Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der König der Diamanten

Der König der Diamanten

Titel: Der König der Diamanten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Tolkien
Vom Netzwerk:
zuständig für den Fall«, sagte Titus verdrossen. »Ich weiß – das ist völlig wahnsinnig«, fuhr er fort, als er merkte, wie sehr das Vanessa verblüffte. »Jeder andere hätte den Fall wegen Befangenheit an einen Kollegen abgegeben. Aber nein, Bill Trave weiß alles besser.«
    »Was hat er gemacht?«, fragte Vanessa besorgt.
    »Er hat mich und meine Angehörigen verhört, als seien wir Schwerverbrecher.
Das
hat er gemacht. Er hat uns vorgeworfen, wir hätten Katya ausgehungert und sie verletzt. Und dann hat er meine Schwägerin Jana auch noch gefragt, ob sie an der Kommunion teilnimmt und sich die Beichte abnehmen lässt, wenn sie in die Kirche geht. Kannst du dir das vorstellen? Der andere Beamte hat ihn aufgehalten – wer weiß, was ihm sonst noch eingefallen wäre.«
    »Das klingt gar nicht nach Bill«, sagte Vanessa und schüttelte verständnislos den Kopf. »Er war eigentlich immer stolz auf seine Arbeit. Sie war im Grunde das, was ihn am Leben erhalten hat.«
    »Nun, vielleicht hat sich das verändert, seit er auf uns eifersüchtig ist. Was er durchmachen musste, tut mir wirklich leid. Ich habe überhaupt nichts gegen ihn. Aber ich verlange, dass er sich jetzt wie ein Polizist verhält und den Irren einfängt, der diese furchtbare Tat begangen hat, und nicht etwa den Tod meiner Nichte benutzt, um …«
    »Eine Rechnung zu begleichen«, vollendete Vanessa den Satz, als sie merkte, dass Osman nicht die richtigen Worte fand. »Ich muss gestehen, dass es mir schwerfällt, das zu glauben, Titus. Dass Bill so unfair war. Er war im Radio, als du hierher unterwegs warst,und hat die Bevölkerung bei der Suche nach Swain um Hilfe gebeten. Schade, dass du ihn nicht gehört hast. Du würdest dich vielleicht besser fühlen.«
    »Aber ich fühle mich ja besser«, sagte Titus noch immer erregt. »Sobald Swain hinter Schloss und Riegel ist, beruhigt sich auch hoffentlich alles wieder. Aber bis dahin musst du mir einen Gefallen tun, Vanessa. Du musst mir helfen.«
    »Dir helfen? Wie denn?«, fragte sie.
    »Indem du deinem Mann nicht sagst, was Katya zu dir gesagt hat. Wie ich bereits erwähnt habe, war sie an dem Abend außer sich vor Schmerz und fehlgeleiteter, unberechtigter Wut. Sie wusste nicht, was sie sagte. Die Beweislast gegen Swain ist erdrückend. Er war in Katyas Zimmer mit einer Waffe – Franz und Jana haben gehört, wie er geschossen hat. Aber dein Mann weigert sich, das so zu sehen. Ich weiß, dass es falsch war, aber ich konnte ihm einfach nicht sagen, dass ich Katya gegen ihren Willen daheim behielt. Es war nur zu ihrem Besten, aber ich dachte, er würde das mit Sicherheit gegen mich verwenden. Ich weiß, was er da treibt: Er nutzt jede Gelegenheit, um Beweismaterial gegen mich zu sammeln, einfach weil er mich hasst, Vanessa. Das weißt du genau.«
    Titus blickte Vanessa scharf an, um ihr in die Augen sehen zu können und zu bekommen, was er wollte, doch sie schaute nicht zu ihm, sondern ins Feuer, die Stirn in Falten gelegt. Die Sache gefiel ihr nicht. Sie hatte gelernt, die Wahrheit zu sagen, und das hier fühlte sich falsch an. Andererseits verlangte Titus nicht von ihr, dass sie log, sondern dass sie eine Information für sich behielt. Und Titus hatte recht – die Beweislast gegen diesen Swain war tatsächlich erdrückend. Warum sollte sie Titus grundlos das Leben zur Hölle machen, wenn er doch nur ein bisschen Zeit und Abstand brauchte, um sich von der schrecklichen Wunde zu erholen, die Swain ihm zugefügt hatte? Was würde es für ihre Beziehung bedeuten, wenn sie ihm jetzt, wo er sie brauchte wie nie zuvor, nur Schwierigkeiten machen, wenn sie ihm das Einzige abschlagenwürde, worum er je gebeten hatte? Vanessa war sich immer noch nicht sicher, ob sie Titus heiraten wollte, aber absolut sicher wusste sie, dass sie ihn nicht verlieren wollte.
    Trotzdem: Dass Bill sich so unprofessionell verhielt, passte nicht zu ihm. Und dann war es doch wirklich ein seltsamer Zufall, dass Katya vor nicht einmal zwei Wochen felsenfest davon überzeugt gewesen war, irgendjemand wolle sie umbringen, und dann tatsächlich gewaltsam ums Leben kam. Vanessa musste an das kalte Lächeln von Franz Claes denken und begann zu zittern. Nicht zum ersten Mal fragte sie sich, ob Titus seinen Schwager wirklich so gut kannte, wie er behauptete.
    »Lass mich darüber nachdenken«, sagte sie und sah zu ihm auf. »Ich weiß, das alles war ein fürchterlicher Schock für dich, Titus. Aber es ist auch ein Schock für

Weitere Kostenlose Bücher