann mit melancholischem Gesichtsausdruck.
Zeit seines Lebens war er gezwungen gewesen, für des Königs Tafel die verschiedensten
Tiere zu jagen und anschließend in küchengerechte Teile zu zerlegen. Im Grunde
war er mehr Metzger und Schlächter denn Jäger. Er hatte zu bestimmen, welche
Teile den Hunden zum Fräße vorgeworfen wurden und welche Teile seinen Gehilfen
zukamen. Er mußte alles ansehnlich zerlegen und zwei Wirbel am Schwanz
belassen, damit das Kammstück appetitlich aussah, und solange er sich
zurückerinnern konnte, war er entweder einem Hirsch auf der Fährte – oder aber
er brach ihn auf und zerlegte ihn in entsprechende Portionen.
    Diese Art der Betätigung lag ihm nicht sonderlich.
All die Hirsche und Hirschkühe, die Keiler und Säue, die verschlagenen Füchse,
die pelzreichen Marder, die Ricken und Schmalrehe, die Dachse und die
Wolfsrudel – alles war für ihn mehr oder weniger etwas, das man häutete und
aufbrach und seiner Verwertung zuführte. Man konnte mit ihm über Haut und
Knochen reden, über Fett und Nierentalg, über Innereien und Gekröse und dergleichen
– aber dazu schaute er nur höflich drein. Er wußte, daß man mit Fachausdrücken
angeben wollte, daß man ihm mit Dingen zu imponieren versuchte, die sein Geschäft
waren. Man konnte ihm von einem kapitalen Keiler erzählen, der einen im
vergangenen Winter fast zerfetzt hätte – er aber sah einen nur mit abwesenden
Augen an. Er war sechzehnmal von Keilern angegangen worden, und seine Beine
zeigten weiße Striemen im roten Fleisch, die sich bis zu den Hüften
erstreckten. Während man erzählte, fuhr er mit dem fort, was ihm grad unter den
Händen war. Etwas nur vermochte Master William Twyti in Bewegung zu bringen.
Sommers wie winters, bei Regen und bei Sonnenschein, war er hinter Schwarz- und
Rotwild her, und doch war er mit dem Herzen stets woanders. Man brauchte nur
ein Wort zu sagen: Hase – und Master Twyti würde weiter seinen Hirsch
verfolgen, als gälte es die ewige Seligkeit, dabei aber insgeheim nach Meister
Lampe Ausschau zu halten. Es war das einzige, was ihn zum Reden veranlassen
konnte. Ständig wurde er in ganz England von einem Schloß zum anderen geschickt,
und wenn er da war, bewirteten ihn die Bediensteten vorzüglich und schenkten
eifrig nach und befragten ihn nach seiner aufregendsten Jagd. Er antwortete
einsilbig und abwesend. Erwähnte indessen jemand einen Mümmelmann, dann war er
da; dann setzte er donnernd sein Glas auf den Tisch und ließ sich des langen
und breiten über die Absonderlichkeiten dieses erstaunlichen Wildes aus;
niemals könne man, so sagte er, eine menée blasen, da derselbe Hase
einmal männlich und ein andermal weiblich sei, während er gleichzeitig eine
Blume trage und mummele und Haken schlage, wozu kein anderes Tier in der Lage
wäre.
    Wart verfolgte die Hantierungen des großen Mannes
eine Zeitlang schweigend, dann ging er ins Haus, um zu sehen, ob Aussicht auf
Frühstück bestünde. Er machte die Feststellung, daß die Aussichten gut standen,
denn das ganze Schloß fieberte in der gleichen Erregung, die ihn so früh aus
dem Bett getrieben hatte, und sogar Merlin war mit einem Paar Breeches
angetan, die erst ein paar Jahrhunderte später modern gewesen waren.
    Die Sauhatz war

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