Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der König Der Komödianten: Historischer Roman

Titel: Der König Der Komödianten: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
Vom Netzwerk:
Essen im Portego alles für die anstehende Aufführung vorbereiteten. »Vielleicht sollten wir auch gleich eine neue Colombina suchen. Franceschina wird bald wie ein Fass aussehen.«
    Hastig gab ich ihr ein Zeichen, denn soeben näherte sich Franceschina, doch Elena, die sich die Schuhe schnürte, bemerkte meinen Wink nicht.
    »Von Tag zu Tag wird sie dicker. Vor allem, seit sie mit dem ständigen Spucken aufgehört hat.«
    Franceschina blieb hinter ihr stehen, die Hände in die Hüften gestemmt. »Gewisse Gören, die nur aus Haut und Knochen bestehen, sollten den Mund nicht zu voll nehmen! Lass dir eines sagen, mein Fräulein: Männer mögen ordentliche Rundungen, denn sie liegen gern weich und schätzen auch was zum Anfassen! Besser ein gut gepolstertes Sofa als ein flacher harter Schemel!« Mit hoch erhobenem Kopf rauschte sie von dannen.
    Elena war rot angelaufen und blickte mich anklagend an. »Du hättest mir ruhig sagen können, dass sie da steht!«
    Bevor ich ihr beteuern konnte, dass ich genau das versucht hatte, wandte sie sich ab und rannte in ihre Kammer.
    »Weiber«, sagte Rodolfo hinter mir. »Der Mann, der die Denkweise der Frauen versteht, muss erst geboren werden.«
    Cipriano kam herangeschlendert und hörte die letzten Worte. »Frauen denken nicht so viel anders als Männer. Sie legen Wert auf gutes Aussehen und möchten dafür gewürdigt werden.«
    »Hmpf«, machte Rodolfo. »Das nächste Mal kann Marco ja zu Elena sagen, dass nicht jeder Mann ein dickes Sofa braucht.« Er zwinkerte. »Obwohl ich persönlich nichts dagegen einzuwenden habe. Es darf ruhig schön federn.«
    Indigniert schüttelte Cipriano den Kopf. »Männer«, murmelte er, bevor er sich zurückzog, um sich für die Aufführung umzukleiden.
    Zu unser aller Erleichterung kehrte kurz vor Beginn der Vorstellung Caterina zurück. Sie machte einen erschöpften und unzufriedenen Eindruck. Niemand wagte, sie anzusprechen, obwohl sicherlich nicht nur in mir eine Menge Vorwürfe und Fragen brodelten. Wortlos verschwand sie in ihrer Kammer und zog sich für die Vorstellung um. Die Truppe konnte nun doch die Lustige Brautwerbung aufführen, was schon deshalb wichtig war, weil es das beliebteste Stück der Truppe war und Cipriano es außerdem wie üblich tagsüber in der Stadt angekündigt hatte. Die Besucher schätzten es nicht sonderlich, wenn das Programm umgestoßen wurde.
    Zu meiner Überraschung wurde das Stück ein voller Erfolg. Obwohl die Laune aller vor der Aufführung nicht miserabler hätte sein können, übertrafen sich die Truppenmitglieder gegenseitig bei ihren Darbietungen.
    Schon die Einführung glückte bis ins letzte Detail. Elena war die reine Augenweide auf dem Seil, jeder Überschlag und jeder Spagat gelangen mühelos, und bei ihrem Abgang vollführte sie einen gedrehten Salto, den ich so noch nicht gesehen hatte. Den Zuschauern entwich ein einstimmiger Aufschrei – und mir ein herzhafter Fluch, weil sie so tollkühn ihren Hals riskierte.
    Franceschina warf die brennenden Fackeln in einer atemberaubenden Jonglage fast bis zu der hohen Decke hinauf, bis sich vor unseren Augen ein fließender, funkelnder Feuerbogen zu entfalten schien, allein in Bewegung gehalten von der magischen Macht ihrer Hände.
    Baldassarre riss das Publikum mit sprühendem Witz und gekonnten neuen Reimen zu Ausrufen der Begeisterung hin. Rodolfo stellte als Capitano alles bisher Dagewesene in den Schatten. Seine Lazzi waren von so ausgesuchter Komik, dass nicht nur die Zuschauer sich vor Lachen krümmten, sondern sogar Elena, die sonst nicht leicht zu beeindrucken war, auf offener Bühne Tränen lachte, bis ihre Pedrolino-Schminke völlig zerlaufen war.
    Cipriano gab den Lelio mit solcher Inbrunst, dass die Menge zu einem einzigen entzückten Seufzer wurde, sobald er die Stimme erhob. Seine Lieder klangen betörender denn je, sein Lautespiel war von vollendeter Kunstfertigkeit, und sein nackter Oberkörper schimmerte im Schein der Kerzen wie eine immerwährende Verheißung – wobei diese Beschreibung nicht auf meinem Urteil fußte, sondern auf dem geflüsterten Kommentar einer Frau, die während der Aufführung direkt hinter mir stand.
    Vor allem Caterina, die mit ungewohnt verschlossener Miene aus ihrer Kammer in den Portego gekommen war, veränderte sich auf erstaunliche Weise, als ihr Auftritt begann. Ihre ganze Haltung straffte sich, und ihr Gesicht schien förmlich zu leuchten. Die Geste, mit der sie ihr Haar zurückwarf, war ebenso lockend wie

Weitere Kostenlose Bücher