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Der König der Diamanten

Der König der Diamanten

Titel: Der König der Diamanten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Tolkien
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werden.«
    »Ich habe jemanden gebraucht, der Schmiere steht. Jemand, der das Seil festhält …«
    »Unsinn. Sie haben uns doch Ihre ganzen Heldentaten schon vorgekaut, wie Sie alles geplant haben. Und wissen Sie was? Swain wurde mit keinem einzigen Wort erwähnt. Er war der unsichtbare Mann. Aber auch der Grund für die Hilfe von außen – die Strickleitern und das Auto und das Geld. Wo haben Sie das ganze Geld her, Eddie?«, fragte Trave und hielt einen Beweisbeutel aus Plastik hoch, vollgestopft mit Geldscheinen. »Das hier sind mehr als tausend englische Pfund.«
    »Vom Glücksspiel. Fragen Sie das Mädchen. Deshalb ist sie mit mir heim. Weil sie gesehen hat, wie viel ich gewonnen habe.«
    »Heim. Oh ja, darüber habe ich auch schon nachgedacht. Wem gehörte noch mal diese Wohnung? Dem Freund eines Freundes, richtig?«
    »Ein möbliertes Zimmer. Das ist sicherer als ein Hotel. Die Leute stellen keine Fragen.«
    »Ja, da bin ich mir sicher. Aber wessen möbliertes Zimmer? Das ist es, was ich wissen will.«
    »Und das ist es, was ich nicht sage. Ich verpfeif doch meine Freunde nicht. Wie oft denn noch?«, erwiderte Eddie mit Nachdruck.
    »Er muss es nicht sagen«, warf Clayton ein, der bislang geschwiegenhatte. »Steht alles im Bericht der Kollegen aus London. Das ganze Haus besteht aus möblierten Zimmern, und sie haben mit ein paar gesprochen, die dort wohnen. Der Vermieter heißt John Birch. Am Ersten des Monats sammelt er für gewöhnlich die Miete ein. Höchstpersönlich. Hat keine Postadresse.«
    »Birch oder Bircher?«, kam es jetzt von Trave. Clayton bemerkte die plötzliche Energie in der Stimme seines Vorgesetzten. Ihm war auch nicht entgangen, dass Trave nach der Tischkante griff, als der Name fiel.
    »Ich weiß nicht genau. Könnte beides sein. Hier, sehen Sie selbst«, sagte Clayton und reichte Trave das Dokument, aus dem er vorgelesen hatte. »Der Bericht scheint in ziemlicher Eile verfasst worden zu sein.«
    Trave überflog das Blatt und sah dann Eddie scharf an. Clayton konnte sehen, dass die Zigarette in Eddies Hand jetzt wieder stark zitterte. Die Farbe war aus seinem Gesicht verschwunden.
    »Wer ist Bircher?«, fragte Trave.
    »Keine Ahnung. Nie gehört.«
    »Wie sind Sie auf das Haus gekommen?«
    »Ein Freund hat mir davon erzählt.«
    »Ein Freund. Was für ein Freund?«
    »Das sage ich nicht. Noch mal: Ich bin kein Verräter.«
    »Erzählen Sie das den alten Damen, die Sie um ihre Ersparnisse betrogen haben«, sagte Trave wütend. »Erzählen Sie das dem armen Mädchen, dem Sie gestern Abend eine Flasche übergebraten haben.«
    »Sie hat es nicht anders gewollt«, sagte Eddie mit einem schiefen Grinsen.
    »Wie bitte? Weil sie ihr Geld damit verdienen muss, dass sie mit Leuten wie Ihnen heimgeht? Sie haben wohl nicht damit gerechnet, dass sie zur Polizei geht, was? Weil sie das ist, was sie ist? Genau das war Ihr Fehler, nicht?«
    »Ich muss mir das nicht anhören«, sagte Eddie. »Ich hab’s miranders überlegt. Ich will einen Anwalt, und bis dahin sage ich nichts mehr.«
    »Befragung abgebrochen um zwölf Uhr einundreißig«, sagte Trave ungerührt, nachdem er auf seine Uhr gesehen hatte. »Sie kriegen Ihren Anwalt, Eddie, kein Problem. Aber fertig sind wir hier noch lange nicht, darauf können Sie Gift nehmen.«
     
    »Kommen Sie«, sagte Trave und blickte über die Schulter zu Clayton, während er seinen Mantel vom Haken nahm und zur Tür des Büros ging. »Wir haben allerhand zu tun.«
    »Wo gehen wir hin?«, fragte Clayton, der die Hälfte des Korridors im Laufschritt nehmen musste, um Trave einzuholen.
    »Na, was glauben Sie? Ins Archiv, um ein Foto von Bircher aufzutreiben, und dann ins Gefängnis, um Ihren Freund zu treffen. Ich hoffe, er ist noch im Dienst, wenn wir dort ankommen.«
    Sie hatten Glück. Bircher büßte gerade eine Bewährungsstrafe ab, deshalb war seine Akte vorhanden. Im Jahr zuvor war er auf freien Fuß gesetzt worden, nachdem er drei der fünf Jahre abgesessen hatte, die ihm wegen Organisation eines Strichjungen-Rings aufgebrummt worden waren, genau des Strichjungen-Rings, mit dem auch Claes zu tun gehabt hatte. Daneben schien er außerdem ein Haus mit Mädchen betrieben zu haben. Seit seiner Entlassung hatte er sich ruhig verhalten, was eine echte Leistung war, wenn man bedachte, dass er seit seinem 18. Lebensjahr – ein ganzes Vierteljahrhundert – regelmäßig Berührung mit dem Gesetz gehabt hatte, meist wegen Zuhälterei, aber auch wegen leichten Betrugs.

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