Der König Der Komödianten: Historischer Roman
ich am schnellsten über die Brücke gerannt. Trotzdem kam ich zu spät, denn als ich die Arkaden erreichte, war der Mann bereits davongeschlendert.
Als Baldassarre mich auftauchen sah, überzog ein Strahlen sein Gesicht. »Marco! Du kommst gerade richtig, mein Junge!« Er deutete auf ein Lastfloß, das vor ihm am Kai dümpelte. »Du kannst gleich mitfahren und mir dann beim Tragen helfen. Diese Dinger sind aus Eisen und unglaublich schwer.«
Diese Dinger waren vier ungefüge, fest in Sackleinen gewickelte Gegenstände, jeweils so groß wie eine mittlere Truhe. »Was ist das?«, fragte ich, von unguten Ahnungen erfüllt.
»Das sind Athanore«, erklärte Baldassarre.
Elena und Rodolfo gesellten sich im Eilschritt zu uns.
»Großvater! Du hättest uns sagen müssen, dass du weggehst! Wir haben uns Sorgen um dich gemacht!« Außer Atem wandte Elena sich an mich. »Hat er nicht vorhin noch mit jemandem gesprochen? Ich meine, ich hätte einen Mann bei ihm gesehen!«
»In der Tat«, sagte ich. »Wahrscheinlich hat er diese Athanore bei ihm gekauft.« Ich deutete auf das Floß.
Elena prallte beim Anblick der verpackten Öfen zurück. »Großvater! Wie konntest du!«
»Wie konnte ich nicht !«, gab Baldassarre nachsichtig zurück. »Es war ein hervorragendes Geschäft. Nur ein Idiot hätte es sich durch die Lappen gehen lassen. Außerdem habe ich bislang noch nichts bezahlt. Messèr Celsi hat mir bis morgen Aufschub gewährt, er will sein Geld erst, wenn ich es von dem Juden bekommen habe.«
»Der war schon da«, sagte Rodolfo grimmig. »Und er war ziemlich wütend, weil keine Öfen da waren.«
»Ach, der soll sich nicht so haben. Wir bringen ihm die Athanore gleich rüber ins Ghetto, 32 dann hat er einen Weg gespart und braucht sich nicht zu beklagen. Zumal er wirklich erstklassige Ware bekommt!«
»Woher willst du das wissen?«, fragte Elena.
»Weil Messèr Celsi mir niemals Schrott andrehen würde. Ich kenne ihn von früher.«
»Habt Ihr schon einmal mit diesem Celsi Geschäfte gemacht?«, fragte ich besorgt. »Ging es dabei vielleicht um Kämme?«
Baldassarre runzelte die Stirn. »Das habe ich leider vergessen. Ich weiß aber noch genau, dass er verlässlich war und dass ich durch ihn gutes Geld verdient habe.«
»Großvater, bist du sicher, dass es sich nicht um ein Geschäft handelte, dessentwegen du im Gefängnis warst?«, beharrte Elena.
Baldassarre schaute nachdenklich drein. »Himmel«, sagte er schließlich zweifelnd. »Da sprichst du etwas aus! Wenn es nur nicht so lange her wäre!«
Düster erwog ich, dass dieser Messèr Celsi durchaus einer von jenen Händlern sein konnte, die dazu beigetragen hatten, dass Baldassarre hinter Gittern gelandet war. Es war folglich sicherzustellen, dass der Kaufmann pünktlich sein Geld bekam, sonst würde es womöglich nur zu bald Ärger geben.
»Wie viel schuldet Ihr denn diesem Messèr Celsi?«, wollte ich wissen.
Baldassarre nannte eine Summe, und ich fiel fast in Ohnmacht. An Elenas Stöhnen erkannte ich, dass der Betrag nicht nur mir schwindelerregend vorkam.
»Aber das dafür nötige Geld kriege ich ja von dem Juden«, ergänzte Baldassarre. »Damit ist die Schuld gleichsam schon bezahlt.«
»Der Jude sprach von zwei Öfen«, sagte Rodolfo, womit er auf einen höchst widersprüchlichen Aspekt an dem Geschäft hinwies.
»Das ist ja das Gute daran!«, rief Baldassarre frohlockend. »Ich habe gleich vier gekauft, zu dem Preis, den ich mit dem Juden für zwei Stück ausgehandelt habe!«
»Dann habt Ihr keinen Gewinn gemacht«, stellte Rodolfo fest.
»Unsinn. Natürlich habe ich das. Immerhin besitze ich nun zwei zusätzliche Öfen! Ich muss nur noch einen weiteren Interessenten dafür auftreiben, und das dürfte bei der Aussicht, mit diesem neuartigen Gerät echtes Gold herstellen zu können, nicht weiter schwierig werden.«
Ich konnte mir einen Einwurf nicht verkneifen. »Wenn Ihrso sehr von dieser Möglichkeit überzeugt seid, könntet Ihr Euch das Gold doch gleich selbst machen.«
Elena musterte mich böse, doch Baldassarre lächelte nur verschmitzt. »Aber das habe ich doch vor, mein Junge! Den dritten Ofen verkaufe ich dem Meistbietenden, das bringt mir meinen Gewinn bei dem Geschäft, und den vierten werde ich zur eigenen Golderzeugung einsetzen, das ist eine schöne Option auf weitere Gewinne und somit eine Investition, die über jeden Zweifel erhaben ist.«
Elena und ich tauschten Blicke, und als Rodolfo vorschlug, wir sollten doch alle
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