Der König auf Camelot
die
aussahen wie Windhunde mit Bullterrier-Köpfen, wenn nicht noch schlimmer. Doch
als Hetzhunde waren sie gerade recht, und sie trugen Maulkörbe ob ihrer
Wildheit. Die Gaze-hounds, von denen für alle Fälle zwei mitgenommen wurden,
waren nach heutigen Begriffen nichts anderes als simple Windhunde, während die
Lymers etwa eine Mischung zwischen dem heutigen Bluthund und dem roten Setter
darstellten. Die Lymers, die Schweißhunde, hatten Halsbänder um und wurden an
Leinen geführt. Die Bracken waren wie Teckel und gingen bei Fuß, wie es
Teckel-Art ist – und nicht die schlechteste.
Mit den Hunden zusammen marschierte das Fußvolk.
Merlin in seinen Breeches sah eher wie Lord Baden-Powell aus, wenn auch der
Letztgenannte keinen Bart trug. Sir Ector erschien in »vernünftiger«
Lederkleidung – es galt nicht als sportlich, in voller Rüstung zu jagen – und
schritt neben Master Twyti einher, wobei er die übliche gelangweilte und
wichtige Miene eines Meuteführers aufsetzte. Sir Grummore, kurz dahinter,
schnaubte und fragte jeden, ob er auch seinen Speer geschliffen habe. König
Pellinore war zurückgefallen und befand sich unter den Dörflern; je größer die
Zahl, dachte er, desto größer die Sicherheit. Die Dörfler waren samt und sonders
zur Stelle, jede männliche Seele der Gemeinde, von Hob, dem austringer ,
bis hin zum alten Wat ohne Nase; jedermann trug einen Speer oder eine Gabel
oder eine ausgediente Sichel an langer Stange. Sogar einige junge Frauen waren
mit von der Partie: sie trugen Proviantkörbe für die Männer. Es war eine Weihnachtsjagd
mit allem Drum und Dran.
Am Waldrand schloß sich der letzte Teilnehmer an:
ein hochgewachsener Mann mit guter Haltung, der ganz in Grün gekleidet war und
einen Sieben-Fuß-Bogen trug.
»Guten Morgen, Herr«, sagte er freundlich zu Sir Ector.
»Ach ja«, sagte Sir Ector. »Ja. Ja, guten Morgen
auch. Ja wirklich: guten Morgen.«
Er führte den Mann in Grün beiseite und sagte in
lautem Flüsterton, den alle mitbekamen: »Um Himmelswillen, mein Guter, seht
Euch vor. Das da ist der Rüdemann des Königs, und die beiden anderen sind König
Pellinore und Sir Grummore. Nun macht mal keinen Ärger, mein Lieber; sagt
nichts, was falsch aufgefaßt werden könnte, ja?«
»Natürlich nicht«, sagte der Grüne beruhigend.
»Aber vielleicht solltet Ihr mich vorstellen.«
Sir Ector errötete sichtbarlich und rief: »Ach,
Grummore, kommt doch bitte mal einen Augenblick her, ja? Ich möcht’ Euch einen
Freund von mir vorstellen – feiner Kerl – heißt Wood, der Gute, – Wood, nicht
Hood – wie Wald, müßt Ihr wissen. Ja, und dies ist King Pellinore. Master Wood:
König Pellinore.«
»Heil«, sagte König Pellinore, der gern in seine
alten Gewohnheiten zurückfiel, sobald er nervös war.
»Wie geht’s?« sagte Sir Grummore. »Nicht mit Robin
Hood verwandt, wie?«
»Aber nein, nicht im mindesten«, unterbrach Sir
Ector hastig. »Wood, mit W – wie Wald, Wiese, Wunderhorn oder Wanderstab, du
weißt schon…«
»Guten Tag«, sagte Robin. »Heil«, sagte König
Pellinore.
»Komisch«, sagte Sir Grummore, »daß Ihr beide Grün
tragt.«
»Ja, komisch, nicht wahr?« sagte Sir Ector eifrig.
»Er trägt’s in Trauer um eine Tante, die ihren Tod durch einen Sturz vom Baume
fand.«
»Um Vergebung, bitte sehr«, sagte Sir Grummore, dem
es leid tat, eine so heikle Angelegenheit berührt zu haben.
Und damit war alles in bester Ordnung.
»Also dann, Mr. Wood«, sagte Sir Ector, als er sich
erholt hatte. »Wo sollen wir die erste Hatz ansetzen?«
Bei dieser Frage wurde Master Twyti hinzugezogen,
und alsbald folgte ein kurzes Geplauder, in dem es von waidmännischen
Ausdrücken nur so wimmelte. Dann gab es einen langen Gang durch den
winterlichen Wald, und der Spaß begann.
Wart verlor das peinigende Gefühl im Magen, das
durch die Unterbrechung des Fastens heraufbeschworen worden war. Die Bewegung
und die Schneeluft machten ihn munter, so daß seine Augen es mit den funkelnden
Frostkristallen im weißen Wintersonnenschein aufnehmen konnten, und sein Blut
geriet durch die Aufregung der Jagd in Wallung. Er beobachtete den Lymerer, der
zwei Schweißhunde an der Koppelleine hielt, und sah, wie die Hunde an der Leine
zerrten, je mehr sie sich dem Lager des Keilers näherten. Er sah, wie ein Hund
nach dem anderen unruhig wurde – schließlich auch die Gaze-hounds, die nicht
nach der Witterung jagten – und anfing, vor Gier zu hecheln und zu winseln. Er
bemerkte, wie
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