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Der König der Diamanten

Der König der Diamanten

Titel: Der König der Diamanten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Tolkien
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vorzuschlagen, wo er ohnehin schon ist, eine Nachricht hinterlässt, in der er Swain auffordert, sich noch am selben Tag um fünf Uhr hier draußen einzufinden.«
    »Vielleicht wollte er Katya einen Antrag machen und zuvor die Sache mit Swain aus der Welt schaffen«, schlug Clayton vor.
    »Aber das musste er nicht«, sagte Trave eifrig – dies war schließlich sein Lieblingsthema. »Ethan war Swain gegenüber nicht verantwortlich. Katya hatte sich lange vorher von Swain getrennt. Dieser Zettel ließ mich nicht los. Der wollte mir einfach nicht einleuchten, und auch Swain konnte zu dem verdammten Ding nichts sagen, als ich ihn besuchte …«
    »Sie haben ihn besucht?«, wiederholte Clayton verblüfft. »Wann?«
    »Ein paar Mal, letztes Jahr. Damals war er noch unten in London, im Gefängnis von Brixton, wo er auf seine Verlegung wartete. Aber er war keine große Hilfe – jammerte nur, wie ungerecht das alles sei und wie sehr er Katya Osman hasste. Und deshalb kam ich noch ein paar Mal hierher, auch wenn ich wusste, dass ich meine Zeit verschwendete – aus Osman und Claes war nichts herauszulocken, und für einen Durchsuchungsbefehl hatte ich wederGrund noch Anlass. Aber selbst wenn ich einen gehabt hätte, hätte ich wahrscheinlich nichts Brauchbares entdeckt. Die Diamantenbranche ist eine so gut wie verschlossene Welt. Einmal dachte ich, ich hätte eine Spur, als eine Nachbarin von Swain mir sagte, sie hätte am Tag des Mordes einen bärtigen Mann in der Nähe von dessen Wohnung herumlungern sehen, doch als ich ihr dann ein Foto von Osman zeigte, sagte sie, der sei es nicht gewesen. Also auch nichts.«
    »Woher hatten Sie das Bild?«, fragte Clayton.
    »Aus einer Zeitschrift. Unser Freund da oben im Haus ist jemand, den man in dieser Gegend gut kennt – immer bereit, für einen guten Zweck in die Tasche zu greifen, immer zur Hand, wenn es ein paar verbindliche Worte zu sagen gilt. Sie wissen schon, was ich meine«, sagte Trave mit einem unwirschen Lächeln.
    Da war sie wieder – die rätselhafte Feindseligkeit dem Besitzer von Blackwater Hall gegenüber. Mit jedem Mal machte Clayton sich mehr Sorgen. Was Trave über den Fall erzählt hatte, war sehr interessant, und sicherlich haftete dem Zettel, den der Tote Swain hinterlassen hatte, etwas Seltsames an, aber Clayton hatte genug Ahnung von der Polizeiarbeit, um zu wissen, dass bei jedem Fall am Ende ein paar lose Fäden übrigblieben. Der Zettel stellte Swains Verurteilung nicht in Frage. Im Gegenteil: Je mehr Clayton darüber erfuhr, desto mehr schien ihm der Fall Mendel ganz normal verlaufen zu sein. Und dennoch war Trave nicht in der Lage, ihn loszulassen. Warum? Hatte das irgendwie mit seiner Frau und diesem Mann zu tun, mit Osman? Erneut erinnerte sich Clayton an Traves Gesichtsausdruck, als Osman im Arbeitszimmer Vanessas Namen erwähnt hatte. Nun war es nicht so, dass Clayton sonderliche Sympathie für den Mann hegte, aber darum ging es ja nicht. Trave und er hatten die Aufgabe, einen Mordfall aufzuklären. Private Befindlichkeiten hatten hier nichts verloren.
    Trave konnte als Vorgesetzter eine harte Nuss sein, und das Letzte, was Clayton wollte, war, sich seinen Chef zum Gegner zumachen, aber jetzt hatte er das Gefühl, nicht mehr anders zu können. Er musste Trave über die Verbindung zwischen seiner Frau und Osman zu fragen, und sei es auch nur, um die Dinge ein bisschen klarer zu machen, bevor sie mit den Ermittlungen fortfuhren.
    »Mr. Osman hat vorhin etwas gesagt, zu dem ich gern Ihre Meinung wüsste«, begann Clayton nervös.
    »Ja. Was denn?«, fragte Trave unkonzentriert. Er war in Gedanken offenbar immer noch bei dem Mord an Ethan.
    »Also, er sagte irgendetwas über eine Frau namens Vanessa, und ich frage mich …«
    Clayton brachte den Satz vor Schreck nicht zu Ende. Sein Chef war völlig verändert.
    »Was fragen Sie sich?«, knurrte Trave und starrte seinen Untergebenen wütend an.
    »Ich frage mich, ob … nun, ob er damit womöglich Mrs. Trave gemeint hat«, schloss Clayton mit schwacher Stimme.
    Trave schwieg für einen Moment und atmete nur heftig, doch als er antwortete, klang seine Stimme kalt und schneidend.
    »Ja, Constable, Titus Osman
hat
damit meine Frau gemeint. Die Dame, die mich verlassen hat und jetzt mit ihm zusammen ist, wie Sie ja sicherlich wissen. Sie ziehen es ja vor, während des Dienstes nicht zu arbeiten, sondern dem Tratsch auf dem Revier zu lauschen.«
    »Verzeihen Sie, Sir. Ich habe gefragt, weil ich das nicht

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